Rehwildabschuss: Was ist richtig?

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Hallo zusammen!

Ich muss noch einmal ein Thema aufgreifen, dass schon mal unter "Bockbilder August 2006", Seite 10, angerissen wurde. Denn leider muss ich mich immer noch vor meinen Jagdkollegen für meinen Abschuss eines schwachen Jährlings-Gablers rechtfertigen. Im Prinzip geht es um darum, welche Grundsätze beim Rehwildabschuss gelten sollen.

Ich handhabe es bislang immer so, dass ich bei den männlichen Stücken verstärkt schwache Jährlinge schieße. Hierunter fallen für mich Jährlinge mit einem Gehörn deutlich unter Lauscherhöhe und gleichzeitig schwachem Gesamteindruck/geringem Wildbretgewicht, also regelmäßig Knopfböcke, Spießer und ganz schwache Gabler. Die 2-4jährigen Böcke schone ich weitgehend (es sei denn, es ist ein außerordentlich schwaches Stück dabei) und bejage erst wieder Böcke ab ca. 5 Jahren (Ernteböcke).

Meine Jagdkollegen hingegen schießen bei den Jährlingen nur Knopfböcke und geringe Spießer, dafür aber mehr 2-3jährige Stücke, die dann aber z.T. bereits überlauscherhohe Gehörne haben (die würde ich wiederum schonen).

Daher meine Fragen:
1. Ist es falsch, bei Jährlingen auch schwache Gabler zu erlegen?
2. Selektiert man bei Jährlingen überhaupt noch?
3. Soll man verstärkt Jährlinge bejagen oder besser bei den 2-3jährigen Böcken selektieren?

Gibt es dazu irgentwelche aktuelle Richtlinien?
 
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Meine Meinung:

1. Ich erlege den Bock als erstes, der breit steht.
2. Ich rechtfertige mich nicht wegen eines geschossenen Bocks. Warum auch.
3. Wenn keine absoluten Vorgaben (Bsp. nur knopfer oder so), kein "Hege-Pardon".
4. Erkennbare abgekommene/kranke Stücke natürlich mit Vorrang.

Nachtrag: Bitte laß Dich nicht durch die verkorksten Reden a la Hege und Arterhaltung, gesunder Nachwuchs und so beirren. Das ist m.E. alles Banane. Wenn die Bestandsdichte und alles andere wie Stress durch Störungen, Biotop-Gestaltung usw. stimmen, gibts auch starke Böcke. Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum in "alten" Trophäensammlungen sehr häufig starke Gehörne zu sehen sind, heutzutage meist jedoch nur "Geraffel". Wir, mein Kollege und ich, haben binnen 4 Wochen auf einer Waldwiese 4 Böcke erlegt. Gestern abend waren schon wieder zwei, bisher unbekannte da... Das Gleiche haben wir vor ein paar Jahern in einem "TAl" nahe einer stark befahrenen Landstraße gemacht. Nach dem 5. Bock innert 4 Wochen hat unser Pächter kalte Füße bekommen...


Waihei
Saarjäger

[ 20. August 2006: Beitrag editiert von: Saarjäger ]
 
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Moin Leute. Ich denek mal diese Frage ist nur auf das männliche Rehwild bezogen.
Also wir handhaben das so:

1. Schwache Jährlinge (alles an Spießern, Knopfböcken) wird erlegt.

2. Schwache Gabler werden erlegt.

3. Jährlingsgabler mit knufigem Gehörn werden überall geschohnt. Diese Böcke verfügen dann über die nötige Masse.

4. Mehrjährige Böcke die ein schwaches Gehörn haben (keine Masse, Gabler, nur leicht vereckt, schlecht im Wildbrett) werden erlegt.

5. Böcke die älter als 5 Jahre sind werden erlegt egal was für ein Gehörn sie haben.


Man kann einen Bock zwar nicht genau auf das Jahr ansprechen aber es geglingt doch sehr gut wenn man sich viel damit beschäftigt.
Es kommt bei uns häufig vor das Jährlinge schon ein 6er-Gehörn haben. Viele werden jetzt sagen das es quatscht ist so "rumzuhegen", aber das Ergebnis sieht man sehr gut. Ich werde bald mal ein Bild von unserer Gesamtstrecke einstellen.


Skeet

[ 20. August 2006: Beitrag editiert von: Skeetjäger ]
 
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Ich persönlich schieße jeden Bock, den ich für richtig halte. Bevorzugt schwache, abgekommene oder kranke Stücke.

Die Unkerei: der Knopfler/starke Spieser/schwache Gabler wär nächstes Jahr.... ähneln dem Lesen im Kaffesatz. Will sagen: wer sagt den, das der "geschonte/-hegte" Bock überhaupt noch im Revier ist, wenn er "reif" wäre?

Da spielen so viele, nicht beeinflußbare Faktoren eine Rolle - und sind schon so viele kluge Bücher drüber geschrieben worden, dass sich eine Diskusion im Einzelfall (hättest du...) meist nicht lohnt. Das sollte von Dir abperlen, wie der lichte Morgentau.....
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Gruß, epsylon
 
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Von der Mär, dass Jäger nur die alten und kranken Rehe abschössen, sollten wir uns doch allmälich verbschieden.

Wäre dies der Fall, hätte ich in fast fünf Jahrzehnten keine 10 Rehe erlegt. Erkennbar krank waren allenfalls 5 und was "alt" angeht, ist zumindest bei weiblichem Wild das Ansprechen doch etwas schwieriger als bei Böcken.

Habe ich als JJ eine Vorgabe, richte ich mich danach, ganz gleich was der Jagdherr (Pächter, Revierbeamter oder sonstiger Übergeordnete) selber daher bringt.

Bei "freier Büchse" zählen die freigegebenen Stücke und wenn z.B. die zwei erlegten nach Ansicht anderer zu schonen gewesen wären, können diese ja anders verfahren.

Wenn ich nur Knopfer frei habe, kann ich nicht mit einem Sechser anrücken, ob der alt oder jung ist.
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PS: Für mich ist die Freigabe eines Bockes nach bestandener Jägerprüfung nicht das Wahre, um einen JJ in die Praxis einzu führen.
Es kommt häufig vor, dass Kapitalböcke dem JJ kommen und erlegt werden, sodass daran alles kommende gemessen wird.
Warum beginnt man sein Jägerleben nicht mit einem Rehkitz. Damit würde die Wertschätzung auch geringen Wildes gefördert, die ja nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint. Wer im April die JJP macht, kann ja auch noch bis 1.9. warten und bei einem Kitz wird er (hoffentlich) nicht noch mehr falsch machen können, als bei einem Bock.
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[ 20. August 2006: Beitrag editiert von: Sir Henry ]
 
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@Lodenmantel : Gute Frage und sehr schwierige Frage --> Da wird dir jeder etwas anderes sagen.. Das kann man auch nicht so pauschal sagen sondern sich die Reviere anschauen...

Man muß halt irgendwie versuchen eine gute Alters- und Geschlechtsverteilung hinzubekommen..

Ein Jäger erzählt emir er habe einen starken Bock geschossen, tolle Trophäe. Ich fragte ihn wieviel er wog: 16 kg ! Für mich muß das schon zusammenpassen.. Ein Bock mit 16 kg ist für mich kein starker Bock, völlig egal was der auf hat, daß muß schon zusammenpassen. EIn starker Bock hat für mich gute 19 kg und kräftig Stangen,usw. Aber auch das ist so relativ, es gibt Regionen in Deutschland da sind 16 kg tatsächlich stark.. Mein erster Bock den ich am Bodensee geschossen habe, hat 19,5 kg gewogen. Ein starker Bock aber nichts sonderlich seltenes.. Längere Vegetationszeit, Ruhe/Abgeschiedenheit/Ungestörtheit, gutes Nahrungsangebot,...
 
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zu 1: ja. ein jährling mit deutlicher vereckung bleibt stehen, so er nicht auffällig schwach im wildpret ist
.
zu 2: ja.

zu 3: sowohl als auch.

wozu das gut sein soll? ganz einfach, die antwort steht indirekt in postings weiter oben :

Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum in "alten" Trophäensammlungen sehr häufig starke Gehörne zu sehen sind, heutzutage meist jedoch nur "Geraffel". null

ganz einfach: weil die "alten" es besser wußten und nicht jeden bock erlegten, nur weil er breit stand. "alt werden lassen" und rechtzeitig selektieren heisst das geheimnis!

wer von euch hier schon länger als dreissig jahre ein und dasselbe revier bejagt und und mir auf dieser basis fundiert widersprechen will, mag das gerne tun - die anderen dürfen schweigen
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grüße
askolino

[ 20. August 2006: Beitrag editiert von: Askolino ]
 
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Wenn der Bock nur 11kg hatte ist er ein Abschussbock!
Ein Kitz wiegt bei uns schon 12kg.
Und ein guter Jährling sollte dann auch 15kg haben!

Ein leichter Bock wird doch nie ein dickes Gehörn schieben ein starker wohl abr mal ein kleines.
Aber bei 11 kg sieht der Bock dann wohl mehr aus wie ein Kitz und kann nach meinem befinden ruhigen Gewissens erlegt werden.


WH Heiko
 
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Ein Bock muss Spass machen!!!!!!
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Das mag jeder definieren wie er will.

Ich persönlich z.B. brauche im Allgemeinen keine ein-, zwei-, dreijährigen Sechser o.ä. an der Wand, davon hab ich dummerweise schon genug.

Und wenn irgendjemand meint, er müsse jeden Bock umblasen, der ihm vor`s Rohr läuft- bitte....Waidheil!
 
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Zum "Spaß" hab ICH noch keinen Bock und auch sonst nix totgeschossen.

Einen einzeln stehenden Bock aufs kilo genau als schwach anzusprechen gelingt nur den echten Experten.

Gilt auch für einzeln stehende Geiß-Kitz. Es lässt sich von wenigen Ausnahmen abgesehen (die hier nicht angeführt werden müssen) immer nur durch VERGLEICHE ABSCHÄTZEN wie Stärke und Gewicht sein DÜRFTEN oder KÖNNTEN.

Je mehr Wild gleichzeitig draußen steht, umso eher sind Vergleiche möglich. Erfahrungswerte stellen sich (u.U.) erst nach vielen Jahren ein, über ein JJ aber nicht verfügt.

Alt werden lassen ist nie verkehrt, auch wenn uns ein Trophäenkult vorgehalten wird.
Aber: um einen Bock 6 Jahre alt werden lassen um aus Interesse dessen Potential zu erfahren, habe ich ich 6x jährlich je einen Knopfer oder sonstigen Schwächling erlegt.
Das Problem ist dabei, dass gerade in kleinen revieren die Geduld und 5 oder mehr Grenzen dafür eine schlechte Voraussetzung sind. Aber selbst in großen Revieren fehlt es an Geduld.
Andererseits steckt das genetische Potential auch schon in einem 3jährigen. Aus Gründen der "Vererbung" diesen erst nach der Brunft zu erlegen, ist nicht zielführend.
Irgendwann wird er doch vor einer nächsten Brunft erlegt (geerntet). Durch geduldiges abwarten sich selbst zu belohnt zu haben macht mir Freude, weil ICH was dafür getan habe.
Einen Kapitalbock irgendwo als Gast totzuschießen, könnte MICH nicht zu stolzem Gehabe veranlassen, denn das kleine Kitz verdient den gleich guten Schuss.
Gilt mir übrigens bei allem Wild.
Höre schon die "Bumm-Faktion" sagen: Amen
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Sir Henry:
Zum "Spaß" hab ICH noch keinen Bock und auch sonst nix totgeschossen.
(...)
<HR></BLOCKQUOTE>

Na dann muss ein Bock eben Ernst machen!
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Das könnte bei deiner Einstellung zur Jagd durchaus der Fall werden.
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Aber bei studenten soll man die Hoffnung auf Bewußtseinsänderung nicht völlig ausschließen
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[ 21. August 2006: Beitrag editiert von: Sir Henry ]
 
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Um einen Bock, bei Keilern ist genauso, alt werden lassen zu können, muß viel mehr zusammenkommen wie das Schußverhalten des Jägers. Da sind neben der Größe der Reviere, die Anzahl der Nachbarn, dem vorhandensein stark befahrener Straßen bestimmt noch mehr Faktoren zu beachten. Und wenn ich die "Wahl" habe, ein Stück ohne wenn und aber zu erlegen oder es bspw. auf der Strasse aufzufegen, werde ich mich für ersteres entscheiden.

@ Askolino
Ich erlaube mir auch ohne 30JJ Dir zu antworten: Stell bitte nicht so pauschal die ehernen, waidgerechten Jäger von Ffrüheren Zeiten so toll hin. Kann mich anhand von Schilderungen ebensolcher gut daran erinnern, was da so im einzelnen abging.Kenn auch heute noch den ein oder anderen, der heute noch so sein Revier führt. Ich will nix pauschal verteufeln, aber genauso wenig alles gutheissen was damals und heute gemacht wird.
Es geht sicher nicht darum jeden Bock "umzunieten", jedoch bin ich der Meinung, dass man sich da viel Alibi verschafft, wenn man immer mit solchen "Schonungsargumenten" daher kommt.

Aber jeder soll es handhaben wie er will.

Waihei
Saarjäger
 
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so lange es soviel böcke gibt, daß sie zum selektieren anstehen, sollte man nicht selektieren sondern schießen.
die böcke benötigen nicht nur ein paar jahre um stark zu werden, sondern auch - und zwar im wesentlichen - einstände/reviere, die ihnen ein artgerechtes leben ermöglichen.

unser problem besteht darin, daß in unserem 500ha revier für jeden gestreckten knopfer, spießer zwei neue auftauchen.
für mich ein klares indiz, daß in den nachbarrevieren so ein hoher bestand ist, daß die böcke ständig nach außen drängen.
die meisten dieser hungerleider (10-12kg) kommen m.e. aus dem staatlichen. gestern morgen habe ich, trotzt voller gefriertruhe, wieder so einen erlegt: jährling, 9,5kg und knöpfe die kaum aus der decke lugten.
trophäenpflicht hin - trophäenpflicht her: ich weigere mich sowas "auf" zu setzen. ich bin doch nicht bekloppt, ein solches haupt in stundenlanger arbeit zu kochen putzen,sö
ägen, putzen auf´s brett zu setzen damit sich andere bei der knochenolympiade daran aufgeilen können.
bei knopfböcken lasse ich das haupt beim aufbrechen gleich im revier.
und wenn ich mich zehnmal strafbar mache und die lodenheinis vor empörung platzen...
 

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