Das ist v.a. ein "Luxusproblem", wenn ich genügend gleichwertige Alternativen habe, warum soll ich als 5. Kriterium nicht auch die Frage des Bartes mit in meine Zuchtüberlegungen einbeziehen? Noch einmal: nur wenn 1-4 vergleichbar sind! Ich kann sicher mit allen Hunden jagen, ich muss aber nicht mit allen Hunden züchten!
Wie im verlinkten Artikel nachzulesen erschwert die Zucht die Ausweitung auf verschiedene Merkmale. Hunde sind seltens gleichwertig. Ein Einbeziehen von Kriterien, die unwichtig sind (hier der Bart), hat genau so einen Effekt und verenkt unnötig die Zuchtbasis.
Hier im Forum sind mehrere DDs ohne Bart. Diese fliegen dann bspw. aus der Zucht, obwohl ggf. gesund und leistungsstark.
Auch und insbesondere hier: Gebäude zähle ich nicht zur Schönheit! Hier ist sicher zu unterscheiden, zwischen grundsätzlichen Gebäudefehlern (s. DSH) und individuellen (OCD beim einzelnen DD).
Zustimmung.
Besondere Zustimmung.
Selbst wenn sich z.B. eine DBr innerhalb des Standards bewegt und kein individuelles Gesundheitsproblem hat, tendiere ich persönlich bsw. immer zum eleganten Mittelschalg; einfach deswegen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Hunde am unteren oder am oberen Rand des "Erlaubten", in Sachen Belastbarkeit und Leistungsstärke auf Dauer diesem Mittelschlag unterlegen sind.
Wenn Du das Wort elegant rausnimmst, auch hier volle Zustimmung. Im übrigen ein sehr wichtiger Gedanke. Hunde müssen aus der Mitte und zur Mitte hin gezüchtet werden. Das Problem ist in der Rassezucht vielfach die Überspitzung des Standards, eben eine Übertypisierung in allen Merkmalen auch Wesensmerkmalen/ -eingenschaften.
Eine DBr mit einem Stock von > 50 und einem Gewicht von >25 kg ist für mich z.B. schon jenseits meiner Grenze - ebenso, wie die "Stein-Bräckelchen" am anderen Ende der Skala, die sich irgendwo bei 12-13 kg bewegen.
Trotzdem können gerade die zahlenmäßig kleinen Rassen es sich heute nicht mehr leisten, einen weiteren Genverlust hinzunehmen oder zu fördern, indem solche Grenzfälle (die sich innerhalb des Standards befinden) aussortiert werden.
Beispiele: DL und DK, versuche des VGM auf Zusammengehen mit DL (leider fehlgeschlagen), Drewer u Westfl Dbr., StRHBr. und Peintinger, Plott ...
Jein, es ist natürlich Ausschlag gebend, wann derartige Krankheiten diagnostiziert werden. Viel wichtiger ist in meinen Augen daher die Frage, wie und mit welcher Konsequenz auf auftretende Erbkrankheiten reagiert wird. An dieser Stelle ist primär die jeweilige Zuchtleitung in der Pflicht, nach innen und nach außen die notwendigen Maßnahmen zu treffen, Verständnis dafür zu wecken und konsquent durchzusetzen - ungeachtet der davon betroffenen Personen.
Sorry, hat ein wenig von einer Sonntagsrede. Trotzdem volle Zustimmung und Unterstützung für deine Wünsche.
Jein, denn der alte Württemberger war ja in seinem reinen Gebrauchswert nicht "schlechter", er hat genauso vorgestanden und nach dem Schuss Hase/Ente/Hühner etc. apportiert; er sah halt nur etwas grobknochiger aus und war in seiner Arbeitsweise langsamer und das entsprach nicht dem Zeitgeist. Letztlich war der GP also auch nur ein frühes Produkt einer sich wandelnden jagdkynologischen Modeströmung. Der Preis war die Aufgabe einer alten Rasse (so wie´s bei den Bracken auch zuhauf geschah). Zur DBr. s.o.
M.E. war der Württemberger sogar besser. Und was man sich beim GP eingehandelt hat, m.E. weitgehnend unnötig, dürfte bekannt sein. Der GP dient aber als Beleg dafür, was möglich ist durch Einkreuzen ähnlicher Rassen. man hätte ja den alten DK nicht komplett umformen müssen, sondern einfach aufweiten. Zeitgeist ist m.E. sowieso ein Armutszeugnis. Aber was aus Zeitgeist geht, geht auch zum Wohle der Hunde.
Wenn Du bereits Farbzucht als "Qualzucht" bezeichnest, solltest Du bitte heftig an Deinen Definitionen arbeiten (gilt auch für Deine Def. des Begriffes "Authismus" a.a.O.!).
Man sollte versuchen sein Gegenüber zu verstehen bevor man losschlägt. Farbzucht ist dann Qualzucht, wenn sie bwußt oder unbewußt Schädigung einer "Rasse" bspw. in ihrer genetischen Varianz in Kauf nimmt, ohne einen echten Nutzen. Zum Authimus (wie Du richtig schreibst a.a.O. - wollen wir das mit reinnehmen?) gilt das oben gesagte zur Zucht aus der und zur Mitte hin.
Als Qualzucht bezeichne ich bewusst erzeugte Ergebnisse, die die jeweilige Gebrauchsfähigkeit des einzelnen Hundes (Katze/Huhn/Taube/Kaninchen/...) einschränkt, bzw. dem einzelnen Tier das tägliche Leben zur "Qual" macht (DSH wurde bereits genannt, hierher gehören aber auch z.B. div. Molosser oder der Bloodhound u.a. mit überschwerer Kopfhaut, die zum Ektropium führt, Schnabelverkürzung bei Hühnern oder Tauben, etc. etc.).
Die Bewusstseinsstufe ist unwichtig, vgl o.. Entscheidend ist das Ergebnis. Zum Rest volle Zustimmung. Und ja besonders viele der ehemals großartigen Molosser hat man nach Verlust des echten Gebrauchs sauberst zugrunde gezüchtet.
Ich kenne das dicke Ende dieser Auswüchse sehr gut, deshalb sollten hier Jagdhundzüchter, die evtl. erst am Anfang dieser Entwicklung stehen, genau mitlesen und nachdenken.
Derartige Auswüchse sind tatsächlich "Wohlstandsfolgen" neuerer Zeit; die von Dir so verteidigte Selektion "alter Prägung" hatte solche Folgen nicht, die Selektionskriterien damals waren zwar andere, keinesfalls aber "bessere", denn die Folge war eben der erwähnte Genverlust. Beides ist aus unserer heutigen Sicht abzulehnen und ich bin mir nicht sicher, was weniger schlecht ist.
Das verstehe ich nicht richtig? :what: Ganz ohne Genverlust ist Zucht kaum möglich. Es kommt doch darauf an zu welchem Preis und mit welchem Ziel. Ebenso gibt es ja "Gegenmassnahmen".
Also jetzt doch?! Zu den Rassen gehört aber eben nicht nur die Leistungsfähigkeit und Gebrauchstüchtigkeit, sondern auch irgendwo das Thema "Schönheit" i.S. des Rassestandards, und bei dem wiederum spielen Faktoren wie Farbe oder Haar/Bart halt auch eine Rolle - zumal sie sich durchaus auch aus dem Jagdgebrauch heraus entwickelt haben - Farbe weiß bei der jagenden DBr/WDbr, fehlendes weiß bei dem Pirschbegleiter BrBr, .....
Wenn sich deine Frage auf das Wort "Rasse" bezieht, bitte ich um Entschuldigung für meine missverständliche Schreibweise. Ich habe aber im Kontext deutlich gemacht, dass es mir eher um Schläge als um die xte Unter-/ Neurasse geht. Also ersetze Rasse durch Arbeitshunde mit besonderem Aufgabenschwerpunkten.
Mal ein Beispiel: Der Schöpfer der Reißbrettrasse DA, wollte weiße Hunde, damit man diese auf der Jagd in weitem Gelände gut sieht. Ich kann aus der Praxis bestätigen, dass dieser Ansatz sinnvoll ist. Jetzt hat man diese Idee aber pervertiert und jede Farbzeichung verdammt. Die Folge waren Hautprobleme und Taubheit. Bei manchen Züchtern hat ein Umdenken stattgefunden, und sie lassen bewußt Farbabzeichen zu bzw. nehmen solche Hunde wieder extra in die Zucht.
Und darf jetzt die BrBr nicht mehr Jagen und die DBr. nicht mehr Pirschbegleiten? Das wird doch absurd.