Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

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Sehr interessant!(y)
Kann man Saatgut auch zivil privat kaufen?
Wie kann man hier gegen Verbiss schützen? Chemisch?

Anmerkung: Stimmt doch bitte einmal in dem anderen Faden ab, was ihr von einem Forums Unterthema Wald, Landbau und Naturschutz haltet.

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil
Ich denke das kann man bei jeder Forstbaumschule beziehen. Wenn man größerer Mengen benötigt sollte man es im Sommer schon mal vorbestellen, damit dann im Herbst entsprechend viel geerntet werden kann.

Bei uns brauchen wir es nicht schützen, wird durch eine entsprechende Bejagung geregelt.
Bei den Sämlingen/Sternen wir ein Verbissschutz glaube ich schwierig. Sind ja ganz zarte Pflänzchen.

VG
 
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Seid Ihr damit bisher zufrieden?
Die Eicheln keimen dann recht zeitnah und den Mäusen bleibt weniger Zeit diese zu verspeisen?
Was wäre der Vorteil der Saat kurz nach der Ernte? Keimen die besser?

Entschuldigt die vielen Fragen, ich hoffe das wurde noch nicht behandelt.:)

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil

Hallo Rebhuhn!

Danke für die Nachfrage!
Es gibt verschieden Zeitpunkte zur Aussaat, eigentlich jeder Baumart.
Entweder sät man zeitnah noch der natürlichen Reife (Herbst) und nutzt die Witterung über den Winter um das Saatgut zur Keimung anzuregen. Das hat den Vorteil, dass man sich die Lagerung über den Winter sparen kann (Kosten, Zeit) und auch sich auch das Stratifizieren (Lagern und Anregen der Keimung für die Frühjahrssaat) erübrigt. Wenn man das Stratifizieren und Lagern über den Winter nicht sachgemäß macht, kann einem das Saatgut dabei auch komplett hops gehen. Dazu kommt, dass das forstliche Saat- und Pflanzgutgesetz bei der Verwendung von betriebseigenen Saatgut vorschreibt, dass das Saatgut unverzüglich und ohne Zwischenlagerung direkt auf die einzusähende Fläche zu verbringen ist. (Es sei denn, das Saatgut stammt aus einem anerkannten Saatgutbestandt und wird zur Stratifizierung mit Stammzertifikat zu einem entsprechenden Betrieb gebracht...o_Oo_Oo_O)
Beim der Herbstsaat riskiert man dann auch tatsächlich, dass es zu Verlusten und Ausfällen (z.B. durch Verjauchen, Mäuse, Sauen usw.) kommt.
Wenn man das Saatgut nicht im eigenen Wald gewinnt, sondern eh von einer Saatgutfirma bezieht, macht es daher durchaus Sinn, es im Frühjahr zu Kaufen und zu Sähen. Dann bekommt man auch stratifiziertes Saatgut meist in Baumschulqualität und aus anerkannten Beständen (Kostet halt auch mehr als eigenes Saatgut). Bei den allermmeisten Baumarten ist es sinnvoll, auch die entsprechenden Herkünfte zu verwenden. Genaueres erfahrt Ihr beim zuständigen Förschter.
Die Frühjahrssaat hilft weiterhin die Verlusste über den Winter gering zu halten (Mäuse, Vögel, Verpilzung...) und gleichzeitig kann man dabei auch noch den Keimzeitpunkt beeinflussen. Wer erst Anfang bis Mitte Mai sät, wird wenig Probleme mit Spätfrost im ersten Jahr haben.;)
 
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Mal eine Frage an die Waldprofis unter Euch:

Ein kleiner Waldbesitzer hier (mit etwa 3 ha) versucht sich im Waldumbau. Er pflanzte dafür jede Menge junger Buchen in einem älteren Fichtenwald. Die Fichten sind gut 30 Meter hoch. Sonne und Licht am Boden sind quasi nicht vorhanden. An einen besonders schattigen Platz pflanzte er zusätzlich Ahorn (der hier an jeder sonnigen Stelle wächst wie Unkraut).

Haben die Laubbäume eine realistische Chance?

Ergänzung zum Post vom Busch:

Die Höhe der Fichten ist in diesem Zusammenhang relativ uninteressant, wichtig ist, wieviel Licht und Wasser auf den Boden kommt und was die Fichten an Wasser den Buchen wegsaufen. Daher ist es nicht so einfach, anhand Deiner Angaben einzuschätzen, ob die Laubhölzer eine Chance haben (Auch das Wild ist da ein Faktor, aber das Weißt Du selbst...)

Bei der Schattenerträgnis gibt es eine klare Reihenfolge: Eibe -Weistanne - Rotbuche. alle anderen heimischen Baumarten benötigen i.d.R. mehr Licht als die Buche.

Bei der Buche gibt es einen relativ einfachen Weiser, der zeigt, ob sie genügend Licht hat, oder nicht: Wäschst die junge Buche in die Höhe, dann passt das Licht, wächst die Buche zur Seite, dann fehlt ihr das Licht. Wächst sie garnicht, fehlt das Wasser oder es ist viiiiel zu schattig. Wenn dort außer etwas Moos überhaupt etwas am Boden wächst (krautiges oder Gras) dann reicht es zu 99% vom Licht her für die Buche auch.
 
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Ich hab die WTA-Saat Plätzesaat nach dem Beispiel der Landesforsten NRW bei der KWF Tagung in Bopfingen angelegt.

Je Saatplatz wurde der Humus auf ca. 50x50 cm entfernt bis man auf den Mineralboden kam.
Dann je Saatplatz 20 g WTA-Samen in den Boden gerieben und fertig.

Beim ersten Versuch hab ich die Hälfte der Saat im Herbst/Winter gemacht. Die andere Hälfte mit stratifizierten Saatgut im Frühjahr.
Auflaufergebnis war bei beiden sehr gut. Die unstratifizierten waren aber deutlich vitaler und kräftiger.
Der ausführenden Baumschule war der Erfolg der Saat fast unangenehm da diese wohl nicht den üblichen Erfolg wiederspiegelte.

Nach 2-3 Jahren hatte ich aber immer wieder Ausfälle durch den Graurüssler.

Beim zweiten Versuch war ich deutlich mutige mit der Beschattung und dem alter des Schirmbestands. Da war die Bodengare teilweise nicht weit genug und teilweise kompletter Ausfall.

Auflaufende Saat:
...
3. StandjahrAnhang anzeigen 156198

So schön die Saat der Weißtanne auch ist und so gewaltig der Vorteil gegenüber der Pflanzung (Pfahlwurzel) - ganz ehrlich: Drei Jahre Vollschutz (Zaun) für fingerlange Pflanzen ist mir zuviel Aufwand. Bis die aus dem Rehäser sind, steht der Zaun 15-20(??) Jahre? Oder was ist Deine Einschätzung, wie lang das dauert?
Zumal die Tanne bei uns im Klimawandel nicht viel besser ist, wie die Fichte. Bei Rotwild gehts dann erst richtig mit der Schälerei los...:eek::eek::eek:

Da pflanz ich lieber n paar Douglas und bin im Alter 20 nahezu safe, was die Schälung anbelangt und mit 30 hab ich es erstemal Durchforstungserlöse. Mit Astung bekommt man Wertholz hin und die NVJ der Douglasie ist von der Qualität her nochmal ne andere Liga. Sogesehen bin ich ganz froh, dass die WTa hier nicht heimisch ist. Die Kollegen, die hier mit ihr arbeiten sind m.E. Idealisten.
 
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Mal eine Frage an die Waldprofis unter Euch:

Ein kleiner Waldbesitzer hier (mit etwa 3 ha) versucht sich im Waldumbau. Er pflanzte dafür jede Menge junger Buchen in einem älteren Fichtenwald. Die Fichten sind gut 30 Meter hoch. Sonne und Licht am Boden sind quasi nicht vorhanden. An einen besonders schattigen Platz pflanzte er zusätzlich Ahorn (der hier an jeder sonnigen Stelle wächst wie Unkraut).

Haben die Laubbäume eine realistische Chance?

noch zur Illustration:

Hier wurde vom zust. Komm. Förster bereits vor 15 Jahren Buche vorgebaut, in urspr. geschloss. Fi-Baumhölzern (50-60 Jahre), die Vorbau-Horste (ca 15 m Durchmesser) seitlich freigemacht.

Infolge Dürre und Einzel-Sturmwurf seit 2018 Befall mit Buchdrucker, anfangs in Nestern, dann als komplette Durchseuchung des Bestandsblocks.
In 2020 Total-Räumung der Fichten-Bestands. Weil Maschinenhieb über 40m-Gassensystem konnte ohne große Schäden für den Bu-Vorbau geerntet werden. Jetzt steht wenigstens schon was auf der Fläche, wie die Bu-Gruppen die Freiflächen-Situation verdauen, bleibt abzuwarten.

20210219_082639.jpg
 
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z/7

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Drei Jahre Vollschutz (Zaun) für fingerlange Pflanzen ist mir zuviel Aufwand. Bis die aus dem Rehäser sind, steht der Zaun 15-20(??) Jahre? Oder was ist Deine Einschätzung, wie lang das dauert?
Zumal die Tanne bei uns im Klimawandel nicht viel besser ist, wie die Fichte. Bei Rotwild gehts dann erst richtig mit der Schälerei los..
Dem möchte ich zumindest teilweise widersprechen. 3 Jahre längerer Schutz spielt bei dem erforderlichen Schutzzeitraum vor allem bei Rotwild (locker 40 Jahre) am Ende nicht die große Rolle, wenn man die Vorteile sieht. Und die Tanne hat der Fichte (Douglasie) auf bestimmten Standorten aufgrund ihrer Wurzelstruktur sehr wohl einiges voraus bezüglich Klimawandel.
 
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Danke für die ganzen hilfreichen Antworten.
Als ich die Ahornanpflanzungen in der finstersten Ecke gesehen habe, musste ich erstmal kräftig lachen, weil der Waldbesitzer mir sein Leid geklagt hat, wie teuer die Pflanzen doch waren.

Und das, obwohl Ahorn wie gesagt überall wo es hell ist wächst wie Unkraut.

Eine Naturverjüngung unter den Fichten findet quasi nicht statt, so dunkel ist es da.

Das Wild ist recht heimlich, was mglw. auch daran liegt, daß die dort leere Blechdosen in die Bäume gehängt haben, die vergrämen (sollen).

Aber der dort zuständige Förster scheint nicht mehr zu können als Zäune zu empfehlen; Verbissgehölze anzupflanzen übersteigt den geistigen Horizont von sowohl Waldbesitzer als auch Förster.

Der natürliche Buchenanflug ausserhalb des Düsterwaldes wächst und gedeiht...
 

z/7

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Jetzt steht wenigstens schon was auf der Fläche, wie die Bu-Gruppen die Freiflächen-Situation verdauen, bleibt abzuwarten.
Spätfrostgefährdung ist das Hauptproblem. Ansonsten ziehen die nachdem sie den Schreck verdaut haben schon ab. Der Pflanzverband ist bei Bu-Vorbauten halt oft recht weit, das könnte qualitative Abstriche bedingen.
 
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So schön die Saat der Weißtanne auch ist und so gewaltig der Vorteil gegenüber der Pflanzung (Pfahlwurzel) - ganz ehrlich: Drei Jahre Vollschutz (Zaun) für fingerlange Pflanzen ist mir zuviel Aufwand. Bis die aus dem Rehäser sind, steht der Zaun 15-20(??) Jahre? Oder was ist Deine Einschätzung, wie lang das dauert?
Zumal die Tanne bei uns im Klimawandel nicht viel besser ist, wie die Fichte. Bei Rotwild gehts dann erst richtig mit der Schälerei los...:eek::eek::eek:

Da pflanz ich lieber n paar Douglas und bin im Alter 20 nahezu safe, was die Schälung anbelangt und mit 30 hab ich es erstemal Durchforstungserlöse. Mit Astung bekommt man Wertholz hin und die NVJ der Douglasie ist von der Qualität her nochmal ne andere Liga. Sogesehen bin ich ganz froh, dass die WTa hier nicht heimisch ist. Die Kollegen, die hier mit ihr arbeiten sind m.E. Idealisten.

Hier im Tertiär in Bayrisch Schwaben, mit teilweise hohen Feinlehm-Anteilen auf ebenen Flächen und den daraus resultierenden schwierigen Standortverhältnissen ist die WTA sehr gut aufgehoben.
Da haut es einen die Douglasie genauso um wie die Fichte.
Außerdem ist die Nadelstreu von der WTA ja auch besser als die von der Douglasie.

Wir haben hier schon sehr viel mit der Tanne ausprobiert.
Die Saat ist nur eine Option.
Ansonsten haben wir viele Vorbauten gemacht. Teilweise mit Wildlingen, teilweise mit BS-Pflanzen.
In jüngere Fi-Bestände (45-80 Jahre) je ha 2-3 Trupps mit ca. 100 Stück.
In ältere Fi-Bestände im Weitverband 7 x 7 m.
Das ganze machen wir in meinem Hauptrevier überwiegend ohne Schutz. In grenznahen Bereichen kommt mal ein Verbissschutz drauf bzw. machen wir jetzt bei den WTA im Weitverband 3 Bambussstäbe sehr na dran. Das Hilft auch gleich gegen das Verfegen.

Anbei noch ein par Bilder:

Saat aus 2016 gutes ErgebnisWTA Saat gut.JPG

Saat aus 2016 schlechtes Ergebnis
WTA Saat schlecht.JPG

Naturverjüngung aus Grandis und WTA
NV WTA GTA.JPG


WTA NV
WTA NV 2.JPG


WTA NV mit Wachtel als größenvergleich! :-)
WTA NV 4.JPG

WTA im Weitverband als Vorbau unter Fi-Altholz
WTA Vorbau.JPG
 
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@ 8*57 IS :

schöne Bilder, auch mit Wachtel ;)! gern weiter so !

WTa ist ein klasse Baum - hat leider auch seit 2018 sehr gelitten.

Ich kannte Abteilungen mit vitalen Alt-Ta aus früherer Zeit im Schwäb Fränk Wald (Mittl Keuper), deren Bestandesglieder jetzt nicht überlebt haben, wie mir alte Freunde berichteten.
 
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Überall dort wo man die Tanne wegen guter Führung vorzeitig aus der Dunkelhaft entlassen hat, geht sie genauso ab wie die Fichte. Die Tschechen setzen sich das über alles hinweg und pflanzen auf den kleinen Kahlflächen. Und es funktioniert.
 

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