Na, wenn hier schon die Erlegungen der 1. Sau erzählt werden...
Es war der 30.12.2000 (Jägerprüfung im Oktober 1999 gemacht). Sauen gab es noch nicht so viele bei uns im Revier...ich war an dem Tag grade auf der Heimreise von der saarländischen Verwandschaft, wollte Silvester in den bairischen Heimatgefielden verbringen.
Von unterwegs rief ich meinen Vater an...der grade auf dem Weg ins Revier zum Ansitz war. Zum Abendansitz schaffte ich es nicht mehr, beschloss aber dann einfach später raus zu gehen.
3 Stunden später klingelte mein Handy...Mein Vater war es...er hatte eine Frischlingsdoublette an der Kirrung erlegt. Es waren seine ersten beiden Schweine. Er ging seit 1987 auf die Jagd...Die Freude war natürlich riesengroß und mein Jagdtrieb bis zum bersten gespannt...
Als ich endlich daheim war hielt mich nichts mehr...nur schnell rein in die Jagdklamotten, Waffe geholt und raus...gegen 20:00 Uhr bezog ich eine offene Leiter in einem gut übersichtlichen Buchenaltholzbestand (von uns "Geisterplatz" genannt, weil an dem Platz seltsamer Weise keinerlei Bodenbewuchs war), die gut angenommene Kirrung liess hoffen.
Der Mond stand gut und schaffte eine etwas gespenstische Atmosphäre. Plötzlich von rechts leises knacken...Adrenalin schoss mir in die Adern...da wird doch nicht...?!...Glas hoch...den Bereich abgesucht...nichts zu sehen...das Knacken wurde lauter und kam auf mich zu...nochmal mit dem Glas alles abgesucht...da, ein Schatten...eine einzelne Sau!!! Sie zog immer wieder sichernd genau auf die Kirrung.
Mann, fing ich an zu zittern...Glas abgelegt und in Zeitlupe zur Büchse gegriffen...langsam in Anschlag...die Sau war sehr gut zu sehen. Nur dieses zittern...Leuchtpunkt noch angeschaltet, aufs Blatt und fliegen lassen...
Im Schuss höre und sehe ich die Sau im Halbkreis um die Kirrung auf meinen Sitz zurasen...im Laufen fiel sie um und schlegelte...
Ich zitterte am ganzen Körper, sogar der Hochsitz hat gewackelt...dass ich auf die 50 m mit diesem Zittern überhaupt getroffen habe grenz schier an ein Wunder...
So...was nun? Die erste Sau, nachts allein im Wald...(ich war 20), die Horrorgeschichten und eindringlichen Warnungen von wütenden, jägermordenden Sauen als Jungjäger im Kopf gehabt...erstmal gewartet...10 Minuten, 20 Minuten...der Haufen Zigarettenkippen unterm Hochsitz wuchs im Minutentakt...immer wieder die Sau abwechselnd durchs Fernglas und ZFR angepeilt...sie könnte sich ja nochmal aufrappeln und flüchten...
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und bin mit Büchse im Halbanschlag Schritt für Schritt auf meine erste Sau zugegangen...natürlich war sie mausetot...
Unglaublich groß die Freude, insbesondere dass Vater und Sohn an einem Tag beide ihre erste Sau erlegt haben.
Leider konnte mein Frischling (34 kg) nicht verwertet werden, er hatte 6.000 Bequerel...
2 Tage später erlegte ich meine 2. Sau, eine Überläuferbache von 58 kg...
Und am 12.1.2001 konnte ich am "Geisterplatz" meinen vermutlichen Lebenskeiler strecken.
Wieder Ansitz an der Kirrung, 3/4 Mond. Mein Vater sass 400 m weiter an einem Wildacker. Ich wollte gegen 23:30 abbaumen und ihn abholen.
Während dem Abbaumen, ich stand schon auf der Leiter hörte ich hinter dem Sitz ein knacken...also nochmal leise 2 Sprossen hoch gestiegen...da sah ich keine 20 m hinter der Leiter einen riesigen schwarzen Batzen stehen...Sau!
Waffe hoch...Sau setzt sich in Bewegung, mitgeschwungen...in dem Moment als ich den Finger krumm machte dachte ich noch, Mist zu weit vorn...da war der Schuss aber schon draussen...Stille, kein Rascheln, kein Schlegeln, nichts...
Komisch...nochmal genauer geschaut...die Sau liegt...mit dem Rücken zu mir...rührt sich nicht...
kam mir etwas seltsam vor...aber aus dieser Position konnte ich nicht mehr schiessen, da der vordere Teil hinter einer Buche lag...
also runter vom Sitz...2 Schritte auf die Sau im gefrorenen Laub zu gemacht...da fängt sie das Schlegeln an...ich war noch nie so schnell wieder auf einer Leiter...wieder Ruhe...gewartet...noichmal runter, gleiches Spiel...2 Schritte, Sau beginnt zu zappeln...ich wieder auf die Leiter geflüchtet...
Beim 3. Mal bin ich mit Waffe in Anschlag auf sie zugegangen...mausetot...und dann bekam ich grosse Augen und mehr als weiche Knie, als ich sah, was ich da erlegt hatte (übrigens stellte sich ein Kopfschuss heraus)...
Ein Keiler, grösser als ich (187 cm) va. 5-7 Jahre alt mit abgerauschten 95 kg aufgebrochen. Er hatte kein gramm Weiss inne...
Ich ging meinen Vater holen...konnte kaum sprechen, er fragte immer wieder was ich geschossen hätte...ich sagte nur...das musst du dir selbst anschauen...
Die Bergung hat bis halb 4 in der Früh gedauert...wir waren mit einem Audi A6 Allroad unterwegs...trotz umgeklappter Rücksitzbank ging der Kofferraumdeckel grade so zu...
Erlebnisse, die man nie vergessen wird. Ich führe glücklicher Weise ein Jagdtagebuch, wo die ich die genaueren Umstände der Erlegungen niederschreibe...
Waihei euch allen!