- Registriert
- 16 Jan 2003
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Danke für Procedure.
Hier mein Statement :
Habe schon vieles probiert und jagdlich verwendet. Meine Ansicht ist dabei folgende: Je größer das Wild und je besser die Lichtverhältnisse, um so weniger spielt das Absehen eine Rolle.
Bei kleinem Wild eine Binsenweisheit: das Absehen (die eigentliche Zielmarke) sollte kleiner/dünner sein als das Ziel. Gilt für Wild wie für die Scheibe. Bei letzteren gibt es für jede Scheibenspiegel besonders geeignete (Sport-)Absehen.
Jagdlich ist das ähnlich, denn auf einen Hasen oder Fuchs würde ein „dicker" Schwarz- oder Rotpunkt das Ziel verdecken. Im Extrem ist nicht mehr sicher gestellt, ob das anvisierte Wild (Katzenkopf im Rübenfurche) im Schuss überhaupt noch „hinter" dem Punkt sitzt, wie das beim alten Absehen 5 der Fall war.
Fadenkreuz(FK-)absehen werden nicht ohne Grund international am meisten verwendet. Hier spielen jedoch die jeweiligen Jagdgesetze herein. Beispiel USA wo Nachtjagd verboten ist.
Am Tage lassen sich selbst so kleine Ziel wie Präriehunde mit feinsten FK-Absehen anvisieren. So feine Absehen kämen bei uns evtl. im Gebirge auf Murmel in Frage, wo ebenfalls nur am Tage gejagt wird. Auch bei Tageslichtweitschüssen in der Prärie, Steppe oder im Gebirge auf Wild ab Gamsgröße sind feine FK-Absehen (z.B in 10-fachen Zielfernrohren ) sehr vorteilhaft. Dicke FK können dagegen auf kleines Wild selbst am Tage zu grob sein.
Am Tage kann das Stachelabsehen seinen Vorteil bei GEE bzw. Fleckschuss ausspielen, denn die Stachelspitze ist feiner als der Schnittpunkt eines „normalen" FK. Aber schon beim Höherhalten verdeckt der Zielstachel kleine Ziele und die „Feinheit" relativiert sich wieder.
Nachts wird nicht auf Schusspflaster geschossen! Daher sieht die Sache bei Stachelabsehen ganz anders aus, denn die feine Spitze geht „verloren", was zu unbewusst höherem Anhalten führt und einen Fuchs überschießen lässt, oder bei Rehen zu Rücken- oder Krellschüssen führt. Wegen des Fehlens des Querfadens bei den meisten Stachelabsehen fehlt die Kontrollmöglichkeit wie hoch man im Wildkörper ist. Die 2er-Absehen, ob mit flachem oder spitzem Stachel haben die Zielmarke über dem Faden, so dass dieser unter dem eigentlichen Visierpunkt liegt, was bei kleinen Zielen dann den seitlich ins laufenden Faden nicht mehr als genauen Hilfspunkt nutzbar macht.
In der Nacht ist bei unbeleuchteten Absehen das FK dem Zielstachel überlegen.
Bei nicht zu dünnen Fäden lässt es sich gut im Wildkörper ausrichten. Bei kleinem Wild ist die hohe Vergrößerung genau so wichtig wie die Helligkeit. Der große Abstand der Querbalken erschwert die exakte Höhenausrichtung von Stachelabsehen auf kleinem Wild.
Für weite Füchse und Rehe verwende ich seit 9 Jahren ein S&B 12x56 (nicht variabel!!) das mir bei der Tag-, Dämmerungs- und vor allem Nachtjagd mit seinem „dicken" Fadenkreuz bis auf 200 m Erfolge gebracht hat, die ich bis dahin nicht ansatzweise zu verzeichnen hatte. Nicht zuletzt die Übereinstimmung mit dem 12x63 von Optolyth führe ich darauf zurück.
Das Redfield 4x12x40 mit feinem Duplexabsehen auf meiner Hornet „streikt" im Mond schon bei 100 m. Für „großes" Schwarzwild tut es natürlich auch ein 8x56, variable Gläser bis zu 12-fach sind zwangsläufig vielseitiger aber auch teuerer. Aber auch hier sehe ich mehr Vorteile beim FK als beim Stachel.
Ganz anders verhält es sich mit den (funktionierenden) Leuchtabsehen! Hier spielen die ganzen Hilfslinien, Fäden, Striche und Kreise keine Rolle mehr. Wo die leuchtende Zielmarke hinzeigt, trifft (wenn nicht gemuckt wird) die Kugel. Ob Spitze, Punkt oder Kreuz, in der Nacht reicht es für sich allein völlig aus. Das ist der eigentliche Vorteil der Leuchtabsehen. Nachahmungen von Flugzeug- oder Flakvisieren mit allem möglichen Schnickschnack sind jagdlich eher von Nachteil, weil sie vom Wesentlichen ablenken.
Wichtig ist jedoch, dass keinerlei Überstrahlung des Zielbildes erfolgt, was nicht alle Fabrikate vorweisen können und dass sich die Dimmung bis „fast gegen Null" regulieren lässt und der Leuchtpunkt rund bleibt. Obwohl es vielleicht nicht „einleuchtet", sind lichtstarke Zielfernrohre mit Leuchtabsehen mehr für die Nachtjagd auf nahes größeres Wild, als auf weites kleines.
Etwas anderes sind die Tages-LA wo sich die Leuchtmarke (welche auch immer), klar auch bei hellem Licht, z.B. Drückjagd auf Schalenwild, abheben muss und daher nicht zu fein oder Punkt nicht zu klein sein sollte, z.B. Flash Dot, Varipoint. Absehen die nur aus einem Punkt bestehen, sollten wenigstens einen Querfaden haben, um bei Stromausfall schneller in der Höhe ausgerichtet werden zu können.
Zugegeben, für ein Posting etwas umfangreich geworden, aber die Materie lässt sich nicht in einem Satz erklären. Sicher wird mancher Einwände vorbringen, aber auf Grund über 40jähriger Erfahrung bin ich eben zu dieser Erkenntnis gekommen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei seinen Entscheidungen weiter oder bestätigt (oder widerlegt) die Meinungen anderer Foristi.
[ 28. Juni 2003: Beitrag editiert von: Sir Henry ]
Hier mein Statement :
Habe schon vieles probiert und jagdlich verwendet. Meine Ansicht ist dabei folgende: Je größer das Wild und je besser die Lichtverhältnisse, um so weniger spielt das Absehen eine Rolle.
Bei kleinem Wild eine Binsenweisheit: das Absehen (die eigentliche Zielmarke) sollte kleiner/dünner sein als das Ziel. Gilt für Wild wie für die Scheibe. Bei letzteren gibt es für jede Scheibenspiegel besonders geeignete (Sport-)Absehen.
Jagdlich ist das ähnlich, denn auf einen Hasen oder Fuchs würde ein „dicker" Schwarz- oder Rotpunkt das Ziel verdecken. Im Extrem ist nicht mehr sicher gestellt, ob das anvisierte Wild (Katzenkopf im Rübenfurche) im Schuss überhaupt noch „hinter" dem Punkt sitzt, wie das beim alten Absehen 5 der Fall war.
Fadenkreuz(FK-)absehen werden nicht ohne Grund international am meisten verwendet. Hier spielen jedoch die jeweiligen Jagdgesetze herein. Beispiel USA wo Nachtjagd verboten ist.
Am Tage lassen sich selbst so kleine Ziel wie Präriehunde mit feinsten FK-Absehen anvisieren. So feine Absehen kämen bei uns evtl. im Gebirge auf Murmel in Frage, wo ebenfalls nur am Tage gejagt wird. Auch bei Tageslichtweitschüssen in der Prärie, Steppe oder im Gebirge auf Wild ab Gamsgröße sind feine FK-Absehen (z.B in 10-fachen Zielfernrohren ) sehr vorteilhaft. Dicke FK können dagegen auf kleines Wild selbst am Tage zu grob sein.
Am Tage kann das Stachelabsehen seinen Vorteil bei GEE bzw. Fleckschuss ausspielen, denn die Stachelspitze ist feiner als der Schnittpunkt eines „normalen" FK. Aber schon beim Höherhalten verdeckt der Zielstachel kleine Ziele und die „Feinheit" relativiert sich wieder.
Nachts wird nicht auf Schusspflaster geschossen! Daher sieht die Sache bei Stachelabsehen ganz anders aus, denn die feine Spitze geht „verloren", was zu unbewusst höherem Anhalten führt und einen Fuchs überschießen lässt, oder bei Rehen zu Rücken- oder Krellschüssen führt. Wegen des Fehlens des Querfadens bei den meisten Stachelabsehen fehlt die Kontrollmöglichkeit wie hoch man im Wildkörper ist. Die 2er-Absehen, ob mit flachem oder spitzem Stachel haben die Zielmarke über dem Faden, so dass dieser unter dem eigentlichen Visierpunkt liegt, was bei kleinen Zielen dann den seitlich ins laufenden Faden nicht mehr als genauen Hilfspunkt nutzbar macht.
In der Nacht ist bei unbeleuchteten Absehen das FK dem Zielstachel überlegen.
Bei nicht zu dünnen Fäden lässt es sich gut im Wildkörper ausrichten. Bei kleinem Wild ist die hohe Vergrößerung genau so wichtig wie die Helligkeit. Der große Abstand der Querbalken erschwert die exakte Höhenausrichtung von Stachelabsehen auf kleinem Wild.
Für weite Füchse und Rehe verwende ich seit 9 Jahren ein S&B 12x56 (nicht variabel!!) das mir bei der Tag-, Dämmerungs- und vor allem Nachtjagd mit seinem „dicken" Fadenkreuz bis auf 200 m Erfolge gebracht hat, die ich bis dahin nicht ansatzweise zu verzeichnen hatte. Nicht zuletzt die Übereinstimmung mit dem 12x63 von Optolyth führe ich darauf zurück.
Das Redfield 4x12x40 mit feinem Duplexabsehen auf meiner Hornet „streikt" im Mond schon bei 100 m. Für „großes" Schwarzwild tut es natürlich auch ein 8x56, variable Gläser bis zu 12-fach sind zwangsläufig vielseitiger aber auch teuerer. Aber auch hier sehe ich mehr Vorteile beim FK als beim Stachel.
Ganz anders verhält es sich mit den (funktionierenden) Leuchtabsehen! Hier spielen die ganzen Hilfslinien, Fäden, Striche und Kreise keine Rolle mehr. Wo die leuchtende Zielmarke hinzeigt, trifft (wenn nicht gemuckt wird) die Kugel. Ob Spitze, Punkt oder Kreuz, in der Nacht reicht es für sich allein völlig aus. Das ist der eigentliche Vorteil der Leuchtabsehen. Nachahmungen von Flugzeug- oder Flakvisieren mit allem möglichen Schnickschnack sind jagdlich eher von Nachteil, weil sie vom Wesentlichen ablenken.
Wichtig ist jedoch, dass keinerlei Überstrahlung des Zielbildes erfolgt, was nicht alle Fabrikate vorweisen können und dass sich die Dimmung bis „fast gegen Null" regulieren lässt und der Leuchtpunkt rund bleibt. Obwohl es vielleicht nicht „einleuchtet", sind lichtstarke Zielfernrohre mit Leuchtabsehen mehr für die Nachtjagd auf nahes größeres Wild, als auf weites kleines.
Etwas anderes sind die Tages-LA wo sich die Leuchtmarke (welche auch immer), klar auch bei hellem Licht, z.B. Drückjagd auf Schalenwild, abheben muss und daher nicht zu fein oder Punkt nicht zu klein sein sollte, z.B. Flash Dot, Varipoint. Absehen die nur aus einem Punkt bestehen, sollten wenigstens einen Querfaden haben, um bei Stromausfall schneller in der Höhe ausgerichtet werden zu können.
Zugegeben, für ein Posting etwas umfangreich geworden, aber die Materie lässt sich nicht in einem Satz erklären. Sicher wird mancher Einwände vorbringen, aber auf Grund über 40jähriger Erfahrung bin ich eben zu dieser Erkenntnis gekommen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei seinen Entscheidungen weiter oder bestätigt (oder widerlegt) die Meinungen anderer Foristi.
[ 28. Juni 2003: Beitrag editiert von: Sir Henry ]