Weibliches Rehwild auf Drückjagd

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Zum Thema „innerartlicher“ Stress, der hier immer als Faktor für geringe Gewichte angeführt wird: Wie äußert sich das? Wurden hierbei mal Cortisolproben genommen? Oder wurde das von anderen Arten / Gefangenschaft analog übertragen?
Persönliche Erfahrungen in Revieren mit hohen Beständen von Rehwild beim Schwarzwildansitz an Äsungsflächen: Teilweise treten auf 5ha 20-30 Rehe aus, ohne dass diese sich gegenseitig „jagen“ oder ständig zueinander sichern, eher scheinen sie friedlich zu coexistieren oder sehen sich als zusätzliche Sicherheit. Von Stress oder innerartlicher Konkurrenz nichts zu merken, zumindest mit meinen menschlichen Sinnen und Beobachtung durch WBK. Daher die Frage: Ist das dann eher ein Burgfrieden da Äsungsfläche und sieht in den Einständen anders aus?
Meiner Einschätzung nach korreliert das Wildpretgewicht mit dem Habitat und der vorhandenen Nahrungsmenge - bei schlechter Äsung ist ein geringerer Wildbestand dann sicherlich angebracht.
Innerartlicher Stress zeigt sich v.a. an der körperlichen Kondition des einzelstückes bzw. dem Durchschnittsgewicht. Ausreißer nach oben und unten gibt es immer unabhängig vom innerartlichen Stress, aber die Durchschnittsgewichte sprechen für sich.
Daneben darf man auch nicht vergessen, dass das Wild nicht das ganze Jahr territorial ist. Das zeigt sich v.a. bei den Feldrehen: Da Nahrung im Überfluss da ist (Wintergrünung, Wintersaaten von Getreide und Raps) ist es fürs einzelne Reh von vorteil, sich einem größeren Sprung im Feld anzuschließen, da es Vorteile bei der Feindvermeidung hat. Selbiges gilt auch für Wintersprünge, die tagsüber in den Wald ziehen. Im Frühjahr und Sommer sind die selben Geißen und Böcke hingegen sehr intolerant gegenüber anderen Rehen, ja selbst der eigene Nachwuchs wird vertrieben.
Waldrehe hingegen sind oft auch im Winter gegenüber anderen Rehen nicht verträgich, da wird mitunter auch die eigene Brombeerhecke verteidigt.
Hohe Wilddichten sind auch anfälliger für hohe Parasitierungsraten (z.B. Dasselfleigen).

Um nochmal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: @Liam gohl: Wenn Rehe frei sind und auch einzelne weibliche Stücke geschossen werden sollen, dann nutze jede günstige Gelegenheit. Es droht keinerlei strafrechtliche Konsequenz, denn im fortgeschrittenen Herbst ist die Führung durch die Geiß nicht mehr erforderlich. Wäre es aders, wären schon tausende Jäger ihre Lizenz los.
Das ist ähnlich wie bei Hasen, Füchsen, Enten, und eigentlich allem anderen Niederwild. Wenn man Wild an einem Tag durch die Landschaft scheucht, dann sollte auch möglichst viel Strecke gemacht werden, damit der Jagddruck hinterher deutlich reduziert werden kann. Alles andere ist wildbiologischer Unsinn. In den meisten Revieren sind bis zur Drückjagd auch schon eine paar Kitze bis zur DJ erlegt und es werden einige Geißen solo unterwegs sein.

Beim Schwarzwild ist es etwas schwieriger, da man da nicht von einem mehr oder weniger einheitlichen Setztermin wie bei nahezu allen anderen Wildarten ausgehen kann. Beim Rotwild und Gamswild sind Waisen im oder vorm Winter aus ethischen Gründen zu vermeiden, denn das Jungwild dieser Arten haben eine deutlich reduzierte Überlebenswahrscheinlichkeit und werden ggf. von Artgenossen aus den Rudeln verdrängt. Bei Sika und Damwild etc. hab ich zu wenig Einblick um mir ein Urteil erlauben zu können.
 
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...
Innerartlicher Stress zeigt sich v.a. an der körperlichen Kondition des einzelstückes bzw. dem Durchschnittsgewicht. Ausreißer nach oben und unten gibt es immer unabhängig vom innerartlichen Stress, aber die Durchschnittsgewichte sprechen für sich. ...
Solange das Rehwild aktuell zwischen 20kg und 27kg lebend hat, mache ich mir keine Sorgen,
dass die zu viel Stress haben, wenn mal 40 oder 50 oder mehr auf einem Haufen stehen.

Zum Schießen - ich muss nicht alles durchziehen, nur weil es nicht verboten ist.
Jeden Tag schaue ich in den Spiegel ... das reicht, um meinen Maßstab zu halten,

Zumindest ich kann Rehwild sehen - ich freue mich, wenn es gut über den Winter kommt.
Dabei habe ich während und bis zum Ende meiner Pachtperioden immer mehr Rehwild erlegt,
wie es bei meinem Einstieg möglich war, zum Ende durchaus auch das 10-fache und mehr.
Das ist nicht schlimm oder verwerflich, solange es der Bestand hergibt.

Es hält es aus - ich freue mich daran, dass sich das Rehwild bei mir seinen Einstand wählt.
Faktisch will ich aber nicht nur Rehwild sehen, sondern ich möchte auch Beute machen.
Aber alles zu seiner Zeit.
Letzten Sonntag ... das Rehwild ist uns auf unter 50 Meter angelaufen im freien Feld.
Zu dem Zeitpunkt war schon mind. 30 Minuten 'Hahn in Ruh' und dann ist das so.
Da hätte man locker 2 Stück mitnehmen können, aber deren Uhr war noch nicht abgelaufen.
 
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Nach meiner Erfahrung wird das mit dem innerartlichen Stress und dem (Trophäen)Gewicht überbewertet. Wir stehen wirklich nicht im Ruf, bei der Rehwildbejagung zurückhaltend zu sein, aber signifikante Gewichtssteigerungen haben wir nur festgestellt, als nach den 90er Windwürfen große Kulturflächen mit viel Schlagflora entstanden sind. Diese zusätzliche Äsung haben die Rehe mit höheren Gewichten umgesetzt; als die Flächen sich geschlossen haben, gingen die Gewichte wieder zurück. Es gibt Gegenden, da können die Rehe gestapelt vorkommen und sie haben aufgrund der vorhandenen Äsung deutlich höhere Gewichte. Da spielt die Landwirtschaft mit rein, das Ausgangsgestein usw. Wenn bei uns im Wald ein Bock die 300 Gramm knackt, ist das die Ausnahme, ein paar km weiter in landwirtschaftlich geprägten Revieren ist das die Regel.
 
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Sorry, die Empfehlung Ricken im Herbst zu schießen vor den Kitzen ist reine Ideologie und von bestimmten Interessen geprägt. Das zeigt sich immer in der scheinheiligen Aufforderung, „möglichst“ Kitze zuerst zu schießen. Die Bindung zwischen Ricke und Kitz ist da und beobachtbar. Dass sie abnimmt, mag wohl sein, mehr aber auch nicht. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Schwarzwild. Wer jemals diese Stücke beider Wildarten beobachtet hat, wie sie von erwachsenen Stücken von den Äsungsplätzen verjagt werden, weiß, was ich meine. Biologisch können sie sicherlich überleben, ihre Gewichte im Frühjahr zeigen aber das Problem. Und leider gibt es dazu von der Wildbiologie keine positive Erkenntnis, auch wenn es immer behauptet wird. Klar ist der Rickenabschuss extrem schwer und man muss sehr viel Zeit aufwenden oder Dubletten/ Tripletten schießen. Aber weil es schwierig ist, sollte man nicht einfach sagen, also machen wir’s oder schießen von jung/schwach nach oben. Das ist eine banale Selbstverständlichkeit. Wer auf der Drückjagd eine Rucke schießt, ist in der Regel in den nächsten Wochen nicht vor Ort und sieht das Ergebnis. Die Rechtfertigung solchen Verhaltens hat viele Gesichter, momentan ist es der Waldbau…
Ich habe nur die ersten Beiträge durchgelesen und einige machen es sich sehr einfach. Warum hat es die Natur so eingerichtet, dass die Kitze geführt werden bis zum Setzen im nächsten Frühjahr?
Jeder Hundeführer weiß, dass die Geiß den Hund auf sich zieht und flüchtet, während die Kitze im Busch bleiben. Wird das Muttertier erlegt gibt es automatisch Waisenkinder. Ich halte es daher so, ein einzelnes weibliches Stück wird nur erlegt, wenn es ohne Druck kommt, d.h. vor dem Schnallen der Hunde. Ansonsten bleibt der Finger gerade.
 

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