Eine Buchungsempfehlung kann ich leider nicht abgeben. Es ist ein privater Kontakt, bei dem ich letztes und dieses Jahr einspringen konnte. Ich hoffe auch in kommenden Jahren wieder hinfahren zu können; sicher ist das aber nicht. Der verantwortliche PH bzw. das Estate auf dem gejagd wird, ist regelmäßig ausgebucht, da die Stamm-Kunden idR langfristig immer wieder kommen. Ich habe dem PH gesagt, wenn sich eine Lücke auftun sollte, nehme ich die gerne.
Gejagd wurde in Nordwest-Schottland für drei ganze Jagdtage. Das Wetter war die ersten beiden Tage sehr nass. Wind und regelmäßige Schauer bei 10 bis 11 Grad. Entsprechend regenfeste Kleidung ist also angeraten (siehe auch diesen Thread), wobei ich mir nach wie vor mit normalen Jagdhosen behelfe. Ich vermute unter einer zusätzlichen Regenhose wäre es mir einfach zu warm und auch da muss man erstmal eine finden, die nicht zu sehr raschelt.
Hier ein Beispiel der Landschaft, die einen erwartet.
Meist geht es mit dem Argo (achträdriges Allrad-Fahrzeug) in die Ebenen hinaus. Dann wird mit dem Fernglas das Terrain nach passendem Wild abgeglast. Wird ein passender Hirsch ausgemacht - meist auf viele hundert oder auch über tausend Meter Entfernung - geht es auf die Pirsch. Man versucht unter Ausnutzung von Windrichtung und Gelände an das Wild heranzukommen, die letzten 50 bis 200m robbt man häufig auch durchs Gras, wobei man am besten schön den Kopf unten halten sollte. Das Wild äugt sehr gut gegen den Horizont.
Der erste nasse Jagdtag brachte mir einen sehr schönen Eissprossen-Zehner. Damit war die Jagdreise eigentlich schon perfekt.
Der zweite Tag wurde meine bisher anstrengendste Pirsch. Diesmal wurde viele hundert Meter den Berg hinauf gepirscht. Dann nochmal locker 200m durch Gras, Kraut, Fützen und Matsch gerobbt. Der Hirsch hatte sich auf fast 300 Yards im Gras niedergelassen mit jeder Menge Kahlwild drum herum; also viele Augen im Berg
Auf 270 yards konnten wir noch heranrobben, dann hieß es warten. Undzwar klatschnass auf dem Boden liegend mit reichlich Regen für geschlagene eineinhalb Stunden. Als der Hirsch endlich aufstand, konnte ich ihm die Kugel antragen. Mein bisher weitester Schuss. Da man allerdings in der Regel liegend schießt und mit Zweibein am Vorderschaft, ist das durchaus machbar. Gejagt wurde übrigens mit einer .243 Win.
Hier mein wirklich hart bzw. nass erarbeiteter sehr reifer Hirsch vom zweiten Tag:
Am dritten Tag sollte ich dann den traumhaften Royal erlegen, den ich schon im vorherigen Post gezeigt habe. An diesem letzten Jagdtag war es deutlich trockener. Wir hatten den Hirsch hinter einem Stein liegend im Gras ausgemacht, nur sein Geweih ragt über den Stein. Auf ca 220 yards konnten wir uns nähern und bezogen Positon auf einer leichten Erhöhung. Nach über zwei Stunden Liegen und Warten, wollte der Hirsch immer noch nicht aufstehen. Wir entschieden uns die Distanz vorsichtig noch etwas zu verkürzen und robbten weiter und es kam wie es kommen musste. Der Hirsch stand auf als mein PH ca. 3m voraus im Gras lag. Er äugte schon fast in unsere Richtung, hatte uns also vermutlich mitbekommen. Ich dachte, das war es. Aber Chancen muss man nutzen und was bleibt einem anderes übrig als es zu versuchen. Also rangerobbt in den Gewehrschaft und Ziel aufgenommen. Das klappte überraschenderweise noch. Als ich gerade den Druck auf den Abzu erhöhte machte der Hirsch einen Schritt vorwärts und stand nun erhöht auf einem kleinen Hügel, das Haupt gehoben und direkt in unsere Richtung äugend. Dieses Bild, das ich in diesem Moment durch das Zielferrohr sehen konnte, müsste man malen! Ein Kronenhirsch, schön, stark, wild und erhaben, wie man ihn sich besser gar nicht vorstellen konnte. Ich lies fliegen und hörte erleichtert den Kugelschalg. Der Hirsch ging noch 30m und fiel zur Seite.
Hier nochmal, weil er so schön ist:
Und wenn man eigentlich meint, es kann nicht mehr besser werden nach diesen fantastischen Jagderfolgen, meinte es Diana anscheinend sehr gut mit mir.
Zwei Stunden bis zur Dämmerung hatten wir noch, nachdem der Hirsch versorgt und in der Kühlkammer war. Am zweiten Tag hatten wir zwei Sikahirsche ausgemacht, welche gerade als wir sie anpirschen wollten auf das Nachbar-Estate wechselten. Mit diesen zwei Stunden im Gepäck wollten wir es hier noch einmal versuchen. Und tatsächlich, nach rund eineinhalb Stunden Pirsch konnte mein PH einen der Sikahirsche auf einige hundert Meter ausmachen. Also schnell ran an die Waldkante und mit Deckung ihm entgegen gepirscht. Im allerletzten Büchsenlicht konnte ich ihm die Kugel antragen. Auch hier hörte ich einen vielversprechenden Kugelschlag. Als wir den Hirsch im Gras gefunden hatten, war auch mein sonst eher ruhiger PH endgültig auf dem Häuschen. Freudestrahlend meinte er, dass so ein starker Sikahirsch (114 Pfund) in diesem Gebiet bisher noch nicht zur Strecke gekommen ist. Und auch ich konnte mein Glück mit diesem fantastischen Sika gar nicht fassen. Wir sind uns vor Freude glatt in die Arme gefallen.
Man kann sich von so einer Jagdreise gar nicht mehr wünschen
Ein Hirsch hätte gereicht. Am Ende wurden es vier.
Waidmannsheil!
Kleine Anmerkung noch am Rande (für Leidgeplagte
: Nach dem die liebe British Airways mich im letzten Jahr noch einen Jagdtag gekostet hatte, weil ich meinen Anschlussflug in London verpasste, waren es diesmal nur eine Stunde und vierzig Minuten Verspätung. Auf dem Rückflug verpasste ich dann (schon wieder!) in London meinen Anschluss und saß diesmal zusätzliche fünf Stunden am Flughafen rum. British Airways werde ich künftig meiden.