Prolog:
Letzte Woche wurden ENDLICH die Wiesen gemäht, zumindest einige, so dass man wieder etwas mehr von den Rehen gesehen hat als wie nur die Lauscher. Jetzt ist es so, dass ich mit meiner besseren Hälfte nächste Woche Richtung Norwegen aufbreche und erst am 12.August zurück komme. Die Blattzeit muss heuer also früher stattfinden als normal. Das macht es nicht einfacher, aber probieren wollt ich es eigentlich schon und was ich in den vergangenen Tagen gesehen hab, bestärkt mich in der Einsicht, dass das Rehwild heuer in der Tat früher dran zu sein schein.
Auftakt: Am Donnerstag hab ich es seit Wochen endlich wiedermal auf Ansitz geschafft. Die ungemähten Wiesen haben bis dato seit Wochen alles Getier förmlich verschluckt, bestenfalls die Lauscher waren zu erahnen. Böcke haben sich eh rar gemacht, kurzum, die Jagerei wäre uneffektiv gewesen, drum hab ich mich die letzten Wochen aufs Fischen verlegt und auch einige schöne Fische zwischen einem und zwei Pfund auf die Schuppen gelegt (Forelle, Äsche und Döbel, alles mit der Fliegenrute).
Der auserkohrene Platz ist ein kleines Wiesental, im dem sich normalerweise die Rehe tummeln, im Mai hab ich dort 5 verschiedene Böcke bestätigt, davon 2 Jährlinge und drei ältere. Relativ viel Wild für eine 500m lange und 40m breite Wiese. Jedenfalls sitz ich am Donnerstag bei Sonnenschein an der frisch gemähten Wiese. Obwohl die Mahd ne knappe Woche her ist, ist bislang kaum frisches Grün nachgewachsen (beim Rasen im Garten funzt das schneller). Zwei Hasen sitzen auf dem grünen Teppich und beim Angehen steht schon ein Altfuchs auf der Wiese, der sich aber gleich wieder empfielt. Tja und das wars dann auch erst mal für langere Zeit. Gegen halb zehn kommt auf 250m n Jungfuchs raus, läßt sich aber nicht zum Kommen überreden. Kurz drauf kommt am Anderen Ende der Wiese n zweiter Jungfuchs und der hat besseren Appell: aufs Mäuseln steht er zu und macht auch gleich rauf Down. Sein letztes Down. Im Augenwinkel seh ich nen weiteren Jungfuchs der seinem Brüderchen folgen wollte, auf den Schuss hin macht er aber kehrt und verschwindet wieder im Getreide am Ende der Wiese. In der Dämmerung fängt hinter mir auf ner kleinen Erhöhung ein Reh zum Schrecken an. das Schrecken nähert sich auch und kurz drauf flüchtet ein Reh über die Wiese, dicht gefolgt von einem weiteren. Aha, ess gibt also doch noch Rehe hier...
Zwei Minuten später seh ich ein Reh am Waldrand, wo zuvor die beiden die Wiese gequert hatten. trotz der 130m erkenne ich einen Bock, aber welchen? Das Buchenblatt an die Lippen gepresst und vier fünf kurze Fieptöne und der Bock steht zu wie zuvor der Fuchs aufs Mäuseln. Ich bin mir sicher den dünnstangigen Sechser vor zu haben, den ich schon im Mai nie richtig ansprechen konnte und auch heut seh ich wieder von den Rosen nix. Vermutlich ist es der Bock, der vor 2 jahren dort stand. Damals hielt ich ihn für recht stark aber erst vier und hab ihn ziehen lassen. Die Form passt immernoch, aber die Stangen sind nur noch halb so dick. Wenn er zurückgestzt hat, sollte man das an den Rosen erkennen. Der Bock zieht immer spitz auf mich zu, zuletzt steht er auf 18-20m vor mir und ist irgendwann vom diesseitigen Waldrand verschluckt. Kurz drauf fängt er wieder zu schrecken an. Für n Foto war es leider schon zu dunkel, wie immer wenn ich diesen Bock vor habe...
Das ist mir dort heuer schon öfters passiert: obwohl ich mich nicht gerührt hab und auch der Wind passt, beginnen dort die Reh, vermutlich die Böcke, zu schrecken. So langsam beschleicht mich die Ahnung, dass die sich gegenseitig anschrecken und nicht mich...
Hauptakt:
Egal, der Fuchs liegt und andere Füchse sind auch noch da. Also geht es am folgenden Abend wieder auf den selben Sitz, diesmal um der Füchse Herr zu werden. Dazu begleitet mich die 222, der Zappelphillipp und die Vogelklage. Leider muss ich relativ schnell feststellen, dass sich der Wind zwar nur ein wenig aber doch entscheidend gedreht hat im Vergleich zum Vorabend. Ging er gestern leicht über die linke Schulter in den Wald, so zieht er nun den linken Waldrand entlang auf das Getreidefeld zu, aus dem gestern die Füchse kamen. Naja, für die Haupteinstände passt der Wind so perfekt nur für die Füchse ist es so halt eher nix. Egal, der Zappelphillipp steht vor mir auf einem kleinem Buckel in der Wiese und zappelt alle 15 Sekunden wie ein Fisch an der Angel. Dazu stirbt alle viertel Stunde ein Hase oder in Vogel im Wechsel - natürlich nur akkustisch. Allein, es tut sich noch weniger wie am Abend zuvor. Selbst die Hasen sind weg. Gegen neun Kommt wirklich ein Jungfuchs - genau in den Wind und ist auch schon wieder weg bevor ich überhaut an die Kanone langen kann.
Gegen halb zehn kommt am oberen Ende der Wiese n Reh raus. Das Spektiv zeigt mir auf 300 m einen massiven Rehbock, ebenfalls einen Bekannten aus dem Mai. Ein Sechser, der die Stange über der rechten Vordersprosse abgebrochen hat. Das Buchenblatt steckt bereits zugeschnitten unter der Kappe und einige verlockende Töne sollen mir den Kameraden näher bringen, er wirft auch auf und sicher mal runter, aber mehr tut sich eigentlich nicht.
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(Ich bitte die Qualität zu entschuldigen, aber wie gesagt, mit dem Handy in der beginnenden Dämmerung auf 300m durch Spektiv..., nen Eindruck von dem Bock sollte man aber bekommen können)
Nach wenigen Minuten ist der Bock im jenseitigen Bestand verschwunden, da schreckt unmittelbar gegenüber ein Reh in der Dickung. Himmelsakr.... das Mistviech kann mich unmöglich mitbekommen haben! es steht zu weit in den Büschen, großartig bewegt hab ich mich nicht, Wind geht auch optimal, was geht hier vor???
Finale:
Das Schrecken gehört definitiv zu einem Bock und jung kann der auch nicht sein. (wie weiter oben schon beschrieben, kommt es öfters vor, dass dort die Rehe schrecken, auch wenn ich weiter weg sitze, schreckt es dort in der Ecke häufig). Wenn ich es richtig orte, dann bewegt sich das schreckende Reh auch auf mich zu! Also pack ich das Gewehr und gehe in Voranschlag. Und wahrlich, nach einigen abgehakten Schrecktönen, die wohl im Springen abgegeben werden, erscheint ein graues Rehhaupt in einer vielleicht 40cm breiten Lücke in der Dickung. Über dem Haupt erkenne ich zwei hohe Stangen, die wenig bis garnicht vereckt sind, dafür nach unten stärker werden. Die Rosen stehen relativ weit auseinander und hängen bereits nach außen runter. Das Haupt und eigentlich auch der Träger heben sich fast weißlich vor dem Hintergrund ab. Den Bock kenne ich ebenfalls vom Mai, und ist aufgrund der hohen endenarmen Stangen auch mein Favourit. Er wäre auch schon im Mai gestorben, einzig er wandelte immer am unteren Ende der Wiese und da ist es mit dem Kugelfang so eine Sache gewesen. Nur flach in die Wiese schießen und hoffen, dass die Kugel nicht in der in gerader Linie dahiner liegenden Ortschaft einschlägt? Jetzt steht er vor mir, den Hang als sicherer Kugelfang, aber präsentiert mir nur 2/3 vom Träger und Haupt. Egal, das wird versucht. Die Gewehrauflage ist für die Wiese gedacht und für den Bock im Hang deutlih zu niedrig. Füsse hoch auf die halbhohe Fußauflage. beide Ellenbogen auf die Knie, so geht es. Der Zielstachel steht ruhig auf dem breiten Träger aus dem immernoch tiefes Schrecken ertönt. Eingestochen (ist die Wettkampfbüchse von meinem Dad) und raus ist die kleine schnelle Kugel. Das Schrecken hat aufgehört, abspringen hab ich auch nix hören, müsste geklappt haben.
Schlussakt:
Nach fünf Minuten geh ich auf die Lücke in der Dickung zu und da liegt er vor mir. Das kleine Kügelchen hat ihm die Halswirbelsäule durchschlagen und so für ein sofortiges Verenden gesorgt.
Die Bilder hab ich ja gestern schon eingestellt. Leider hat mein Handy keine Bilder mit Blitz gemacht, drum hab ich den Bock auf die gemähte wiese gezogen und mit dem Handy meiner Frau die Bilder gemacht.
Epilog:
Für unsere Verhältnisse ist es ein guter Bock, kein kapitaler, aber das Alter sollte passen. Heut Abend will ich ihn zerwirken und dann wandert er mariniert und in dünne Scheiben geschnitten in den Dörrautomat. Das Dörrfleisch (Billtong) wird uns nach Norwegen begleiten.
Für die Statistiker: 222. REM, 3,24g TM, ca. 80m Trägerschuss