Auch wenn der Thread sich langsam totläuft, und mich das Ganze mittlerweile herzlich wenig beruehrt, sehe ich mich jetzt doch dazu berufen (via Nebenthread) meinen Senf dazuzugeben, um mit einem Mythos ein wenig aufzuräumen.
Der Mythos heisst Schweden, wo ich nun seit ein paar Jahren lebe und mich - nicht nur, sondern auch - jagdlich und schuetzentechnisch ganz gut eingelebt habe.
Die Jägerpruefung ist hier - wie bereits korrekterweise bemerkt - recht entspannt, man wird von seinen eigenen Ausbildern ohne unnötiges Trara und Tamtam geprueft.
Es sind allerdings 2 Klassen Jäger, die hier vertreten sind: Niederwild- und Hochwildjäger.
Erstere machen eine einfachere Pruefung und duerfen dann nur mit der Flinte jagen - auch und oft ganz besonders auf Rehwild. Die jährliche "Pruefung" entfällt fuer sie. Rehwild wird gestöbert und mit Schrot erlegt, es wird meist recht diszipliniert geschossen.
Letztere machen eine etwas umfangreichere Pruefung (in allen Fächern etwas umfassender) und werden dabei auch mit der Buechse geprueft. Damit hat man dann auch den Bedarf, sich Buechsen zuzulegen.
Maximal 6 Jagdwaffen sind zugelassen, nur bei gaaaaanz besonderen Beduerftnissen werden Extraknarren erlaubt, und meistens bekommt man davor den Hinweis, man möge doch gefälligst eine seiner 6 vorbefindlichen Waffen veräussern, um stattdessen die neue eintragen zu lassen.
Warum das so ist, konnte mir noch keiner plausibel erklären, und es regt mich fuerchterlich auf
Die meisten Jäger haben dadurch einen sehr begrenzten Inhalt in ihren Waffenschränken - viele haben tatsächlich nur eine Flinte und eine Buechse, manche noch eine Kombinierte dazu.
Nun zur beruechtigten jährlichen Schusspruefung: diese ist NICHT vorgeschrieben, um die Jagdlizenz zu erwerben, sondern nur (und das recht lax) um an der jährlichen Elchjagd teilzunehmen, und ueberpruefen soll dieses der Jagdleiter.
Tut er aber nur seeeeehr selten
Meistens ist es so, dass die betreffende Jagdgesellschaft an einem Tag einen Elchstand mietet und dort mehr oder weniger geschlossen antritt, um ihre Knarren zu ueberpruefen und auf den Elch zu schiessen.
Wer nicht kommt, wird auch nicht weiter damit gepiesackt und jagt trotzdem
Wer kommt, schiesst auf den Elch, und konstatiert oft, dass sich die Treffer gleichmässig ueber die Scheibe verteilen.
Dann wird mit der Achsel gezuckt, und fröhlich gejagt. Man war ja auf dem Stand
Trotzdem werden bei der Elchjagd nur sehr wenige Elche angeflickt, und die aller-allermeisten kommen mit sauberen Schuessen zur Strecke. Man kennt seine Begrenzungen und riskiert keine unsicheren Schuesse, weil man sich nicht blamieren will. Funkradios hat nämlich JEDER dabei, und wenn's kracht wird sofort losgefunkt: WER WAR DAS??? WAS WAR DAS??? LIEGT ES??
Und wenn ein Elch beschossen wird, wird sofort die ganze Jagd abgeblasen und nachgesehen, ob er liegt, ansonsten (mehr oder weniger) lange nachgesucht.
Schlumpschuetzen haben dadurch einen schlechten Ruf.
Andererseits kenne ich etliche Jäger, die auf dem Stand erbärmlich schiessen, aber trotzdem nachweisbar noch keinen Elch angeflickt oder gefehlt haben. Eben weil sie nur schiessen, wenn sie absolut sicher sind.
Auf den Ständen - die hier WIRKLICH sehr dicht gesät sind - sieht man trotzdem nur eine geringe Minderheit der Jägerschaft beim regelmässigen Ueben. Hier in der Umgebung haben wir etliche hundert Jäger, und vorigen Samstag waren wir genau 5 Mann auf dem Schrotstand, wovon einer zum allererstenmal und ein anderer zum ersten Mal seit seiner Jägerpruefung da waren. Und bei den uebrigen Ständen war keine Sau (GK 100/200/300m, Elchstand, KW 25/50m, KK 50m).
Ein paar leckere Gesetzchen will ich noch auffuehren:
- Momentan aufgeschoben, aber nicht aufgehoben: totales Bleiverbot in ALLER Munition, egal ob Stand oder Jagd. Es wird gerade nachgeforscht, was das an Konsequenzen hinter sich zieht, und danach sollen Beschluesse gefasst werden. Hoffentlich die richtigen
- Angedroht fuer nächstes Jahr: man darf im Haus nur maximal 2kg Pulver aufbewahren - und zwar sowohl lose wie auch in Munition verladen
Fuer Sportschuetzen eine Katastrophe! Besonders wenn man irgendwo JWD wohnt, und das nächste Jagdgeschäft 100-200km entfernt ist, kann man sich dann kaum einen Jahresvorrat besorgen.
- Selbst wenn man 5 Jäger/Sportschuetzen im Haushalt hat, darf man nicht mehr als 20 Waffenpunkte im Haushalt verwahren.
Langwaffe: 1 Punkt
Kurzwaffe: 2 Punkte
Natuerlich gibt es auch Erfreuliches: jeder kann auf seinem Grund und Boden (sofern ausserhelb des Stadtgebietes) auf Niederwild inkl. Rehwild jagen, auch wenn's nur 400m2 sind. Abschusspläne gibt's nur fuer Hochwild, da dann aber fuer grössere Reviere, oft viele tausend Hektar. Schiesstände gibt es sehr viele, und da ich Mitglieg unserer Stände bin habe ich entweder selbst einen Schluessel oder kann ihn mir jederzeit abholen und kann schiessen wann und soviel ich will - mutterseelenalleine. Sehr entspannend.
So, das war eine kurze Schilderung der hiesigen Zustände. Möge sie ein jeder nach eigenem Gutduenken ueberdenken und auswerten.
Ach ja: ich wäre, wenn noch in DE wohnhaft, vehement GEGEN jegliches Pflichtschiessen.
Liebe Gruesse,