Re: Sauen 2009 - unverhoffte Sau
Hier eine unerwartete Sau, die ich Anfang Januar erlegen konnte:
Ich war an diesem ersten Januarwochenende schon zur dritten Saudrückjagd in meinem Stammrevier in Kroatien, 60 Kilometer östlich von Varazdin direkt an der ungarischen Grenze. 5 und 2 waren das Ergebnis der beiden letzten Male. Der erste Jagdtag dieses Wochenendes war für mich ohne Anblick verlaufen. Nur einige Stück Rotwild und ein paar Rehe waren vorbeigekommen, aber die waren nicht frei. Am Abend dieses Tages lagen sieben Sauen auf der Strecke. Die Hälfte der 14 Jäger war also zum Schuss gekommen. Auf meine Gelegenheit wartete ich noch. Aber nun war ja Sonntag und damit der zweite Jagdtag angebrochen. Neues Spiel, neues Glück sagte ich mir noch beim Frühstück, ehe wir in zwei Gruppen ins Revier aufbrachen. Es hatte einige Zentimeter geschneit und überall waren Fährten zu sehen. Ich war guter Dinge, denn für den ersten Trieb hatte ich einen der begehrten Eckplätze gezogen. Doch als wir am Ort des späteren Geschehens ankamen folgte die Ernüchterung. Vor mir lag ein Kahlschlag, nur mit niedrigem, kaum meterhohen Schilf spärlich bewachsen. Also nichts, wo Sauer gerne stecken. Mindestens 350 Meter lang und noch einmal so breit war dieser Bereich. Kein einziger frischer Wechsel führte in dieses Gebiet hinein. Erst hinter dem Schilf lag ein dichter, von Jungbuchen und Brombeeren völlig verfilzter Jungwuchs. Dort mussten die Sauen stecken und dort hatten die Treiber mit ihren Hunden Aufstellung genommen. Wir Schützen waren im Rechteck auf einem vielleicht eineinhalb Meter hohen Damm abgestellt, der als Forststraße diente und um den Jungwuchs herumführte. Wer Sauen kennt weiß, dass kaum ein Stück freiwillig durch offenes Gelände flüchtet, besonders wenn rechts und links von der Dickung herrlicher Hochwald Schutz versprach. So weit, so schlecht. Das Treiben begann. Schon bald läuteten Hunde und genau am Übergang von besagter Jungkultur zum Hochwald fielen erste Schüsse. Ich unterdessen genoss mit leichter Resignation den herrlichen kalten Morgen, behielt aber meinen Mannlicher in den Händen.
Plötzlich stand ein Fasan mitten im Schilf auf, dann ein zweiter. Und da war mir, als hätte ich etwa 130 Meter vor mir im Schilf etwas Schwarzes kurz im braunen Schilf auftauchen und sofort wieder verschwinden gesehen. Wahrscheinlich hatte ich mich getäuscht, sagte ich mir. Doch da, ein paar Sekunden später und keine 50 Meter vor mir sehe eine einzelne Sau im typischen wiegenden Troll genau auf mich zukommen.
Sofort ist es da, das Adrenalin in den Adern. Schon hat das Schwein den Rand des Schilfes erreicht und setzt zum Überfallen des Dammes und der Straße an. Einen Sekundenbruchteil lang sehe ich ein Blitzen im Wurf - Keiler - durchfährt es mich. Gut, dass ich als Eckschütze in diese Richtung freies Schussfeld habe. Wie von selbst geht die Waffe an die Backe. Ein kurzer Blick durch mein Z6 - der Leuchtkreis fährt mit, ich sehe das Auge des Schweines im Zentrum und schon bellt der Schuss. Wie vom Blitz getroffen bricht der Keiler am Fuß des Dammes zusammen, köpfelt regelrecht in die Böschung hinein. Sofort repetiere ich im Anschlag den zweiten Schuss in die Kammer, um notfalls nachschießen zu können. Aber das Schwein schlegelt nur noch einige Male, dann ist Ruhe. Keine 30 Meter vor mir liegt mein Schwein im Graben. Der Nachbarschütze auf der linken Seite zieht den Hut zum Weidmannsheil. Ich genieße noch einige Zeit den Moment. Eine tiefe Zufriedenheit erfasst mich, die nur jemand nachvollziehen kann, der weiß, was Jagdleidenschaft ist.
Noch vor wenigen Minuten hätte ich Wetten abgeschlossen, dass ich hier nie und nimmer zum Schuss kommen würde. Nun hat es doch geklappt. An diesem Tag hatte ich keinen weiteren Anlauf mehr, aber eigentlich war mir das egal.
Der rund fünfjährige Keiler brachte aufgebrochen 104 Kilo auf die Waage. Insgesamt lagen an diesem Sonntag nach drei Trieben 9 Schweine auf der Strecke. Mit Waffenlängen von 17,8 und 18,4 Zentimeter war es bei weitem nicht mein stärkster Keiler, bisher aber sicher einer der unerwartetsten.
Und was lerne ich aus diesem Erlebnis?
Auch an den hoffnungslosesten Stellen kann man Weidmannsheil haben, vorausgesetzt der Wind passt. Und der hatte an diesem Tag genau gepasst.
Da liegt der Keiler. Erkennbar ist auch der Weg, den er durchs Schilf genommen hat. Im Hintergrund, unmittelbar vor dem Hochwald, erkennt man als Streifen die Jungkultur, in der er gesteckt hatte.
[/img]
Auf der Strecke
Für die Statistiker:
Waffe: Mannlicher Classic 9,3x62
Patrone: RWS Teilmantel 18,5 g
Optik: Swaro Z6 1-6x24
Treffersitz: Wirbelsäule knapp vor dem rechten Blatt durchtrennt. Kugel steckte an der "Ausschussseite" in der Schwarte.
WH allen Jagdkollegen,
barbouri