Einer bringt es für mich perfekt auf den Punkt:
"Long range hunting" is an oxymoron.
Ich verstehe deine Ansicht voll und ganz: so oberhalb 200m (außer im Hochgebirge, in den Highlands oder in irgendeiner Steppe) reduziert sich das Jagdhandwerklich Können mit steigender Entfernung zum Ziel immer mehr auf die Schießfertigkeiten inkl. auf das Wissen und die Erfahrungen, es mit solchen Distanzen auch aufnehmen zu können.
Gleichzeitig werden in der Annäherung an das Wild und seinen Fähigkeiten, den Jäger zu merken meist mehrere Schallmauern durchbrochen werden - z.B. <250 <140m, <60, <15 ... oder so. Unter bestimmten Bedingungen aber überhaupt nicht: bei deutlichem Wind und Blätterrauschen das äsende Reh auf 15m vs das Reh gegenüber, welches auf 80m über die Fläche und in deinen Wind wechselt. Letzteres fordert das Geschick oft mehr heraus - einschließlich des sicheren Schießens, wenn es eben schnell gehen muss (also ähnlich wie auf Waldschneisen).
Die Schießfertigkeit als einen Aspekt unseres Tuns herunterspielen darf nicht sein: dessen sind sich hier alle einig. Sie ist aber nicht bloß eine autonome Größe(*), die sich von "Der eigentlichen Jagd" trennen ließe: Sie ist in unseren Plan und in unser Handeln, Beute zu machen, nahezu untrennbar verwoben und kann durch bestimmte Umstände auch auf vergleichsweise kurzen Distanzen komplett überfordert sein.
(*) Es lässt sich die Schießfertigkeit auf dem Schießstand natürlich messen. Und (natürlich) sie muss auf der Jagd noch größeren Anforderungen gerecht werden. Aber deshalb wird Jagd nicht zu diesem reinen in Ringen und Metern gemessenen Sport-Leistungskennzeichen, wie viele wohl wähnen. Und daher habe ich auch nie das Gefühl, weniger "gejagt" zu haben, bloß weil ich mal etwas weiter herausgelangt hab.
Noch zwei andere Anmerkungen:
1.) Für mich persönlich ist oberhalb der "point blank range" Schluss: meine weitesten Schüsse waren um die 220m. Wollte ich weiter schießen, so müsste ich mich besser ausrüsten und anders trainieren. Ich kann mir vorstellen, dass ich damit einer größeren Gruppe anhänge, für die Ähnliches gilt.
2.) Wenn wir hier eine (ehrliche) Statistik von unseren Hundeführern bekämen, unter welchen Bedingungen schlechte Schüsse produziert werden, so wäre es sehr interessant, ob hier wirklich die Schüsse auf >200m das eigentliche Problem sind.