Lüneburger Modell - (Un-)Heilsbringer?

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Wegen der Bestandesexplosion des Schwarzwildes und der Schweinepestausbrüche sind sie heute – unberechtigt – in Verruf oder Vergessenheit geraten, leider auch im Raume ihrer Entstehung. - Gert v. Harling, 2016

Richtig, unrichtig, schwarz, weiß oder doch das Grau dazwischen?

Vor kurzem erst bin ich auf das umstrittene Thema des Lüneburger Modells gestoßen.
Es erscheint mir ebenso bekannt wie verrufen mit zwei Lagern - den Verteidigern dessen und denen, die es stark für die Explosion des Schwarzwildbestandes in unseren Revieren verantwortlich machen.
Selten ist es aber der Fall, so zumindest meiner beschaulichen Erfahrung nach, dass eine der Einstellungen in den Extrema die objektive Richtigkeit beanspruchen darf. Ich will mich dahingehend auf die Suche nach den Nuancen und den möglicherweise weniger Bekannten Fakten bezüglich des Lüneburger Modells machen, um zu eruieren, wie dieses einzuordnen sei. Der Grundgedanke, dem das Modell unterliegt, nämlich wie die fehlenden Beutegreifer am unteren bzw. oberen Ende der Alterspyramide jagdlich einzugreifen, erscheint nämlich nicht unintuitiv.

Somit ist jetzt das Forum gefragt: Was sind eure Positionen dazu? Auf welche Fakten beruft ihr euch? Habt ihr Erfahrungen mit der Hege und Jagd unter dem Modell und wie sehen diese aus?

Über jeden einzelnen Beitrag dazu würde ich mich sehr freuen, umso mehr durch die Aktualität des Themas des Schwarzwildbestandes und dem Handlungsdrang, der auf der Jägerschaft liegt.

Danke!
 
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Ich denke bei den deutschlandweit einbrechenden SW-Strecken und das fehlen wirklicher reifer Keiler, ist es sicher sinnvoll über eine Art Lüneburger Modell wieder nachzdenken.

Ob sich viele daran halten, wage ich zu bezweifeln.
Das Lüneburger Modell hatte nie als Grundprinzip einen hohen Schwarzwildbestand aufzubauen.
 
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Bei uns fiel das Lüneburger Modell mit Ausbruch der Schweinepest, das war in den 90ern, wenn ich das richtig erinnere. Damit einher fiel die Schonzeit auf das Maß, wie wir es heute haben. Also lediglich der Muttertierschutz blieb. Zeitgleich verfielen die jagdlichen Sitten und der jagdliche Anstand dem Schwarzwild gegenüber ging verloren, häufig für andere Wildarten gleich mit.
Natürlich trieb das LM wundersame Blüten: bei Schaden in der eigentlichen Schonzeit wurde auf Antrag und manchmal erst nach Begutachtung des Schadens ein (!) Überläufer freigegeben, der auch nicht mehr als 30 (später 40) kg wiegen durfte. Die Klasse zwischen 50 und 100 kg war auch in der Jagdzeit ganz gesperrt und jedes Kilo zu viel kostete 5 Mark, später mit 10 Prozent Toleranz. Das war für den Schüler Anfang der 80er viel Geld. Ich erinnere einen Überläufer im Herbst, der 56kg wog. Die 30 Mark taten weh, dafür musste ich 3 Stunden "Ferienjobben"!
Mehr Wildschaden als heute hatten wir damals auch nicht, es wurde selektiver gejagt und es wurden Keiler alt und Rottenstrukturen waren intakt. Es war nicht alles schlecht, auch wenn manches übertrieben wurde. Ich hätte kein Problem damit, wieder nach LM zu verfahren.
 
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Ich empfehle für gewöhnlich zum Lüneburger Modell ein Buch zu lesen.
Ein Buch das VOR dem Lüneburger Modell geschrieben wurde.

Weil schlicht alles was man heute zu wissen glaubt bzw. was gelehrt wird auf dem Lüneburger Modell beruht.:rolleyes:
Es gibt also keinerlei neutrale Literatur mehr, bis eben auf die ganz alten Sachen.



Nicht verheimlichen will ich, dass ich überlegte habe den Thread komplett zu ignorieren.
Es ist nicht selten so, dass es sich bei einem Neumitglied, welches schon mit dem ersten Beitrag ein Reizthema eröffnet, einfach nur um einen Troll handelt.
Die Tatsache dass eine Vorstellung in der entsprechenden Forenrubrik auch unterblieb macht die Sache ebenfalls nicht glaubwürdiger.
 
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Ich denke bei den deutschlandweit einbrechenden SW-Strecken und das fehlen wirklicher reifer Keiler, ist es sicher sinnvoll über eine Art Lüneburger Modell wieder nachzdenken.

Ob sich viele daran halten, wage ich zu bezweifeln.
Letztes Jahr war es zum Glück recht ruhig was SW anging. Dieses Jahr liegen wir vielleicht sogar zum jetzigen Zeitpunkt etwas über dem Schnitt der letzten Jahre, jedenfalls nicht schlechter was die Strecke bisher angeht. Es wird ganz sicher ein richtig gutes SW Jahr. Deckung, Fraß und das letzte Mastjahr tragen dazu bei. Die Jahreseinstände abzüglich der Sommereinstände werden immer mehr und besser. Wir jagen seit ewigen Jahren schon SW als Hauptwildart. Noch vor dem Lüneburger Modell. Wir halten das unisono für nicht zielführend.
 
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Ich bin damit gross geworden.
Aber bei uns in den kleinen Feldrevieren wird im Prinzip immer noch so gejagt.
Frischlinge vorrangig!
Was anders ist, ist die Jagd auf einzelne sauen.
Das war ja quasi verboten! Ausnahme der reife keiler, den es heute eben darum kaum mehr gibt.

Ich war auch in den letzten Jahren wieder vermehrt auf jagden, die die Freigabe wie früher machten.
Ob gut oder schlecht, hängt sicher auch von der Gegend u dem wildbestand ab.
Ich sehe es äußerst fragwürdig an, Freigabe bis 50kg zu beschränken.
Dadurch werden starke frili bei dj durchgewunken.

Bei uns wurde ab 55kg früher 5 DM pro Strafe erhoben!

Ich fände ne Anpassung der jagdzeit zielführend u nicht ne gewichtsbeschränkung, die auf der einzeljagd sowieso nicht überprüft werden kann.
Ziel sollte es sein, wieder starke führungsbachen zu bekommen, die die frili auch gg wolf u lux verteidigen können u für geordnete rauschen sorgen.
 
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In unserem Landstrich gibt es auf der DJ keine Begrenzungen. Jedoch sind deutlich sichtbare schwarze starke Bachen zu schonen. Die werden um die Rotten nicht zu groß und zu schlau werden zu lassen im Wintervierteljahr gezielt auf der Einzeljagd bejagt, wenn nötig. Das immer mal wieder eine liegt ist nicht zu verhindern und kein Beinbruch. Grundsätzlich handhaben wir es so. Die großen Bachen haben im Sommer den Vorteil, daß sie wissen das es im Feld weh tut. Ab einer gewissen Erfahrungdstufe muss man trotzdem das System Nullen.
 
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Also lediglich der Muttertierschutz blieb. Zeitgleich verfielen die jagdlichen Sitten und der jagdliche Anstand dem Schwarzwild gegenüber ging verloren, häufig für andere Wildarten gleich mit.
👍 Ein trauriges Kapitel.
Natürlich trieb das LM wundersame Blüten: bei Schaden in der eigentlichen Schonzeit wurde auf Antrag und manchmal erst nach Begutachtung des Schadens ein (!) Überläufer freigegeben, der auch nicht mehr als 30 (später 40) kg wiegen durfte. Die Klasse zwischen 50 und 100 kg war auch in der Jagdzeit ganz gesperrt und jedes Kilo zu viel kostete 5 Mark, später mit 10 Prozent Toleranz. Das war für den Schüler Anfang der 80er viel Geld. Ich erinnere einen Überläufer im Herbst, der 56kg wog. Die 30 Mark taten weh, dafür musste ich 3 Stunden "Ferienjobben"!
Mehr Wildschaden als heute hatten wir damals auch nicht, es wurde selektiver gejagt und es wurden Keiler alt und Rottenstrukturen waren intakt. Es war nicht alles schlecht, auch wenn manches übertrieben wurde. Ich hätte kein Problem damit, wieder nach LM zu verfahren.
Wir haben nicht direkt nach dem Model gejagd.
Bis 45 kg war das Ziel.
Strafe musste niemand zahlen, wenn mal 50 - 55 kg lagen, so ein Geschiss gab es nicht und es hat funktioniert!
Sogar mit Reviernachbarn. 😎
Bachen besonders die Leitbachen waren tabu!
Am Feld gab es Feuer, im Wald war absolute Ruhezone!
Es waren ausreichend Frischlinge da, also immer auf einen der schwächsten und man konnte nichts falsch machen. 🤷‍♂️
Keiler sollten alt werden was bei manchen Nachbar nicht so recht die Begeisterung hervor gerufen hat.
Da lagen dann halt 3 bis 4 jährige Keilerchen. Tat aber niemanden weh.
Die richtig starken, waren immer wie Gespenster.
Die hat man am ehesten auf der DJ vor die Büchse bekommen.
Ansprechen und klar im Gewichtslimit zu bleiben, da haben viele ein Problem!
Was ich so nie verstanden habe.
Aber auf einfach auf irgend eine oder ein anderes Stück gab ss nicht!
Wer das versucht hat durfte mit Büchse keinen Fuß mehr ins revier setzen!
 
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Ich kenne mehrere Reviere, die mit Auftauchen von erst 1-2 Stück SW das hohe Lied vom Lüneburger Modell sangen und zwei Jahre später kaum mehr die Wildschäden bezahlen konnten. Ich bin daher überhaupt kein Freund davon.

Ein Teil der Bestandsexplosion beim SW wird sicher darauf zurückzuführen sein, dass bei steigendem Nahrungsangebot und dadurch steigender Geburtenrate die Abschusszahlen, die durch das LM eher traditionell niedrig geprägt waren, zurückhaltend geblieben sind.

Klein vor Groß, aufpassen bei allein gehenden starken Stücken, keine dunklen Stücke bei Anwesenheit von gestreiften Frilis, Muttertierschutz beachten - das reicht mMn als Regel aus.

PS: Solch eine Frage als ersten Beitrag ? Respekt! ;-)
 
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Guest
Bei uns fiel das Lüneburger Modell mit Ausbruch der Schweinepest, das war in den 90ern, wenn ich das richtig erinnere. Damit einher fiel die Schonzeit auf das Maß, wie wir es heute haben. Also lediglich der Muttertierschutz blieb. Zeitgleich verfielen die jagdlichen Sitten und der jagdliche Anstand dem Schwarzwild gegenüber ging verloren, häufig für andere Wildarten gleich mit.
Natürlich trieb das LM wundersame Blüten: bei Schaden in der eigentlichen Schonzeit wurde auf Antrag und manchmal erst nach Begutachtung des Schadens ein (!) Überläufer freigegeben, der auch nicht mehr als 30 (später 40) kg wiegen durfte. Die Klasse zwischen 50 und 100 kg war auch in der Jagdzeit ganz gesperrt und jedes Kilo zu viel kostete 5 Mark, später mit 10 Prozent Toleranz. Das war für den Schüler Anfang der 80er viel Geld. Ich erinnere einen Überläufer im Herbst, der 56kg wog. Die 30 Mark taten weh, dafür musste ich 3 Stunden "Ferienjobben"!
Mehr Wildschaden als heute hatten wir damals auch nicht, es wurde selektiver gejagt und es wurden Keiler alt und Rottenstrukturen waren intakt. Es war nicht alles schlecht, auch wenn manches übertrieben wurde. Ich hätte kein Problem damit, wieder nach LM zu verfahren.
So lernt man halt auch das Ansprechen. Ich bin immer schockiert, wenn die Kollegen „Sau tot schreiben“ und zu mehr reicht es nicht .
 
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Das Lüneburger Modell hatte sicher seine Schwächen und wurde vor fast 50 Jahren entwickelt. Damals waren die Bestände nicht so weit verbreitet wie heute, sondern hielten sich mehr in angestammten Revieren auf. Der Zuwachs wurde damals unterschätzt und die Nahrungssituation hat sich ebenfalls pro Sauen entwickelt. Damit meine ich nicht nur die Zunahme des Maisanbaus, sondern eher die sich häufiger wiederholenden Mastjahre. Diese bedingen nach meiner Erfahrung einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Anzahl der Frischlinge im Folgejahr.

Ich finde es sehr schade, dass unabhängig von einer strammen Bejagung die Sozialstruktur so sehr an Bedeutung verloren hat. Dies ist aus meiner Sicht kein Aushängeschild für die Jägerschaft.
Sie reiht sich ein nach dem Motto "schwarz - bumm", "Hörner drauf=Bock - bumm" usw.

Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass in Einstandsregionen auch die moderne Technik den Sauen nicht den Garaus macht. Es sind die Schützen, die unabhängig von der Fläche nur nach Strecke gieren. In Schadensbereichen ist dies vertretbar, in Einstandsflächen (Wald) sehe ich alleine schon die nächtliche Bejagung kritisch. Diese akzeptiere ich zur Not im Dezember, falls dann noch zu wenig Sauen erlegt wurden als kleine Maßnahme, bevor die nächste Generation das Licht der Welt erblickt.

wipi
 

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