Ich hab es ja echt nicht für möglich gehalten, aber selbst beim Thema Hochsitzbau wird hier ein Graben zwischen Förstern und "Normalos" ersichtlich
...oder ausgehoben?
Meiner Meinung nach spiegeln die Hochsitze eines Revieres sehr deutlich die Philosophie der darin Jagenden wieder. Dies war ja auch hier zu sehen...
Welches nun die beste Bauweise ist wird sich nicht so einfach feststellen lassen, da jede ihre eigenen Vorteile hat!
Ein offener Leitersitz ermöglicht einem mit allen Sinnen am Geschehen um einen herum teilzunehmen. Auch wird man sich hier Sau und Fuchs nicht dadurch vergrämen, dass man mit der Waffe, dem Arm/Fuss oder dem Fernglas irgendwo anstößt oder ein Fenster öffnen muss...Als Nachteil kann sicher die fehlende Kältedämmung sowie die gute Einsehbarkeit angesehen werden.
Eine Geschlossene Kanzel hingegen kann man mit Teppich, Isolation, Fenstern und Läden so wintertauglich machen, dass selbst ein Ansitz in den bitterkalten Winter-/Schnee-/und Sturmnächten möglich ist. Auch kann man sich meiner Meinung nach in einer Kanzel besser für dem Schuß "hinflegeln". Eine sichere Ellbogenauflage ist praktisch in jeder ordentlich gebauten Kanzel vorhanden.Zu den Nachteilen siehe oben die Vorteile der Leiter...
Auch der Standort des jeweiligen Bauwerks ist entscheidend. Hier sind die Fragen nach dem Hintergrund, der zu erwartenden Windintensität, der Sonnen-/Mondeinstrahlung sowie den vorkommenden Wildarten zu klären. Z.B. an Fuchsbauten stehen bei uns nur offene Kanzeln ohne Dächer (quasi hohe Drückjagdkanzeln), da hier flinkes Schießen (mit der Flinte) von sicherem Untergrund ohne unnötige Geräuschentwicklungen wichtig ist.
Und schließlich (
ganz wichtig!!!) sind natürlich landschaftsplanerische Gründe für die Entscheidung für diese oder jene Bauart zu berücksichtigen. Wie sollen wir Jäger uns als ernsthafte Naturschützer im Bewusstsein der Menschen etablieren, wenn dem Wanderer in der Landschaft regelmässig die schönsten Ausblicke durch eine 7-Meter-Schlafkanzel madig gemacht werden?
Generell ist gegen solche Wochenendhäuser auf Stelzen nichts zu sagen (auch Wochenendjäger wollen jagen können!), nur ist es einem Jäger dem seine Heimat am Herzen liegt normalerweise ein Leichtes solche Ungetüme zu verstecken bzw. so zu bepflanzen, dass sie nach ein bis zwei Jahren überhaupt nicht mehr auffallen!
Auch die Waldränder, an denen alle 150 Meter eine Kanzel (am besten noch vor dem Wald im freien Feld) steht sind ein grausiger Anblick! Hätte man hier nicht die ein oder andere Kiste gegen eine unauffällige Leiter tauschen können?
Wir werden immer daran gemessen werden wie wir uns nach außen hin geben...und in Zeiten einer mehr als unauffälligen Jagdpolitik stellen Reviereinrichtungen eben einen nicht unwesentlichen Teil unserer Außendarstellung dar. Hier wäre weniger wirklich oft mehr!
Mit gerneLeiternbenutzenden Grüßen
Steve
PS.: Ach ja, bevor ich es vergesse: Ausgediente Hochsitze (ob Leiter oder kanzel) sollten gefälligst entsorgt werden! Um es noch mal deutlicher zu machen: Entsorgen geht weiter als einfach umschmeißen und verrotten zu lassen, sondern entsorgen heißt "Raus damit aus der Natur!".
Wir Jäger wollen Natur-und Landschaftsschützer sein, also sollten wir anfangen uns auch wie solche zu verhalten!