Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Darüber kann man gerne diskutieren. Wollte jetzt auch nicht so einen blöden Ton anschlagen, hab wohl auch micht meinen besten Tag…

Beim Thema Feldrand mulchen muss man natürlich gerade in diesem Faden seeehr vorsichtig sein 😉
Fakt ist aber auch, dass das einwachsen von Gräsern & Kräutern durch das Mulchen deutlich unterdrückt wird. Nimmt man dazu noch den Punkt von fehlenden, neuen Wirkstoffen bei den Herbiziden kann man es vielleicht etwas nachvollziehen. Für die Biodiversität ist es mit Sicherheit nicht förderlich, ohne Frage.

So sinnlos wie es @colchicus gerne darstellt ist es aber auch nicht, genausowenig wie ein Allheilmittel
Schönlaneen Sonntagabend noch✌️
Dannn frage ich mich, wie in Tschechien und anderen Ländern die Landwirtschaft ohne Mulcher klarkommt. In unserem Revier wird kein einziger qm gemulcht.

Ja es gibt an jedem Acker die sog. Störzone, wo neben Kulturpflanzen auch Ackerwildkräuter wachsen, weil dort vielleicht der Pflanzenschutz nicht so weit in Richtung Feldrain gegangen ist. Dieser Streifen ist vielleicht 0,5 m breit. Das macht Sinn, aber wenn der Mulcher eben breiter ist dann wird es Unsinn.
Zum x-ten Mal für die Pflanzenerzeuger:
Wir haben die Ackerfläche, wo sich die Kulturpflanzen mit der Segetalflora, sprich den Unkräutern um Wasser, Licht und Nährstoffe streiten. Ich bin selbst in der (Wild)pflanzenzucht tätig und weiß wovon ich rede.
Auf den Feldrainen haben sich mit den Jahren Grünlandgesellschaften etabliert. Deren Pflanzen gehen von wenigen Ausnahmen nicht ins Feld.
In der sog. Störzone gibt es Ackerwildkräuter.
Ich geh mit jedem Landwirt auf den Feldrain, und wette das von 20 vielleicht einer weiß was er da gerade niedermulcht.

Aber hier gilt offensichtlich das abgewandelte Sprichtwort: Was der Bauer nicht kennt, das mulcht er! :mad:

Hier ein Feldrain neben einem Biofeld:
IMG_3987.JPG
10 Jahre mindestens nicht gemulcht: Rote und Weiße Lichtnelke, Nachtkerze, Wilde Karde, Malve, Wiesenlabkraut( nicht Klettenlabkraus, das geht in den Acker) usw.
IMG_4527.JPG
Leute, aus dieser Pflanzengesellschaft kommt keine einzige Art ins Ackerland!! Aber kennen müsste man sie eben....
Bild 1812.jpg
Hier ein schmaler Rain mit Tanacetum, der geht nie in den Acker, auch dieser Rain wird nicht gemulcht, Bio angrenzend!!!
IMG_4866.JPG
Mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie. Stabile und hochwachsende Pflanzengesellschaften unterdrücken Gehölze. Hier wurde die Störzone gemulcht, aber der angrenzende Epilopiumbestand bleibt unangetast. Mulchen fördert z.B. die Ackerkratzdistel. Lernt hat kein Landwirt in seiner Ausbildung.
IMG_5097.JPG
Auch hier wurde nur ein schmaler Streifen gemulcht, und das Ausfallgetreide wurde abgesprizt.
Spritzen Ausfallgetreide.JPG
Auch hier blieb die angrenzende Hochstaudenflur mit Brennnessel, Mädesüß etc. unangetastet. Das sind Überwinterungsgebiete für Insekten und Deckungstrittsteine für Hühner.
Das Bildungsdilemma macht vor keiner Berufsgruppe halt. Der Polizist kennt nicht mehr den Unterschied zwischen Reh und Hirsch und der Landwirt nur Kulturpflanzen und Ackerwildkräuter. Jägerprüflinge bekommen Schweißausbrüche wenn es um den Unterschied zwischen Fichte und Tanne geht.
Es fehlt an einer guten Ausbildung. Den Leuten kann man nur teilweise einen Vorwurf machen.
 
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@colchicus
Im Prinzip ist der Unterschied ja recht einfach... Die Pflanzen, mit denen ich als Landwirt Probleme bekomme, sind ausschließlich Segetalpflanzen, die die gleichen Nährstoff- und Bodenvorkommen nutzen wie die angebauten Ackerpflanzen.
Wünschenswert sind an Rainen und Wegrändern alle Arten von Ruderalpflanzen. Also z.B. Johanniskraut, Waldweidenröschen, Natterkopf, Rittersporn, Klatschmohn, Kornblume, etc...

Die Problematik ist wahrscheinlich, dass halt der Rain nicht geplant wird, sondern halt anwächst, was kommt und wenn du nicht schon eine ausgeprägte Rainbeflächung hast, was durch Mulchen praktisch verhindert wird, dann kommt halt, was will... also Unkräuter.
Und dann wird gemault...
 
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Jede Segetalgesellschaft - die schon im nächsten Jahr wieder verschwindet - entwickelt sich über das Ruderalstadium sehr schnell zum Grünland. Wird gemulcht, dann fördert man auf diesen Flächen den Graswuchs, egal wann gemulcht wird. Die erwünschten krautigen Pflanzen tun sich dann schwer. In diesem Grünland wenn es nicht gemulcht wird, überleben auch Ruderalpflanzen z.B.Rainfarn, Wéidenröschen, Nachtkerzen usw.
Kornblumen sind typische Vertreter der Segetalflora (Wintgetreide; Winterraps). Kornblume kommt bei jeder Bodenverwundung wenn Samen da ist, da genügt oft ein Maulwurfshaufen damit der Acker sein Geschichtsbuch aufschlagen kann.
 
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Also bei uns ist das Vorgehen so, der Wasser- und Bodenverband wird angesprochen, dann kommt einer raus schaut sich den Graben an. Sollte es möglich sein ihm nur auf einer Seite zu mähen oder alle zwei Jahre wird das so in den Unterhaltungsplan übernommen. Umgesetzt bzw umgestellt wird es dann aber erst im nächsten Jahr. Die Unterhaltungspläne müssen auch erst von der Behörde abgesegnet werden.

Häufig ist er das Problem dass die Landwirte links und rechts nicht mitspielen, weil entweder die deutsche Gründlichkeit nicht eingehalten wird oder Angst um die Drainagen besteht.

Ich schlage mich damit jeden Tag rum, ich bin selbst beim Wasser und Bodenverband.
 
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Das Vorgehen von Waldschütz53 ist optimal, aber leider noch lange nicht üblich.
Vielleicht ist ein Hinweis auf die geringeren Kosten fruchtbar. Vermutlich wird der Landwirt aber sagen, dass die Qualität der Pflege nicht wegen der Kosten leiden darf, schließlich zahlt er ja seinen Beitrag.

Guillermo
 
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Tatsächlich sind die Kosten häufig nicht geringer.

Leerfahrten der Maschine und geringere Arbeitsgeschwindigkeiten zwei oder mehrjährigen Tonus der Mahd fressen die kostenersparnis ziemlich auf.

Eigentlich müsste man die gesamten Mähpläne für das Gebiet überarbeiten, damit Fahrtrouten und Co wieder zusammenpassen und leerfahrten vermieden werden.

Im Zweifel ist der Weg zur unteren wasserbehörde der richtige, diese beaufsichtigen die Unterhaltungsverbände.
 
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Ich weiß ja nicht ob es einfacher ist, besser doch einen Langfristigen Pflegeplan erarbeiten und diesen dann durch den Unterhaltungsverband durchführen lassen.
Ich würde mir für das Revier nicht den Maschinenpark hinstellen wollen. Es ist ja mit Mulchen nicht getan.
 
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Ja, professionelles Werkzeug ist schon richtig, wichtig und planvolles Arbeiten i.O. Aber genau in dem Bereich der Ökologie an Ufern ist es besser, wenn man weniger mehr sein lässt. Totholz ist problematisch wie der Biber aber krautiger Bewuchs ist im Falle eines Hochwasser ein zu vernachlässigender Faktor. Regelmäßige Begehung ein organisatorisches Muss. Die Kooperation zwischen Verband, Jäger, Bauer, Naturschützer, Angler, Paddler etc. ist langfristig wohl das beste, wie wir von unseren Flurzügen mit den ganz Alten lernen können. Grenzen, Ereignisse und deren Folgen der letzten 80 Jahre komprimiert zu bekommen, ist schon eine feine Sache. Vor allem für die ganz jungen Jungs und Mädels. Deren Phantasie wird unheimlich stark angeregt. Die verinnerlichen förmlich das Hochwasser, welches die Weide an Opas Kavelwiese genau so gebogen hat, wie die heute steht.
 

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