Bogenjagd, Vorderlader-Jagd und die Praxis

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Moin,

eigentlich wollte ich mich ja raushalten, aber ich möchte doch nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass wir uns in der jagdfreien Zeit befinden. Und da ist schon so mancher Wiedergänger auferstanden. Das Thema "Bogenjagd" ist dafür nur ein Beispiel (mMn).

Aber jeder Jeck ist eben anders :cool:.

munter bleiben!!

hobo

Hasi,
wo jagst Du denn, dass da jagdfreie Zeit ist?
Gruß-Spitz
 
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.....Man kann genauso gut fragen, wieso jemand lieber SUV als Sportwagen faehrt.....

Bei der Jagd werden Wirbeltiere getötet, das verpflichtet den Jäger und unterscheidet Jagd von anderen Hobbys, bei denen reine Geschmacksfragen oder Vorlieben am Ende kein Lebewesen zu Tode quälen, wenn es mal nicht so gut funktioniert.

.....In meiner aktiven archery Zeit habe ich jede Woche, das ganze Jahr durch, mit Bogenjaegern trainiert. Das waren cracks mit jahrelanger Erfahrung, die ihr Handwerk beherrschten.
Keiner von denen haette leichtfertig einen Schuss angetragen...

Das mag ja sein. Aber auch jagdliche Leistungen sind normalverteilt und Cracks sind nur die besten ca. 5%. Die große Masse macht ab und zu Fehler (siehe mein verlinktes Video) und das hat bei Pfeilschüssen ganz häßliche Konsequenzen, die nicht sein müssen, weil es bessere Optionen zum Treffen gibt.

....Schlechte Schuetzen oder Fehlschuesse gibt es sowohl bei Bogen- als auch bei Buechsenschuetzen. Kann sich keiner von freisprechen. Da kann die Ausruestung noch so gut sein.

Klar, aber wenn die Ausrüstung so gewählt wird, dass sie dem Jäger optimale Unterstützung für präzise Schüsse liefert, ihm das Treffen einfacher stzatt schwerer macht, muss man sich bei Krankschüssen nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass das Tier nur wegen einer "sportlichen Spinnerei" leiden musste. Wer alle technischen Möglichkeiten für höchst präzises Treffen nutzt, sich keine künstlichen Handycaps auferlegt, hat wenigstens alles unternommen, schlechte Treffer zu vermeiden. Der Sportjäger mit "Handycap-Waffen", die ein Vielfaches an Training erfordern, um wenigstens einen Bruchteil der Treffsicherheit einer Präzisionsbüchse mit Zielfernrohr zu erreichen, kann das nicht von sich behaupten.

Kannst Du meine Überlegungen verstehen?
 
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Kannst Du meine Überlegungen verstehen?

Ja, Stoeberjaeger, das kann ich. Ich verstehe aber auch, aus "welcher Ecke" Du kommst. Ich schaetze Dich ein als einen technisch sehr versierten Jaeger, der sehr viel trainiert und ein Hoechstmass an tech Unterstuetzung zur Erlangung seines Zieles einsetzt.

Nur sollte man das versierten Bogenjaegern nicht von vorneherein absprechen.
So wie es auch leider Buechsenjaeger gibt mit dem besten equipment, die kein Scheunentor treffen koennen.

Das einzige, was es auf beiden Seiten zu beklagen gibt, ist die fehlende Selbsteinschaetzung, ob man vom Koennen her wirklich schon bereit ist, auf ein Lebewesen zu schiessen.
 
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Bei der Jagd werden Wirbeltiere getötet, das verpflichtet den Jäger und unterscheidet Jagd von anderen Hobbys, bei denen reine Geschmacksfragen oder Vorlieben am Ende kein Lebewesen zu Tode quälen, wenn es mal nicht so gut funktioniert.?

Mir war klar, dass Du mir das Argument zerreisst. Aber ich glaube, Du hast auch mich verstanden, was ich damit meinte. ;)
 
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Ich bin bei dem Thema ziemlich hin- und hergerissen zwischen Stoeberjaegers Definition von Jagd und Waidgerechtigkeit auf der einen Seite und einer eher Ortega'schen Lust am Nachstellen, dem Wild mehr Chance lassen...

Wo ich mir aber ziemlich sicher bin ist, dass viele der Bogenjagdgegner die Tötungswirkung ihrer Büchsenschüsse ziemlich überschätzen. Nicht alles, was umfällt, ist tot... wenn wir mit der Büchse auf maximal 30-40 Meter jagen würden, würden wir viel das Sterben auch viel intensiver erleben anstatt es aus sicherer Entfernung zu tabuisieren.
 
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.....so frage ich mich immer, warum schleppt jemand einen uralt Drillingmit 6x42 in den Wald, er doch mit der SLB und elektronischem ZF viel besser jagen könnte!

Das frage ich mich auch, ist ein ähnlicher "Spleen".

Wer auf Distanz ein Wirbeltier erschießen möchte (und das macht Jagd aus), wer diesem Tier keine vermeidbaren Leiden zufügen und es in jedem Fall so präzise treffen möchte, dass es auf der Stelle verendet, macht sich logischwer Weise intensive Gedanken um die bestmögliche Bewaffnung, die er erreichen kann. Aus diesem Grund haben sich Waffen seit Anbeginn der Jagd (und der Kriege) weiter entwickelt.

Die Antwort ist...weil er es kann und das Wild viel mehr Chancen hat! ....

Und wer kann es mit einem Bogen ebenso gut wie mit einer Zielfernrohrbüchse? Lars Andersen vielleicht, oder Byran Ferguson. Aber Hubertus Lodengrün?

Hier stellen sich vier Bogen-Extrem-Cracks dem staunenden Publikum vor und erklären, wie man richtig trifft. Ergebnis: 4 Schuss, zwei gute Treffer, einmal weidwund und einen Laufschuss. Wenn das die Extrem-Cracks sind, dann möchte ich nicht wissen, was Otto-Normalo mit dem Bogen im Revier anrichtet.

Wenn man Wild gern "viel mehr Chancen" geben möchte, was ich großartig finde, bleibt man besser zuhause und spielt Schach oder guckt Fußball. Wenn man aber jagt, soll Wild schnell sterben, möglichst ohne den Jäger zu bemerken und nicht nur dauernd vergrämt werden, in unseren kleinen Revieren.

 
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Mir war klar, dass Du mir das Argument zerreisst. Aber ich glaube, Du hast auch mich verstanden, was ich damit meinte. ;)

Ich weiß genau was Du meinst! :)

Was man mag, beurteilt man nicht mehr sehr kritisch und fischt alle klugen (und blöden) Argumente herbei, die das bestätigen sollen, was man gern hätte. ;)
 
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Was man mag, beurteilt man nicht mehr sehr kritisch und fischt alle klugen (und blöden) Argumente herbei, die das bestätigen sollen, was man gern hätte. ;)

Den Verdacht habe ich bezüglich der Tötungswirkung des Büchsenschusses... Natürlich sagen uns der gesunde Menschenverstand, die Physik und der Blick auf die Wirkung im Wildkörper, dass er schneller tötet als ein Pfeil.

Wer sein "blitzartig" zusammengebrochenes Reh länger als üblich durch die Optik beobachtet und auf kleine Details achtet wird öfter mal sehen, dass sich ein Lauf noch streckt, sich die Kammer noch einmal hebt... und das Sterben doch öfter mal länger dauert als wir uns (und der Öffentlichkeit) einzureden versuchen.
 
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....Nicht alles, was umfällt, ist tot... wenn wir mit der Büchse auf maximal 30-40 Meter jagen würden, würden wir viel das Sterben auch viel intensiver erleben ....

Ich meine, nach > 40 intensiven Jägerjahren eine ganze Menge Wild sterben sehen zu haben. Mal nah, mal weit. Auch einige in Zeitlupenaufnahmen. Fazit: am wenigsten Probleme sehe ich beim Einsatz von Repetierbüchsen mit geeigneter Jagdmunition. Deshalb verwende ich genau die.

Mir ist völlig klar, dass einige Jäger davon gelangweilt und auf der Suche nach einem intensiveren Erlebnis und stärkeren Kick sind. Das kann ich auch verstehen, lehne aber Methoden ab, bei denen im unglücklichen Fall das Wild die Zeche dafür zahlt, dass ein Adrenalin-Junkie-Jäger mal etwas Besonderes erleben wollte. Wer die Herausforderung sucht, sich auf 25m an seine aufmerksame Beute heranpirschen zu wollen, wird doch von niemandem abgehalten. Macht doch Henrik Lott mit seiner Obsession der ausschließlichen Kimme&Korn-Jagd vor. Das scheint aber nicht zu reichen, der Bogenjäger möchte sich oder der Welt beweisen, dass er auch mit einem Bogen trifft und möchte den Wildkörper mit einem Pfeil durchbohren, die Lunge zerschneiden, sonst stellt sich offenbar kein Glücksgefühl ein. Einen Schock mit blitzartigem Zusammenbrechen, wie er oft von schnellen Geschossen ausgelöst wird, gibt es beim Pfeilschuss in die Lunge nicht.
 
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Den Verdacht habe ich bezüglich der Tötungswirkung des Büchsenschusses...

Nein, wir schießen nicht mit modern auf Tötungswirkung optimierten Jagdgeschossen, weil alle Jäger und Ballistiker die Augen vor der Realität verschließen, sondern weil:

.....Natürlich sagen uns der gesunde Menschenverstand, die Physik und der Blick auf die Wirkung im Wildkörper, dass er schneller tötet als ein Pfeil....

es genau so ist. ;)
 
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@Stoeberjaeger: Du liegst bestimmt nicht ganz falsch - vermutlich geht es mehr um das "mit einem Bogen treffen" als das "Lunge zerschneiden", so erkläre ich mir, dass doch deutlich mehr mit Bogen gejagt wird als mit Armbrüsten. Letztere hätten den Pfeil-Effekt aber die einfachere Bedienung, oder?
 
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Nein, wir schießen nicht mit modern auf Tötungswirkung optimierten Jagdgeschossen, weil alle Jäger und Ballistiker die Augen vor der Realität verschließen, sondern weil:

es genau so ist. ;)

Sorry falls ich mich nicht klar ausgedrückt habe: In keinster Weise will ich in Abrede stellen, dass ein Büchsenschuss schneller tötet als ein Pfeil (und das ist, was zählt)! Ich störe mich nur an dem gern verwendeten "blitzartig", "im Knall verenden" und ähnlichen Formulierungen.

Ist aber auch gar nicht wichtig, nur Wortklauberei meinerseits...

Ich finde, beides sollte erlaubt sein aber mit gegenüber heute erhöhten Anforderungen an Üben und Treffen. Die Sorge, dass in Deutschland flächendeckend mit dem Bogen gejagt würde, habe ich überhaupt nicht. :D Das wird die relative Erfolglosigkeit durch lange Jagdzeiten, kleine Reviere und dementsprechend heimliches Wild schon verhindern.

Hund will raus... schönen Abend allerseits!
 

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