SIND DIE JUNGJÄGER VON HEUTE BESSER AUSGEBILDET?

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23 Apr 2001
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DUK stellte folgende Behauptung auf:
Die heutigen Jungjäger sind so gut ausgebildet.....

Meine Meinung:
Jein mit starkem Hang zum NEIN! Seit vielen Jahren beziehe ich die Jungjäger im Bereich meines Reviers mit in das jagdliche Geschehen ein. Die schlechteste Konstellation ist aus meiner Erfahrung: Nie etwas mit Jagd / Natur oder dergl. am Hut gehabt und dann den Jagdschein im Schnellkurs erworben. Natürlich biete ich auch diesen Jungjägern vorurteilsfrei Möglichkeiten Erfahrung zu sammeln, - gelingt nicht immer. Mein diesbezüglicher aktueller Kandidat ist fast 60 Jahre alt, kann kein Blut sehen (O-Ton), hält mir immer noch vor dass ich ihn im vergangenen Herbst getadelt habe weil er bei einer Rübenjagd auf Füchse ins Treiben geschossen hat (es waren Teckel und DJT im Einsatz) und erzählt er hat anlässlich einer Drückjagd auf Sauen / Fuchs nur Schrot geladen damit er nicht Aufbrechen muss!
Um die Jungjäger an den Abschuss von Wild zu gewöhnen beginnen die jagdlichen Aktivitäten mit dem Abschuss von Jungfüchsen mit Schrot im Spätsommer, dann im Winter auch mit der Kugel, ab dem folgenden Mai auch Rehwild, wenn sich dann eine gewisse Sicherheit eingestellt hat gebe ich auch Schwarzwild frei.
Der Kollege des oben beschriebenen Jungjägers hat genau diesen Weg beschritten und dieses Jahr bereits zwei Böcke (Spießer, - er hätte jedoch auch alte Böcke erlegen können, nur das starke Mittelalter ist tabu) gestreckt.
Es gäbe noch viele Geschichten........

WAS MEINT IHR?

SERVUS
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von terrier:
Meine Meinung:
Jein mit starkem Hang zum NEIN! SERVUS
<HR></BLOCKQUOTE>

Dann würde ich das eher positiv sehen.

Die Anforderungen in DE an den Jagdschein sind ja so überzogen, dass man ja wirklich vom "grünen Abitur" oder von mir aus sogar von "grüner Promotion" sprechen kann.

90% des für die Prüfung angelernten und dort abgefragten Wissens is völlig unnötig und für die Katz.

Das handwerkliche der Jagerei is nur im Revier zu lernen, vorausgesetzt es gibt dort die fachliche und didaktische Aneleitung. Wenn einer kein Blut sehen kann, wird ihm das Aufbrechen anfangs immer schwer fallen, ob mit oder ohne erschwerte Prüfung.

Wir sollten davon ausgehen, dass der D-Norm-Jäger nicht künstlich zu schaffen ist und wir die ganze Palette an Jagern brauchen:

-Die passionierten und handwerklich perfekten

- Die nicht passionierten und handwerklich perfekten

- Die nicht passionierten und handwerklich nicht perfekten

-die reinen Karteileichen

-alle Mischformen dazwischen

usw. usw.

Wichtig is nur, dass ein jeder mit Schein hinter der Jagerei steht, ob Sonntagsjäger oder Waldschrat und dass die Jagerei Weidwerk bedeutet, nämlich ordentliches Umgehen mit dem Umfeld sei das nun Wild und Natur, die Öffentlichkeit, die spezifische jagdliche Umgebung etc. Schliesslich jagen wir hauptsächlich zur eigenen Erbauung

Das kann man in keiner Prüfung lernen, das is letztendlich Charakter- und hoffentlich auch Erziehungssache.

Der 9x-kluge frisch geprüfte is mir weniger lieb als der, der sagt, ich kann und ich weiss nix, aber ich will mir die Jagerei einmal anschauen.

Ich kenn Leute, die wissen nach 20 Jahren noch immer nicht, wo und wie man in die Spradern die Patronen hineinstopft, aber als ManchmalJäger ( auch wenn Weihnachten öfter ist)schätze ich sie durchaus und nehm sie auch als Jaga für voll.

H.
 
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Was festzustellen ist, der Hang zur Naturentfremdung wächst. Dies schlägt sich nieder. Da sind bestimmte Grundlagen einfach nicht mehr da, die früher einfach Basics waren. Dafür wird den Waffen und der Munition eine zu große Bedeutung beigemessen, frei nach dem Motto: Für jeden Zweck ne andere Kugel und Büchse - und wenn ich nix im Revier machen kann, so kann ich wenigstens auf diesem Gebiet punkten.
Und so ist, auch bei älteren Quereinsteigern nicht mal der Wunsch da, sich da zu betätigen oder was zu lernen.
Für mich symptomatisch: die Kaliberdiskussion und die Besserwisserei bei bestimmten juristischen Fragen hier im Forum.
Gehts dann zur Praxis - gähnende Leere.
Zusammenfassend gesagt: die Ausbildungsschwerpunkte müssen sich verschieben, es müssen Hürden abgebaut werden. Junge Leute braucht die Jägerschaft und die werden auch dazulernen, was 4 Monate nach der Prüfung eh vergessen ist.

Weidmannsheil
Norbert
 
A

anonym

Guest
Ich meine, daß man mit der Ausbildung
zum Jäger ein Rüstzeug mit auf dem Weg
bekommt, worauf einer aufbauen kann oder
nicht.

Wenn einer seinen Kurs bei uns in der
Kreisgruppe belegt, dauert es 18 Monate
bis zur Prüfung. Kurs 1 x in der Woche
2 Stunden (+ Praxis an etlichen Sa. u.
So.)

Wenn einer seinen Kurs z.B. im Saarland
belegt hat er die Prüfung in wenigen Wochen.

Lehrgangstunden hat der "Saarländer" bstimmt
nicht weniger. Aber sein Rüstzeug ist nach
meiner Überzeugung deutlich schwächer.

Das Ergebnis "Jagdschein" zählt. Entweder
mit mehr oder eben mit weniger Aufwand.

Ich wünschte mir eine mehr praxisorientierte
Ausbildung. Schwerpunkt dabei Revier, Schießstand, Jagdrecht, Hauptwildarten.
Zu wissen, daß Igel besonders geschütze Viecha sind, sollte doch eigentlich reichen. Seine Paarungszeit interessiert mich dabei überhaupt nicht. Und was der Seehund in Bayern für eine Rolle spielen soll weiß ich ehrlich auch nicht. Weißtanne sollte man
aber schon von der Douglasie unterscheiden
können.

Die Ausbildung und die Jägerprüfung gehört
mächtig entrümpelt. Und eine Ausbildungs-
dauer von 18 Monaten muß nicht wirklich
sein!

Und, ja! Die Jungjäger von heute sind
besser ausgebildet!
 
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Als Betroffener will ich mich bei diesem Thema zu Wort melden. Ich hab den JS jetzt im zweiten Jahr. Also JJ, und meine, dass ich eine gute, nein sogar sehr gute Ausbildung genossen habe. Daher finde ich die Fragestellung an sich für falsch. Die Jägerausbildung ist doch so unterschiedlich unterschiedlicher kann es kaum gehen.
Es gibt Jagdschulen mit Geld zurück Garantie ( Hau Ruck Verfahren )
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aber es gibt auch noch anderen Unterricht. U-Beginn Anfang September U-Ende im April/Mai. Zeit also 8 bis 9 Monate. 2x die Woche Theorie jeden Samstag schießen. Zusätzlich Reviergänge, Wildparkbesuche und Museumsbesuche ( Präparate ) und 2 Drückjagden ( als Treiber ) mit anschließendem Aufbrechen des Wildes. Gleich nach der vierten Woche, Thema Waffenrecht, wurde abgebrochen und verlegt, denn die Frau des Leiters hatte ein Damtierkalb erlegt welches kuzerhand in den U- Raum verbracht wurde und dort erklärend aufgebrochen wurde. Learning by doing!
Der Unterricht war so gut und lehrreich, dass meine Frau ebenfalls gefallen fand und dieses Jahr die Jägerprüfung erfolgreich bestanden hat.
Da ich Städter bin hatte ich keine Jagdgelegenheit, auch die wurde vermittelt, ein Jahr lang in einem Niederwildrevier. Heute habe ich durch den Jadpächter einen entgeldlichen BGS in einem Hochwildrevier.
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Fazit: auch heute wird noch gut ausgebildet.
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Es kommst vermutlich sehr stark darauf an, wie "gut" der Lehrgang ist. Und damit meine ich wie praxisnah und wie umfassend - also ob durchaus auch Inhalte vermittelt werden, die über den reinen Prüfungsstoff hinausgehen und "aus dem Leben" gegriffen sind. Letzten Endes hängt es sicher auch sehr stark vom Einzelenen ab, wieviel er einzusetzen bereit ist und aus welchen Gründen er die Jägerprüfung macht, denn je mehr echtes Eigeninteresse dabei ist, desto mehr wird er aufnehmen, behaupte ich mal.
 
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Also da muss ich jetzt als Jungjäger auch mal meine Meinung zum besten geben.

Gerade die Jäger die sich 18 Monate durch Theorie und Praxis gekämpft haben sind sicher nicht schlecht ausgebildet.
Wobei die "Abwertung" von 3-Monatskusen auch nicht verständlich ist. Schließlich belgen viele Teilnehmer diese Kurse nicht, weil sie einfacher sind etc., sondern weil sie es sonst aus beruflichen oder anderen Gründen nicht auf die Reihe bekommen würden den Jagdschein zu erwerben.
Sicher ist in den letzten Jahren viel Stoff hinzugekommen, ohne dass der Lahrplan nach überflüssigem duchforstet worden wäre. Aber in der Theorie sind die Prüflinge sicher fitter als so mancher altgedienter aber desinteressierter Jäger.
Und was das Heranführen der Jungjäger an die Praxis angeht sind an der Stelle sicher die Jagdherren gefragt. Ich hatte das große Glück einen Lehrherrn zu haben, der mich sehr realistisch an die Jagd herangeführt hatte. Und was die ersten Ansitze angeht war ich heilfroh möglichst wenige Einschränkungen zu haben.
Mal ganz ehrlich es werden sicher mehr "Zukunftsböcke" von Michelin & Co erlegt, als von übereifrigen Jungjägern. Und wenn durch ein Revier nicht grad 3 Jungjäger/Jahr geschleust werden dürfte ein solcher Patzer wohl kaum eine Katastrophe sein. Wenn sich die erste Nervosität gelegt hat, kann man immer noch die "Ziele" des jeweiligen Reviers vermitteln.
Sicher gibt es unter den Jungjägern auch "Seltsame", aber die Meisten sind hochmotioviert und lernbereit, auch (oder gerade nach) der Prüfung. Und wenn sie mehr machen dürfen als Hochsitzbauen und Füttern lernen sie auch schneller...

Servus
 
A

anonym

Guest
Ich bin auch der Ansicht, dass die Ausbildung von Jungjägern einem hohen Standard gerecht wird.

Die Jungjägerausbildung ist eine gute Basis für die weitere jagdliche Entwicklung. Und genau hier fängt das Problem an: Viele Jungjäger haben keine Jagdgelegenheit. Die wenigen, die eine Jagdmöglichkeit haben, werden von ihren Jagdherren oft unnötig "kurz" gehalten. Sie dürfen fleißig im Revier helfen und bekommen im Gegenzug einen sommerlichen Jungfuchsabschuss frei. So kann man keine Erfahrung sammeln.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich nur wenige Jäger die Mühe machen, einen Jungjäger intensiv bei seinen ersten Ansitzen zu begleiten. Viele Jungjäger haben daher z.B. Schwierigkeiten das Wild richtig anzusprechen. Es wurde ihnen in der Praxis schlicht und ergreifend nicht gezeigt. Selbiges gilt für viele andere praktische Fertigkeiten.

Sofern es also "Probleme" mit Jungjägern gibt, sehe ich die Ursachen nicht in den Kursen und Prüfungen, sondern in der Praxis danach. Hier sind die Jagdherren in der Verantwortung.
 
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Ich habe selber erst im zweiten Jahr den Jagdschein und bin somit auch JJ. Ich kann nur sagen, dass unsere Ausbildung hervorragend war. Sowohl die Theorie als auch die Bemühungen uns an die Praxis heran zu führen.
Erst nach der Prüfung wird es für so einige JJ schwierig. In den Großstädten ist die Jagd nicht so präsent und wer keine Jagdmöglichkeit hat, hat es schwer prakitsche Erfahrungen zu sammeln. Unser Kursleiter war bemüht, zumindest eine einmalige Ansitzmöglichkeit für alle Prüflinge in der Jägerschaft aufzutun. Selbst das hat sich als mühsam und schwierig erwiesen. Ich finde, wenn die Jäger nach Nachwuchs rufen und diesen gut ausgebildet sehen wollen, dann muss jeder selbst daran etwas tun. Ich kann nur sagen, dass das Engagement der JJ sehr groß ist, hier in Köln viele junge Leute den Jagdschein machen und alle Möglichkeiten die sich bieten gerne wahrgenommen werden. Allerdings sollten vielleicht auch mehr Möglichkeiten geboten werden, denn die wenigsten JJ haben eine regelmäßige Jagdmöglichkeit.
 
A

anonym

Guest
Das ist es, was ich meine. Und die wenigen JJ, die nach der Prüfung eine Jagdmöglichkeit haben, werden von zu vielen Jägern fast schon wie das letzte Rad am Wagen behandelt. Sie bekommen kaum Abschüsse frei und werden oft nicht zur Jagd begleitet, wie es am Anfang eigentlich sein sollte, damit Erfahrung und praktische Anleitung an JJ weitergegeben wird.
 
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Volle Zustimmung!

In vielen Revieren werden Jungjäger wärend der Ausbildung gerne genommen und dürfen fleißig schuften. Nach der Prüfung ist dann leider kein Platz frei, oder es gibt die schon beschriebenen Angebote.
Dazu kommen dann noch teilweise überzogene finazielle Vorstellungen der Jagdherren, die die Kasse des JJ überfordert (denn der braucht ja erst mal ne gewisse Grundausstattung).
Gott sei Dank gibt es Ausnahmen (und da doch reichlich), nicht nur wenn daheim schon ne Jagd wartet.

Servus
 
A

anonym

Guest
Ausnahmen gibt es glücklicherweise viele. Aber auch da gibt es dann zweierlei Sorten Ausnahmen:

1. wirklich gute Jagdherren, die gute bis hervorragende Ausbildung bieten und

2. die eher zweifelhaften, bei denen die JJ lernen, dass zu einer anständigen Jagd auch ein Flachmann gehört...

...aber dieses Problem ist wohl kaum zu lösen. Gerät man als JJ an falsche Vorbilder, ist das halt Pech.
 

M03

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mister Magnum:
Sie bekommen kaum Abschüsse frei und werden oft nicht zur Jagd begleitet, wie es am Anfang eigentlich sein sollte, damit Erfahrung und praktische Anleitung an JJ weitergegeben wird.<HR></BLOCKQUOTE>

Bevor es die Abschüsse gibt die du wahrscheinlich ansprichst gibt es erstmal jeeeeede Menge freie Abschüsse für Tauben , Elstern, Fuchs usw.

Wenn die neuen mich aber blöde angucken weils ja "nur" auf Tauben geht und an den Tagen dann nie Zeit haben, dann brauchen sie sich auch nicht wundern wenns für die besseren Abschüsse auch andere gibt.

Bei uns hat noch jeder seine Jagdmöglichkeit bekommen. Man bekommt sie aber nicht geschenkt nur weil man den Schein hat.

Gerhard
 

M03

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mister Magnum:
Ausnahmen gibt es glücklicherweise viele. Aber auch da gibt es dann zweierlei Sorten Ausnahmen:

1. wirklich gute Jagdherren, die gute bis hervorragende Ausbildung bieten und

2. die eher zweifelhaften, bei denen die JJ lernen, dass zu einer anständigen Jagd auch ein Flachmann gehört...

...aber dieses Problem ist wohl kaum zu lösen. Gerät man als JJ an falsche Vorbilder, ist das halt Pech.
<HR></BLOCKQUOTE>

Wobei diese Punkte mit Sicherheit auch für JJ aufzustellen sind.

Da gibt es nämlich auch solche und solche !
 
A

anonym

Guest
Das ist auch wahr: Manche JJ kommen mit völlig falschen Vorstellungen von der Jagd an. Sie betrachten Jagd als "Ballerei" auf "Viehzeug". Jagd macht dieser Spezies nur Spaß, wenn es oft genug knallt. Umso mehr gilt aber auch bei dieser Sorte JJ, dass man solchen Tendenzen mit Geduld entgegen wirkt. Wer natürlich nicht lernfähig ist, muss sich halt andere Jagdgelegenheiten suchen.

In eine ähnliche Kategorie fallen sicherlich auch die JJ, die sich mit Niederwild nicht zufrieden geben wollen, sondern direkt den Hirsch erwarten...

Wo JJ aber noch formbar sind, sollte man versuchen, sie zu formen. Das ist für mich Teil der jagdlichen Ausbildung.
 

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