Ein Unternehmen ist umso erfolgreicher, je mehr es in der Grauzone arbeiten kann. Ein Mafiazweigbetrieb hat andere Gewinnspannen als der Gemüsehändler. Die Effektivität einer Drückjagd hängt von verschiedenen Punkten ab, und wenn der Wildbestand nicht so hoch ist, der Bewuchs schwierig zum Jagen ist oder wenns zum Ansprechen nicht reicht (zeitlich, geistig) , dann bohren wir einfach die moralischen Bedenken gegenüber diese oder jene nicht tierschutzgerechte Handlungsweise dementsprechend auf, dass das Ergebnis wieder passt und die Veranstaltung auch noch Spaß macht.
Wir machen uns damit angreifbar in jeder Hinsicht. Bis einer kommt und mit der Pille oder sonstwas die Sache regelt. Es ist allen überhaupt nicht bewußt was wir da verzapfen.
Jagd ist ein Handwerk. Schlechte Handwerker bekommen keine Aufträge mehr. Auf der Jagd ist das anders. Gleichgesinnte finden sich immer wieder zusammen.
Ich habe vielleicht das Glück mir die Drückjagden aussuchen zu können, so halten sich die hier geschilderten "Feinheiten" in Grenzen. Was die Effektivität angeht, ich komm eben nur auf ungefähr jedes 4. Reh zu Schuß weil alles paßt. Das heißt nicht dass ich nicht auch schon was falsches geschossen habe. Aber wenn mir einer sagt: Bei jeder 3. Sau lang ich einfach daneben....da kann ich machen was ich will 8)
Ich meine das kommt daher, weil der einzelne auch keine Notwendigkeit sieht sein Tun mal aus der Sicht eines Nichtjägers zu betrachten. Er hält sich für über den Dingen stehend.
Ich sage zu meinen Jungjägern: Jagt so, wie wenn immer ein Mensch der Euch sehr nahe steht (Familienangehöriger, Partner) oder der Amtstierarzt neben Euch sitzt. Wenn Ihr nach dem Schuss diesen Menschen gerade in die Augen blicken könnt, dann war es ok.
Wenn die Milch über den Handrücken plätschert und jeder Kundige weiß, dass jetzt ein verwaistes Kalb herumrennt, das im folgenden Frühsommer mit 24 kg aufgebrochen (Rotwild!) zur Strecke kommt.
Aber der Wald ist groß und schweigt. Der Wald oder auch das Maisfeld muss gerettet werden, eine weitere Begründung für jede Sauerei. Ich hatte in der Vergangenheit als Schweißhundführer die Möglichkeit viele Menschen kennenzulernen, auch mal etwas tiefer in sie hineinzublicken. Ich glaube einigen das Märchen vom Waldretter nicht mehr, da steckt was anderes dahinter.
Ein paar Gedanken einen Tag vor Heilig Abend, die vielleicht nicht so ganz passen.
Ich wünsche Euch trotzdem ein frohes Fest!
C.