solche Einschnürungen können freilich schon bei neuen Fabrikpatronen nach einmaligem Feuern auftreten, nämlich dann, wenn der Verschlussabstand nicht gestimmt hatte.
Dazu vielleicht ein Beispiel, das ich immer gerne erwähne: ich war zugegen, als mein Büma eine Luxus-Repetierbüchse belgischer Herstellung zur Reparatur bekam. Die Waffe hatte immer ordentlich funktioniert und tadellose Ergebnisse erbracht, nur, es handelte sich um einen 98er-artigen Verschluss mit starker, außen liegender Auszieherkrale und die ist nun mal gedacht, Patronen schon direkt aus dem Magazin zu greifen und festzuhalten, damit so auch ein sicheres Nachladen gewährleistet ist, wenn die Waffen nicht aufrecht gehalten werden können. Also, beim Repetieren auf dem Rücken liegend zum Beispiel.
Wird nun eine Patrone von Hand ins Lager befördert und versucht, den Verschluss zu schließen, stößt die starke Auszieherkralle am Hülsenboden an und es kann nicht verriegelt werden. Abhilfe schaft dann das Abtragen von Material an der Kralle und ein wenig schräg schleifen der Kontaktfläche, so dass nun die Kralle bei Druck gegen den Hülsenboden nach außen gedrückt werden und so über die Hülse rutschen kann.
Durch das Abtragen von Material wird der Effekt, dass die Kralle die Hülse festhält, natürlich ebenfalls beeinträchtigt.
Im vorliegenden Fall war genau dies passiert.
Nach der Manipulation der Kralle, wie oben beschrieben und nicht von meinem Büma durchgeführt, hatte die Waffe immer öfter nicht ausgelöst. Der Schlagbolzen war abgeschlagen worden, doch die Zündhütchen zeigten nur eine nicht ausreichende Verformung, der Schuss wurde nicht ausgelöst. Ursache hierfür war ein deutlich zu großer VA! Der war bisher nie aufgefallen, weil die starke Kralle die Hülse am Platze hielt und wenn der Schuss ausgelöst hatte, wurde die Hülse so ausgeformt, wie das Lager dies gestattete, doch am Hülsenboden blieb sie am Platz, von der Kralle gehalten. Nun, mit der geschwächten Auszieherkralle, drückte der Schlagbolzen die Hülse im Lager nach vorne, bis die Schulter zur Anlage kam und diese Bewegung stopte. Doch dann reichte die Kraft und die Reichweite des Schlagbolzens nicht mehr, das zündhütchen ausreichend zu verformen. Wenn zufällig alle paar Versuche doch mal ein Schuss ausgelöst wurde, dann ist die Hülse genau wie im Beispiel verformt worden.
Der VA-Fehler betrug bei dieser Waffe über 4/10 !
Doch, diese Rillen sind äußerlich nicht zu erkennen. Wenn du an deinen Hülsen solche Ränder erkanntest, haben die andere Gründe. Meist sind sie durch die Ausarbeitung des Lagers bedingt, doch es gibt noch einige weitere mögliche Ursachen. Das muss im einzelnen an der Waffe geprüft werden.
Ja, schießen ist gefährlich! Das sollte sich jeder vor Augen halten. Es ist nicht nur für Wiederlader gefährlich, aber hier können sich natürlich weitaus eher Fehler einstellen oder verstärken. Durch das hohe Niveau der Qualitätsprüfungen bei allen Komponenten, ist aber Wiederladen und Schießen weitaus ungefährlicher, als Auto fahren. Ich las zum Beispiel von einer Statistik, die Quallität runderneuerter Autoreifen sei in letzten Jahren deutlich gesteigert worden und es könne davon ausgegangen werden, dass inzwischen nicht mehr als drei von tausend während der Fahrt platzen.
So gesehen, rein statistisch betrachtet, müsste man jeden, der den R93 aus Sicherheitsbedenken ablehnt, aber Raucher ist, auslachen.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass alles getan werden muss, aufklärend und unfallverhütend zu wirken, gerade wenn die R93 tatsächlich von Haus aus bereits einen größeren Verschlussabstand aufweisen. Um es nochmal deutlich zu sagen: 15/100 sind bei fast allen Jagdwaffen als Normalzustand zu akzeptieren und Toleranzen der Munition kommen ja noch hinzu. Das kann der Wiederlader bewältigen und bei eintsprechender Information auch sehr gut damit umgehen, mit geeigneten Maßnahmen sogar vollkommen umgehen. Erst unter falschen Annahmen und im treuen Glauben ohne eigene Überprüfung, kann ein solches Problem sehr schnell zu einem Hülsenreißer bei mehrfach geladenen Hülsen führen.
Und, um das nochmals mit Nachdruck zu erklären, alle Informationen, die ich bisher sammeln konnte, ergaben, dass der R93 solchen Hülsenreißern durchaus gewachsen ist und sie zum Beispiel weitaus besser verkraftet und für den Schützen schonender verlaufen lässt, als viele andere Systeme, besonders ein gealtertes 98er. Nur mit dem Kunststoffsystem konnte es durch eindringende Gase und dadurch herbeigeführter Sprengung des Gehäuses zu einer vorzeitigen Entriegelung kommen.
Es liegt mir dazu und zu meinen diesbezüglichen Fragen inzwischen auch eine Antwort der DEVA vor, doch ich will die nicht hier veröffentlichen, ohne die Erlaubnis dazu nochmal ausdrücklich erhalten zu haben. Ich hoffe, dass dies nicht mehr lange braucht.