Lüneburger Modell - (Un-)Heilsbringer?

Registriert
8 Mrz 2023
Beiträge
1.769
Seien wir doch mal ehrlich, das Lüneburger Modell war als Modell selbstverständlich ein gutes, aber umgesetzt wurde es doch in der Praxis nirgends wirklich, allein die Reviergrößen bezogen auf die Lebensraumgröße macht es praktisch unmöglich, es in die Praxis zu übertragen. Schonen von 3jährigen Keilern hier und Bumms im Nachbarrevier bei Pächtern aus 200km Entfernung. Aber gelernt habe ich als Jungjäger sehr viel, ich musste ansprechen können, sonst war man raus. Mein erster Jagdherr hat mich zwei Jahre nur das Ansprechen üben lassen, bevor ich eine kranke Sau mit 3 Läufen erlegen durfte. Nächtelange Ansitze im Schnee an der Kirrung konnte ich die Sauen nur studieren, davon zehre ich bis heute. Geschossen wurde natürlich nicht an der Kirrung.
Der Grundgedanke des Modells, straff in die Jugendklasse einzugreifen, ist heute genauso richtig wie damals. Ich sehe noch manchmal 3jährige Keiler(chen), aber sie fallen dann draußen im Feld relativ schnell und werden dann als Lebenskeiler abgefeiert. Und die Lebensmichkeiler fallen leider auch, die Frischlinge erlege dann ich als Küchenschweinchen.
Noch vor 6 Jahren war ich Zeuge, wie ein 145kg Keiler mit einer 90kg Bache rauschte. Geschossen habe ich nicht, weil der Keiler rauschig war. Er fiel 4 Wochen später zum Glück bei einem Freund im Nachbarrevier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
19 Mai 2011
Beiträge
6.193
Man muss sich vom Gedanken frei machen reife Keiler heran zu hegen. Das hat früher nicht geklappt und das tut es heute auch nicht. Die Wildart eignet sich aufgrund ihrer Lebensweise dafür nicht. Gleichwohl es alte Keiler gibt.
 
Registriert
31 Jan 2002
Beiträge
6.549
Man muss sich vom Gedanken frei machen reife Keiler heran zu hegen. Das hat früher nicht geklappt und das tut es heute auch nicht. Die Wildart eignet sich aufgrund ihrer Lebensweise dafür nicht. Gleichwohl es alte Keiler gibt.
Früher ging das tatsächlich!
Unser alter kreisjägermeister hat viele Jahre am 16.6. Einen reifen keiler erlegt.
Gut, die Revierverhältnisse waren optimal. Aber es klappte Jahr für Jahr!
 
Registriert
14 Okt 2012
Beiträge
5.153
Wegen der Bestandesexplosion des Schwarzwildes und der Schweinepestausbrüche sind sie heute – unberechtigt – in Verruf oder Vergessenheit geraten, leider auch im Raume ihrer Entstehung. - Gert v. Harling, 2016

Richtig, unrichtig, schwarz, weiß oder doch das Grau dazwischen?

Vor kurzem erst bin ich auf das umstrittene Thema des Lüneburger Modells gestoßen.
Es erscheint mir ebenso bekannt wie verrufen mit zwei Lagern - den Verteidigern dessen und denen, die es stark für die Explosion des Schwarzwildbestandes in unseren Revieren verantwortlich machen.
Selten ist es aber der Fall, so zumindest meiner beschaulichen Erfahrung nach, dass eine der Einstellungen in den Extrema die objektive Richtigkeit beanspruchen darf. Ich will mich dahingehend auf die Suche nach den Nuancen und den möglicherweise weniger Bekannten Fakten bezüglich des Lüneburger Modells machen, um zu eruieren, wie dieses einzuordnen sei. Der Grundgedanke, dem das Modell unterliegt, nämlich wie die fehlenden Beutegreifer am unteren bzw. oberen Ende der Alterspyramide jagdlich einzugreifen, erscheint nämlich nicht unintuitiv.

Somit ist jetzt das Forum gefragt: Was sind eure Positionen dazu? Auf welche Fakten beruft ihr euch? Habt ihr Erfahrungen mit der Hege und Jagd unter dem Modell und wie sehen diese aus?

Über jeden einzelnen Beitrag dazu würde ich mich sehr freuen, umso mehr durch die Aktualität des Themas des Schwarzwildbestandes und dem Handlungsdrang, der auf der Jägerschaft liegt.

Danke!
Ja Servus, es wäre nett wenn Du uns den Sinn/Grund Deiner Frage näher bringen würdest und wozu die Diskussion eventuell genutzt werden soll (später mal?). Eine Vorstellung wäre auch fein…
 
Registriert
19 Mai 2011
Beiträge
6.193
Ich möchte nicht wissen welcher Aufwand dahinter steckte und wieviele reife Keiler es gab unter denen man wählen konnte.
Wir gehen hier völlig natürlich mit dem SW um. Erlegen das was aus unserer Erfahrung Sinn macht (das meiste) und lassen im Wald die Wutze in Frieden.
Mehr Konzepte gibt es hier seit ewigen Jahren nicht. Feld wird richtig gejagt und im Wald nur ab und an.
 
Registriert
31 Jan 2002
Beiträge
6.549
Der Aufwand hielt sich in Grenzen. Aber er grenzte direkt an den Staatsforst und konnte durch regelmäßiges Kirren da immer den einen oder anderen Keiler binden. Und die ü 100 wurden dann als Sommerkeiler am 1. Jagdtag erlegt.
Einen reifen Keiler im Schnee, davon träum ich immer noch!

Ich sehe es auch so wie Du, Mistfink, allerdings ist in den kleinzelligen Revieren jetzt - durch die Technik wahrscheinlich noch gestärkt - ein Schonen der Mittelklassekeiler zum Scheitern verurteilt. Was ich nicht verurteile, weil auch ich jage auf diese Keiler.

Wichtig ist, die Bachen zu schonen in Bereichen, wo dies Schadenstechnisch möglich ist.
 
Registriert
30 Okt 2008
Beiträge
950
Ich finde das Lüneburger Modell immer noch richtig. Nur wenn in den umliegenden Revieren alles auf die Schwarte gelegt wird hat man keine Chance danach zu jagen. Ich empfehle euch das Buch von Norbert Happ. Alles gut beschrieben.
Mit dem unsinnigen bumm um ist die "Jägerschaft" nicht weit gekommen. Von wegen Reduzierung!! Der Trend der Jagdstrecken ist immr noch steigend. Kann man googeln. Wenn man sieht was so alles auf der Strecke liegt könnte ich nur noch 🤮
 
Registriert
19 Mai 2011
Beiträge
6.193
Ich finde das Lüneburger Modell immer noch richtig. Nur wenn in den umliegenden Revieren alles auf die Schwarte gelegt wird hat man keine Chance danach zu jagen. Ich empfehle euch das Buch von Norbert Happ. Alles gut beschrieben.
Mit dem unsinnigen bumm um ist die "Jägerschaft" nicht weit gekommen. Von wegen Reduzierung!! Der Trend der Jagdstrecken ist immr noch steigend. Kann man googeln. Wenn man sieht was so alles auf der Strecke liegt könnte ich nur noch 🤮
Warum?
Jagen macht Spaß und wenn der Tisch gedeckt ist greift man mit beiden Händen zu. Ich habe lieber zehn 40kg Wutzchen veredelt im Vorrat als ein 100kg Keiler an der Wand.

Wenn er kommt gerne, aber unser bewährtes System auf Trophäenhege mit zwrifelhaftem Ausgang umstellen widerstrebt nicht nur mir.
 
Registriert
19 Mai 2011
Beiträge
6.193
Als Jäger sollte man auch das Augenmerk auf Alters- und Sozialstrukturen legen. Auch beim Schwarzwild. Wenn Sauen nicht mehr älter als 2-3 Jahre alt werden ist das ein Armutszeugnis für die Akteure.
Keine Sorge.
Das Problem liegt leider in der Kenntnis der Rottenstrukturen. Wir sind mit SW groß geworden und sehen auch recht viel SW das Jahr über. Da weiß man sehr schnell was geht und was nicht, zumal Keiler in den Rotten eher selten sind und für die Strukturen kaum Verantwortung haben.
 
Registriert
30 Okt 2008
Beiträge
950
Keiler sind nur bei den Rotten bis ein Jahr und in der Rausche. 40kg Wutzchen sind doch okay solang die Rottenstruktur stimmt. Aber dass weist du selbst. Wenn ich aber auf jedes einzeln ziehende Stück Funken reissen muss bekomme ich das Problem, das wir jetzt haben.
 
Registriert
25 Dez 2018
Beiträge
14.939
Als Jäger sollte man auch das Augenmerk auf Alters- und Sozialstrukturen legen.
Die Renten sind sicher! 👆

Und beim Schwarzwild wird wegen jedem - mit Verlaub - "Schmarrn" sofort mit der Keule des sozial bedingten Chaos gewedelt.
Getroffen hab ich aber bis heute keinen der mir davon berichten hätte können, aus eigenem Erleben.:rolleyes: Irgendwann sterben die heiligen Kühe an natürlicher Altersschwäche oder im Straßenverkehr, oder, oder...
Allein schon deswegen müsste jeder Jäger früher oder später von den prophezeiten Horror-Szenarien heimgesucht werden.
 
Registriert
19 Mrz 2012
Beiträge
618
Ich weis gar nicht wann ich den letzten reiferen Keiler hier in der Gegend oder auch bei Nachbarn gesehen bzw. davon gehört habe. Die werden halt kaum noch älter als 2-3 Jahre jetzt mit der Technik.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
166
Zurzeit aktive Gäste
401
Besucher gesamt
567
Oben