Die deutsche 8x57 und die österreichische 8x56R sind zwei völlig unterschiedliche "Paar Schuhe"!
...
WaiHei
Waidgenosse JMB,
das " S " - Beispiel mit der alten Steyr Mannlicher Patrone 8 X 56 RS M. 30 hab ich deshalb erwähnt, weil ich selber eine solche kurze, besonders führige Büchse des Modells 1895, abgeändert 1930 mit Patronen aus 1936, 1937, aber auch aus 2016 von PPU, vor Jahrzehnten ererbt und in gelegentlicher Benutzung habe. Damals , nach dem Ererben des "Nachsuchen-Stutzens" vom Großvater, hat mich natürlich die Geschichte und wie es zum stärkeren, dickeren " S " Geschoß in Austria und in Preussen kam, interessiert.
Du hast insofern recht, daß es sich um 2 verschiedene Patronen und unterschiedliche militärhistorische Vorgänge in Preussen und in Austria handelt. Andererseits gibt es Parallelen bei Ursachen und Vorgängen, wie die preussische und die österreichische Patrone zu ihrem " S " gekommen ist .
Was Preussen betrifft, hab ich 's jetzt nochmal nachgelesen bei Rosenberger : Jagdpatronen.
Dr. Rosenberger erklärt das " S " auf Seite 249 seines Buches bei der Patrone 8 mm X 57 (R) Mauser und ich sehe schon Parallelen zu Austria ' s " S ".
Hier zuerst die militärhistorische Entwicklung in Preussen nach 1900.
"Die 1888 bei den reichsdeutschen Streitkräften eingeführte Gewehrpatrone M. 88 ( 8 mm X 57 ) ... ... wurde mit einem Vollmantel-R u n d k o p f-Geschoß ... laboriert, dessen aktuelles Kaliber 8,08 (= .318 '') beträgt. Nach dem Ersatz des Spandauer Infanterie-Gewehres M. 88 bot die Industrie ab ungefähr 1907 auch Jagdlaborierungen der Munition ... 8 X 57 an ..." . Diese Patronen, die auf der Infanterie-Munition basierten, wurden mit dem Buchstaben " I " im Bodenstempel der Hülse und auf der Verpackung gekennzeichnet, da sie optisch ähnlich zur Infanterie-Munition waren. Nebenbei: Die Normalisierungsverordnung von 1939 verordnet das I , kein J. Die bisweilen anzutreffende Schreibweise "J" wie Jagd, ist seit 1939 nicht korrekt.
Und jetzt kommt das " S " wie S p i t z geschoß, zum Unterschied zum Rundgeschoß von 1888 ins Spiel. Am 25. März 1905 - schreibt Rosenberger - übernahmen die deutschen Streitkräfte als Ersatz für die Munition des Modells M. 88 die neue Patrone 8 mm X 57 S.
- Sie weist (anders als in Austria) unveränderte Hülsengeometrie auf,
- besitzt ein 10 g. schweres Spitzgeschoß und
- einen größeren, stärkeren Geschoßdurchmesser 8,22 mm (= .323''),
- also stärker als die Patrone 8 X 57 fürs Gewehrmodell M 88.
Das stärkere " S " Geschoß würde das Rohr des alten 8 X 57 M. 88 Gewehrs sprengen.
Die Österreicher hatten 1930 / 31 kein Geld für neue Gewehre, stellten aber auch auf S p i t z geschosse um, waren vorsichtiger, haben die alte Hülse 8 X 50 verlängert auf 8 X 56 und auf "Hornetform", stromlinienförmig umgestaltet (sichere Zuführung zum Patronenlager), ein schweres Spitzgeschoß gewählt und neues effektiveres Nitro-Pulver. In Austria wurden aus Gründen der Sparsamkeit die alten M 95 Mannlicher aufgerieben (nicht alle) . In Austria hat Steyr alte Mannlicher Waffen auf die neue Patrone aufgerieben, die Kaliberbezeichnung , wie sie bei der ganz anderen Waffe des Modells Mannlicher Schönauer des Jahres 1908 existierte, also 8 X 56, beibehalten, die aufgeriebenen Gehäuse, also die Brücke mit einem besonders großen, übergroßen " S " punziert. In Austria war man also sparsam, besonders bedacht und vorsichtig - hatte aber eben auch ein "Kaliber-Durcheinander" und zur Unterscheidung das " S " verwendet.
Und so kommts, daß ich heutzutage 8 X 56 R PPU Teilmantel-Patronen habe,
- die nicht spitz sind,
- sondern rund und
auch das " S " tragen.
In Deutschland entstand ein Kaliber-Tohuwabohu - schreibt Dr. Rosenberger - da von der 8 mm X 57 Mauser vier Patronen-Ausführungen existieren:
- Kaliber 8,08 mm ( .318'') die Versionen 8 mm X 57 I und 8 mm X 57 IR,
- Kaliber 8,22 mm ( .323'') die Versionen 8 mm X 57 IS und 8 mm X 57 IRS.
Für den Jungjäger, der ganz zu Anfang, vor 10 Jahren, dieses Thema gestartet und eine Frage gestellt hat, steht auch in meinem Blase, in der 17. Auflage von 1970, die " S " Erklärung - kurz und bündig und
- natürlich im Post # 48.
- Bravo an Waidgenosse Wandersmann.
Habe-di-Ehre
D.