Wenn ich da mal als Züchter mich dazu äußern darf:
in aller Regel ist die Nachfrage größer als das Angebot, bedeutet: ich kann mir den Welpenkäufer aussuchen (de facto macht das dann aber meine Frau). Wer nicht bereit ist, mehr als einmal zum Züchter zu kommen, egal wie weit der Anfahrtsweg ist, der fällt schon durchs Raster. Hinfahren, aussuchen, zahlen und gleich mitnehmen ist nicht, jedenfalls nicht bei mir.
Bevorzugt werden Welpeninteressenten in folgender, wertender Reihenfolge - Jäger, Hundeerfahrung, Leidenschaft und Passion für die Jagd mit dem Hund (von mir bekommt keiner einen Hund, der später das Jagdauto von innen her bewacht, während sein Führer alleine jagdliche Erfolgserlebnisse hat). Betreuung tagsüber gewährleistet, keine Zwingerhaltung!!!. Lasse ich mir schriftlich von den Welpenkäufern bestätigen, außerdem das Absolvieren mindestens einer jagdlichen Prüfung und die Teilnahme an einer Zuchtschau. Für den Erhalt der Zuchtlinie, und für mich als Feedback. Zwölf der letzten vierzehn Welpen bekamen den Formwert V, einer hatte einen leichten Zahnfehler und einer einen Zentimeter zuviel Brustumfang, beide deshalb "nur" sg1.
Dafür bekommt der Welpenkäufer einen gesunden Hund frei von Erbkrankheiten, passioniert und hochveranlagt, zwei Mal entwurmt und komplett geimpft. Für einen Preis, der gerade so meine Aufwendungen deckt. Als da wären: Deckrüde 500.-€, Tierarzt incl. Chip setzen, impfen, entwurmen (kein Kaiserschnitt o.ä.) Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen vor der Geburt und noch so ein paar Kleinigkeiten in Summe 1.500.-€; Kostenersatz Zuchtwart für die Wurfabnahme 92.-€, Wurfeintragung & Ahnentafeln für sieben Welpen 840.-€ beim DTK. 50 Kilo Trockenfutter und 20 Kilo Dosenfleisch, Grünlippmuschelextrakt und Lachsöl als Futterzusatz insgesamt 250.-€. Der Welpe kostet dann bei mir ab der zehnten Lebenswoche (früher gebe ich sie nur an erfahrene Hundeführer ab, die Prägungsphase nutze ich gerne selber - dann weiß ich, was gemacht wurde) den stolzen Preis von 1.200 €. Durchschnittlich sechs Welpen pro Wurf. Und für die Differenz zwischen den Ausgaben und den Einnahmen hat der Züchter dann noch drei Monate Arbeit, als da wären: nachts aufstehen und die Hündin bemuttern und pflegen unmittelbar nach der Geburt, aktive Geburtshilfe leisten wenn nötig (Dackelhündinnen beißen gerne die Nabelschnur zu kurz ab, deswegen bleibe ich während der gesamten Geburt dabei und schneide die Nabelschnur mit der Schere, auch wenn es der Hündin nicht gefällt). Wenn man als Züchter ganz viel Glück hat, bleibt die Hündin gesund und betreibt die ersten zwei Wochen intensive Brutpflege zusätzlich zum Säugen. Sobald aber zugefütter werden muß, hält die Hündin die Wurfkiste nicht mehr sauber und der Züchter muß das übernehmen. Das bedeutet, mehrmals täglich die Ausstattung der Wurfkiste austauschen und waschen, Kot und Urin ausserhalb der Wurfkiste entfernen (und nicht nur ein Mal am Tag....) und die Welpen täglich wiegen und Gewichtszunahme protokollieren. Dafür sorgen, daß die Hündin während der Laktationsphase körperlich nicht abbaut, sondern leistungsfähig bleibt und genug Milch produziert. Nach Umzug aus der kleinen Wurfkiste in die größere Wurfkiste, sobald die Zähnchen wachsen und die Hündin nur noch unwillig säugt, beginnt das erste Training in Richtung Stubenreinheit. Daneben so allerlei Dinge, die man mit den Welpem machen muß, damit sie später nerven- und charakterfeste Jagdhunde werden - bekannt machen mit Schüssen, anderen Menschen (so viel wie möglich, wir haben in dieser Zeit sicherlich 40 bis 50 mal Besuch gehabt), anderen Hunden. Jagdfreunde kommen mit ihren Hunden vorbei, und diese sollen und dürfen mit den Welpen spielen - damit die jungen Hunde lernen, daß es außer Mama auch noch andere Artgenossen gibt. Besuch einer Pferdekoppel und einer Viehweide, bekannt machen mit den Ziegen des Nachbarn, einen Nachmittag verbringen wir an einem stark frequentierten Radweg. Wir fahren Auto und wir gehen schwimmen.
Und dann stellt sich immer wieder heraus, daß das größte Problem bei der Dackelzucht nicht die Dackel sind, sondern die Welpenkäufer. Da glauben manche, man habe ein paar Dutzend Dackelwelpen so auf Vorrat im Regal, zum Aussuchen. Natürlich zu jeder Jahreszeit, und immer und durchgehend was im Angebot. Wer meint, über den Welpenpreis diskutieren zu müssen, der ist durch das Raster gefallen bevor er den Telefonhörer aufgelegt hat. Und "ganz spezielle Kundschaft", also Jäger die alle drei, vier Jahre einen neuen Hund brauchen, ebenfalls. Manche wollen einen Zwerg, schokobraun incl. Nasenschwamm - und jagdlich führen wollen sie aber auch noch.
Nun ja, das nur so aus der Sicht des Züchters.