Kannst du doch genau festmachen. Das "E" fiel bei der Anerkennung durch die FCI 1975 weg (+ ein paar Jahre für die Traditionalisten, vielleicht...), weil gleichzeitig Österreich als Herkunftsland akzeptiert wurde. Das Erzgebirge war ja lediglich der Hauptzuchtort im frühen 20. Jahrhundert.
Richtig, aber rein inhaltlich irgendwie gemein / falsch.
Die Össis bekamen die Anerkennung ohne "E" durch, weil die damalige Grenze zum Ostblock die Zuchtgebiete in der DDR und der Tschecheslowakei abtrennte und kein genetischer Austausch mehr stattfand.
Das hat sich vor gut 20 Jahren aber geändert.
Nach wie vor werden in Tschechien, Slowenien und Rumänien ganz hervorragende ADBr gezüchtet, die nicht nur auf Grund ihres etwas schwereren Phänotyps die Bezeichnung "AEDBr" verdienen würden, sondern auch, weil sie wieder beide gen. Stämme in sich tragen, da sowohl Zuchtpartner aus Österreich wie auch aus Deutschland verwendet werden.
(Man kann die Parallele zum HS/BGS ziehen => der HS fürs Flachland, der geländegängigere BGS für das Bergland, der BGS mit manchmal verschwimmenden Grenzen.)
Rein züchterisch betrachtet liest sich das zunächst mal wie eine durchwegs erfreuliche Entwicklung - nichts ist besser als ein breiter, in verschiedenen "Stämmen" durchgezüchteter Genpool - hat aber einen kleinen, etwas unschönen Haken:
Während die ADBr rein auf Leistung und Bedarf gezüchtet wird und damit die Welpen schon fast eine gen. bedingte Qualitätsgarantie in sich tragen, wird in den ehem. Ländern des Ostblocks deutlich mehr Wert auf Abdeckung des Bereichs "Schönheitszucht" gelegt, eine Entwicklung, die z. B. auch die Teckelei oder die Weimaraner-Zucht genommen hat und die den Welpenkauf von Gebrauchshunden manchmal erschwert.
Ich muß zugeben, hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust.
Einerseits habe ich als Züchter von Westf. Dachsbracken schmerzhaft gelernt, welche fatalen Folgen eine zu enge Zuchtbasis haben kann, andererseits dreht mir der Gedanke, so hochveranlagte und arbeitswilllige Hunde wie die ADBr, egal ob aus Österreich, Deutschland, Tschechien usw. könnten bei Nichtjägern landen, "nur" um die Zuchtbasis breit zu halten, ein wenig den Magen um.
Die FCI hat übrigens der Entwicklung Rechnung getragen und die ADBr - Zucht in den ehemaligen "Ostblock - Ländern" anerkannt.
Ganz zum Schluß noch etwas Spekulation.
Die ADBr firmiert neben HS und BGS als dritte Schweißhundrasse und sie beweist Tag für Tag, dass sie diese Einstufung zu Recht trägt. Diese Einstufung setzte seinerzeit voraus, dass die typischen Vertreter der Rasse das ges. Beutespektrum suchen, finden, stellen und ggf. niederziehen können solle.
Ich hatte vor Jahren das zweifelhafte Vergnügen, einen ausgewachsenen HS beim Stellen eines Rothirschs der mittl. Altersklasse zu sehen. (Für Hirsch, HF und mich ein etwas zweifelhaftes Vergnügen, nur der Hund fand es in Ordnung.)
Nun bin ich kein Rotwildkenner, aber ich habe RW sowohl in den Alpen wie auch in Nordhessen, in der Heide und dem Solling gejagt und kenne die unterschiedlichen Gewichtsklassen. In Bezug auf Stellen und Niederziehen ergeben sich da doch gel. kleine, aber feine Unterschiede, könnte ich mir vorstellen. Diesbezüglich könnte etwas mehr "Kampfgewicht", wie es die östlichen Schläge häufig mitbringen, doch von Nutzen sein.