Ei, ei, da haben wir ja was losgetreten. Seit zwei Tagen halt ich mich zurück etwas dazu zu schreiben, weil es ja eigentlich ein Erlegertrööt ist, vlt. kann ein Moderator die Diskussion ja abkoppeln. Da ich aber in#180 auch von einem Schuss ins ZNS berichtete und mich von Leuten, die weder mich noch die Situation kennen, ungern als "schießgeil" (#188 ) bezeichnen lassen möchte, hier dann doch ein paar Erläuterungen, auch wenn's gegen die Jägerstammtischparolen vermutlich nicht wirklich hilft.
Zunächst mal zur Klarstellung meiner grundsätzlichen Haltung:
1. Schüsse wie die unter #190 verlinkten sind absolut übel und müssen unter allen Umständen vermieden werden, genau wie alle anderen Waidwundschüsse!
2. Jeder Jäger ist für seinen Schuss verantwortlich.
Wenn ich in irgendeiner Form auf dass Haupt schieße, dann ganz bewusst und nicht weil es anders grade nicht geht. Solche Schüsse führe ich ausschließlich an der Kirrung auf max. 20m aus, wenn das Licht eine absolut saubere Zielerfassung zulässt. Ich hatte die Sau ca. 20min in Anblick bevor ich mich zum Schuss entschieden hab und ich hätte in dieser Situation auch hinter den Teller geschossen, wenn sie breit gestanden wäre. Warum? Weil ich mir 1. sicher war, in der gegebenen Situation auf 15m einen präzisen Schuss anbringen zu können und ich mir 2. bei diesem Treffersitz, übrigens im Gegensatz zu einem perfekten Kammerschuss, sicher sein kann, dass die Sau am Platz liegt. Das halte ich Nachts an der Kirrung für die bessere Variante. Wenn's die Sau noch in die nächste Dickung schafft ist sie am nächsten Morgen bei Nachttemperaturen von knapp 20°C (7./8. 6.) verhitzt und eine Nachsuche in der Nacht verbietet sich von selbst. Was ist wenn die Sau sich unerwartet bewegt? Zum einen kann man bei längerer Beobachtung ganz gut einschätzen ob die Sau nervös und beweglich ist oder ob sie eher ruhig an der Kirrung steht. Zum anderen wird sie sich in aller Regel nach vorn bewegen, so dass auch bei einem Treffersitz 20cm weiter hinten eine schnelle Tötungswirkung gegeben ist, einen Gebrechschuss produziert man auf diese Weise jedenfalls nicht. Mit einem Kammerschuss hat man im schlimmsten Fall (Sau macht einen unerwarteten Satz nach vorn) auch ein Problem. Dort wird's dann eben weich. Somit ist aus meiner Sicht der einzige Unterschied zum Kammer- oder Blattschuss (Keilerscheibe) die kleinere Trefferfläche. Die ist aber wie beschrieben auf 15m irrelevant wenn man seine Waffe kennt. Auf über 20m im Feld oder in der Bewegung auf einer Drückjagd wird auf- oder hinters Blatt geschossen und das auch nur dann, wenn ich mir diesen Schuss zutraue. Und glaubt mir, ich hab schon viele durchgelassen. Aber auch hier sind die vertretbaren Schussabgaben sehr individuell, es gibt sicher Schützen die auf bewegtes Wild besser schießen als ich, deshalb würde ich sie nicht kritisieren wenn sie in Situationen schießen in denen mir das Selbstvertrauen fehlt.
Zum Thema Wildbretentwertung durch ungenügendes Ausschweißen: Ich wohne mitten im Revier, die besagte Kirrung ist 1,4km von meinem Haus entfernt (Google Earth rocks!), 20min nach dem Schuss hing die Sau am Aufbrechgestell.
Zu den verlinkten Bildern noch eine Anmerkung: Bei beiden Sauen ist offensichtlich nicht bekannt, wie es zum schlechten Schuss kam. Ich vermute aber, dass solche Schüsse häufig bei Drückjagden entstehen, wo man in hektischen Situationen die eigenen Schießfertigkeiten überschätzt.
Und zum Schluss noch eine ehrliche Einschätzung meiner eigenen Schießleistungen: Ich habe bisher vier schlechte Schüsse auf Sauen abgegeben. 2x konnte ich das Problem durch nachschießen selbst lösen, zweimal musste nachgesucht werden. In drei von vier Fällen waren es Drückjagden wo ich zu weit hinten abgekommen war, einmal war es nachts am Mais und es war eigentlich zu dunkel. Die Sau stand andersrum als angesprochen und statt knapp hinters Blatt ging der Schuss knapp vor die Keule, ich meine das hatte ich sogar mal gepostet. Daraus hab ich gelernt bei solchen Lichtverhältnissen nicht mehr zu schießen. Ein missglückter Telleschuss war jedenfalls nicht dabei.
Aaalso, nicht gleich schimpfen, auch mal überlegen warum manche manches anders machen.
WaiHei und möglichst wenig Nachsuchen,
Chip