Rehwildbejagung = Bestandserhöhung

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Hallo liebe Alle,

ich beschäftige mich seid längerer Zeit mit der Bejagung und Folgen der Rehwildbejagung. Mir stellt sich folgende Frage, die ich gerne an die Rehwildjäger unter an euch weitergeben würde.

Meine Thesen habe ich aus verschieden wissenschaftlichen Aufsätzen entnommen, die ich teilweise auch angehängt habe.

1. Mit steigendem Abschuss des Rehwildes steigt zunächst der Bestand, da

a) Ricken häufiger Doppelkitze setzen

b) mehr Rickenkitze gesetzt werden

c) sich der Bestand verjüngt und sich somit die Vitalität erhöht

Kurz zu mir:
Ich jage zum Einen in einem sehr stark bejagten Staatsforstrevier, wo zwar mittlerweile viele Ricken zwei Kitze setzen und die Gewichte für die Gegend überdurchschnittlich sind. Gleichzeitig findet man fast nur noch jährlinge dort. Jedes Jahr ist das Revier wieder voll, obwohl alle drumherum auch sehr stark jagen.

Jetzt zu der eigentlichen Frage: Ich jage noch in einem sehr "gepflegten/gehegten" 200ha waldrevier mit Dickungen und Feldäsung, wo jedes Reh 4 mal angesehen wird, bevor es geschossen wird. Weibliches Rehwild kaum geschossen wird. Jedoch zeigt sich auf den ausschließlich Schwarzwilddrückjagden, dass fast nur einzelkitze mit ricken unterwegs sind und diese überwiegend bockkitze setzen. Gleichzeitig sind die Stücke insgesamt schwach im wildbret.

Was passiert, wenn man jetzt das 200ha Waldrevier deutlich stärker bejagen würde ohne es gleich zu übertreiben. Also jetzt 20 Rehe auf 200ha erlegt.

Steigt dann der Bestand, wenn man die Thesen berücksichtigt?

Hat jemand selbst den Versuch in seinem Revier gemacht?

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steve

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Die Thesen sind bissl schwierig. Wenn Du 9 von 10 Ricken erlegst, dann kann die eine setzen bis sie schwarz wird, sie wird nicht soviel Kitze haben wie die 10 zusammen.:LOL:

Ich hab einen Zusammenhang Rehwildnachwuchs und Fuchsbejagung feststellen können. ;)
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Die Thesen sind bissl schwierig. Wenn Du 9 von 10 Ricken erlegst, dann kann die eine setzen bis sie schwarz wird, sie wird nicht soviel Kitze haben wie die 10 zusammen.:LOL:

Ich hab einen Zusammenhang Rehwildnachwuchs und Fuchsbejagung feststellen können. ;)
9 von 10 wirst aber kaum erwischen ;)
Bei Rehwildnachwuchs und Fuchs spielen auch die Bedingungen für Mäuse eine Rolle oder Einbrüche in der Fuchspopulation durch Räude etc. eine Rolle.

An der These ist schon was dran und es erklärt auch die hohen Jahrlingsstrecken in den Ökojagden.
 
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Die Thesen sind bissl schwierig. Wenn Du 9 von 10 Ricken erlegst, dann kann die eine setzen bis sie schwarz wird, sie wird nicht soviel Kitze haben wie die 10 zusammen.:LOL:

Ich hab einen Zusammenhang Rehwildnachwuchs und Fuchsbejagung feststellen können. ;)

Deshalb ja gemäßigte Erhöhung der Bejagung unter Berücksichtigung des Äsungsangebots. Mir ist klar, dass von 0 Ricken = 0 Kitze kommen.
 
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In einem Buch über Rehwild meine ich gelesen zu haben, dass stärkere Ricken vermehrt Rickenkitze setzen. Beim Rotwild ist es angeblich anders herum.
Dieses ,,Bejagung bringt nichts, da Verluste ausgeglichen werden" Argument ist recht beliebt. Funktioniert aber nur bis zu einem Gewissen Abschuss x, wenn der Eingriff weiter steigt, kann irgendwann nicht mehr ausgeglichen werden. Wie hoch diese Zahl sein muss für die jeweilige Tierart weiß ich nicht.
Wenn sich ein Bestand von Tieren (Wild oder was auch immer) nahe an der Kapazitätsgrenze befindet, so ist der jährliche Zuwachs geringer als wenn der Bestand weit von der Kapazitätsgrenze entfernt ist...soweit die Theorie

Das ist das, was ich meine und zu wissen glaube.

freundliche Grüße und Waidmannsheil
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Ich hab meine Beobachtungen dazu hier schon einmal beschrieben
Ist halt der Erfolg einer falschen Bejagung. Diejenigen die sich mit hohen Rehwildstrecken rühmen heizen ja durch ihr Tun die Reproduktionsrate an.
Ich konnte das bei einer Inselpopulation in einem Schilf und Auwaldgebiet gut beobachten dieser Teil ist durch Bahn, Schnellstrassen und Fluss eingerahmt mit immer wieder Fallwild. Lang Jahre blieb dort alles gleich die bejagbarkeit äusserst schwierig da sichere Kugelschüsse nur begrenzt möglich waren. Der Grundbestand blieb gleich, das eine oder andere erwischte man , manches endet auf der Straße bis wir sagten wir schießen die jetzt alle zusammen.

Ab diesem versuchten Eingriff hatte dort fast jede Geis 3 Kitze wir schossen dort irgendwann mehr Rehe als im restlichen Revier und trotzdem schafften wir es nicht soweit runterzukommen das es kein Fallwild mehr gab.
Irgendwann wurde immer näher gebaut ein Radweg durch angelegt und an ein schießen war gar nicht mehr zu denken, jetzt jagt dort niemand mehr und der Bestand hat sich wieder auf die Höhe von vorher eingependelt.

Reviere die einen wie von dir beschriebenen hohen Anteil an jährigen Wild haben, haben noch immer Schäden und man will noch mehr schießen, warum? Es wird dort kein Kitz geschossen (is ja nix dran) damit hat man aber im Spätwinter und am Beginn der Vegetationszeit einen Höchststand an Individuen die verbeissen
 
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Hallo liebe Alle,

ich beschäftige mich seid längerer Zeit mit der Bejagung und Folgen der Rehwildbejagung. Mir stellt sich folgende Frage, die ich gerne an die Rehwildjäger unter an euch weitergeben würde.

Meine Thesen habe ich aus verschieden wissenschaftlichen Aufsätzen entnommen, die ich teilweise auch angehängt habe.

1. Mit steigendem Abschuss des Rehwildes steigt zunächst der Bestand, da

a) Ricken häufiger Doppelkitze setzen

b) mehr Rickenkitze gesetzt werden

c) sich der Bestand verjüngt und sich somit die Vitalität erhöht

Kurz zu mir:
Ich jage zum Einen in einem sehr stark bejagten Staatsforstrevier, wo zwar mittlerweile viele Ricken zwei Kitze setzen und die Gewichte für die Gegend überdurchschnittlich sind. Gleichzeitig findet man fast nur noch jährlinge dort. Jedes Jahr ist das Revier wieder voll, obwohl alle drumherum auch sehr stark jagen.

Jetzt zu der eigentlichen Frage: Ich jage noch in einem sehr "gepflegten/gehegten" 200ha waldrevier mit Dickungen und Feldäsung, wo jedes Reh 4 mal angesehen wird, bevor es geschossen wird. Weibliches Rehwild kaum geschossen wird. Jedoch zeigt sich auf den ausschließlich Schwarzwilddrückjagden, dass fast nur einzelkitze mit ricken unterwegs sind und diese überwiegend bockkitze setzen. Gleichzeitig sind die Stücke insgesamt schwach im wildbret.

Was passiert, wenn man jetzt das 200ha Waldrevier deutlich stärker bejagen würde ohne es gleich zu übertreiben. Also jetzt 20 Rehe auf 200ha erlegt.

Steigt dann der Bestand, wenn man die Thesen berücksichtigt?

Hat jemand selbst den Versuch in seinem Revier gemacht?
Ich finde deine Thesen weitestgehend nachvollziehbar, aber dass der Bestand durch stärkere Bejagung anwächst kann ich nicht unterschreiben.
Logisch ist: wenn es weniger Rehe gibt, weil ich mehr schieße, geht es dem einzelnen Individuum besser. Und was machen Tiere wenn es ihnen gut geht? Sie vermehren sich! Mehr Kitze werden geboren und das Geschlechterverhältnis verschiebt sich zugunsten der Zuwachsträger. Kurz: die Re(h)produktion pro Stück erhöht sich. Das wird den Gesamtbestand aber nicht über das ursprüngliche Maß hinaus anheben, weil ich ja kräftig dagegenhalten muss, um diesen Zustand zu erreichen und vor allem zu halten.
Langfristig muss man aber auch bedenken, dass eine einstweilige Reduktion des Rehwildbestandes eine drastische Änderung der Vegetation im Sinne einer deutlichen Verbesserung des Lebensraumes zur Folge haben kann bzw. haben wird. Dieser ist dann unter Umständen in der Lage, mehr Rehe besser zu ernähren als das ursprüngliche Lebensraum, was bedeutet, dass man da auch nachhaltig mehr schießen kann, ohne an der Gesamtpopulation etwas zu ändern.

Zusammengefasst: Jagd kann (Reh)wildbestände reduzieren. Zumindest für eine gewisse Zeit. Dies wird aber Auswirkungen auf den übrigen Lebensraum haben, welche dazu führen können, dass sich die Population wieder vergrößert (mehr Nahrung, mehr Einstand, schwierigere Jagd, ...). Die Aufgabe des Jägers ist es dann nur noch, das Gleichgewicht zwischen Nahrungsangebot und Rehwildpopulation zu halten. Ergebnis ist dann ein gesunder Lebensraum mit gesunden Rehen. "Hege mit der Büchse" könnte man das auch nennen.
 
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Der Bestand "steigt" nicht (wirklich) durch die Bejagung.
Rehwild ist einerseits oft sehr genügsam, andererseits aber sehr territorial.
Wenn man meint viele Kitze zu haben zeigt das eigentlich eher, dass der Lebensraum mehr vertragen würde.

Zu Deinem Beispiel:
Wenn Du meinst es wären mehr Einzelkitze da, dann ist (aus "Sicht" des Rehwilds, nicht dem Weltbild mancher Forstleute) der Lebensraum gut genutzt.

Schießt Du mehr ändert sich die Güte des Lebensraums - Deines Reviers - nicht. Es wird nur Platz frei!
Der wird durch Zuwanderung besetzt und auch durch mehr Nachwuchs. Wobei sich immer die Stärkeren die aus ihrer Sicht besseren Ecken suchen müssen und die weniger beliebten Flecken den Schwächeren genügen müssen.

Auch wenn das Mancher vielleicht nicht hören will: Die Schwächeren Stücke haben ihre typischen Ecken ("Jährlingsecken"). Wer früher drauf geachtet hat "gute Böcke" stehen zu lassen hat damit, gewollt oder ungewollt, sich drauf konzentriert die Schwachen intensiver zu bejagen.
Was unterm Strich die Gesundheit der Gesamtpopulation eher begünstigt.

Und damit schließt sich der Bogen wieder und zeigt auch ein Stück weit auf wie wenig ausgegoren manche Umgangsweise mit dem Rehwild ist.
Die Territorialität des Rehwilds erzwingt von Natur aus, dass das Wild sich seinen Platz selber sucht. Sie suchen einfach den vermeintlich besten Platz für sich - und verteidigen den dann auch.
Wer immer meint einen Feldzug gegen die Rehe führen zu müssen wird Streckenzahlen vorzeigen können. Und doch viel weniger erreichen als er sich selber eingestehen wird.
Wer vermeintlich viel schont schafft auch nicht Platz für mehr. Er hat nur ältere Rehe, die den "Zuzug" von Jungen eine ganze Weile abhalten können, bis sie halt selber schwächer werden und irgendwann den guten Platz räumen müssen.

Ich kann schon lange dem Luchs auf die Finger schauen. Nicht mal der ändert wirklich was. Die Rehe neigen mehr zu offenen Flächen, was dem Wald helfen mag. Aber sie weichen immer nur aus bis der Luchs auf seinen Streifzügen wieder ein Stück weiter ist, dann kommen sie wieder zu "ihrem" Platz zurück.

Kurz und knapp:
Was ein Lebensraum hergibt wird auch besetzt. Rehwild wird von der Natur dazu gezwungen, rein schon als Konzentratselektierer.
Die Bejagung wird den Bestand also nicht erhöhen. Und wenn auch oft in manchen Kreisen gewünscht nie nachhaltig senken können.
 

z/7

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Schießt Du mehr ändert sich die Güte des Lebensraums - Deines Reviers - nicht. Es wird nur Platz frei!
Den Post von Rehschreck hast Du übersehen? Der hat es eigentlich ganz gut erklärt. Es kommt darauf an: ein ungünstiger Waldlebensraum kann durch verstärkte Eingriffe in den Rehwildbestand eben schon "besser" werden und dann mehr Wild Platz bieten. Bei einem optimalen ändert sich, wie @Mohawk schrieb, lediglich der nutzbare Zuwachs. Mehr Nachwuchs von weniger Produzenten.

Auf landwirtschaftlichen Flächen hingegen ändert sich die Güte sogar jedes Jahr entsprechend dem Fruchtwechsel und im Laufe eines Jahres sogar mehrfach. Völlig andere Bedingungen.
 
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Die Bejagung wird den Bestand also nicht erhöhen. Und wenn auch oft in manchen Kreisen gewünscht nie nachhaltig senken können.
Warum bejagen wir dann Rehwild?
Wenn das Argument "Jäger ersetzen Beutegreifer" weg ist, bleibt neben dem unpopulären "Weils unser Hobby ist" nur noch "Jäger gewinnen wertvolles Wildbret", aber letzteres wäre ja effizienter, wenn man die Population durch scharfe Bejagung auf einem zuwachsoptimalen Niveau hält. :unsure:

Ich habe zu viele Beispiele durch Jagd deutlich abgesenkter Rehwilddichten gesehen, als dass ich deiner Argumentation folgen könnte.
 
Registriert
11 Aug 2012
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Bei uns im Wald kommt die Naturverjüngung von alleine hoch, und ausserhalb des Weisergatters sieht es fast so aus wie innendrin.

Dem wäre nicht so, wenn das Rehwild die Fähigkeit hätte, die Abschüsse mit gesteigerter Reproduktion zu kompensieren.

Es erinnert ein wenig an die Theorie, dass die Erdölvorräte unbegrenzt wären, weil es sich neu bildet.
-> Ja, das tut es wohl. Allerdings leider nur in ziemlich geringem Umfang...
 

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