Insektenschwund...

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Ich bin immer wieder überrascht, was auch hier unter Jäger für ein Käse verzapft wird...
:no:

Der Spruch des Fadens war aber eindeutig:

"...Insektizide in NICHT NACHWEISBAREN MENGEN..."
:lol::lol::lol:



Du hast mich falsch zitiert. Ich sprach von Neonicotinoiden, nicht von Insektiziden im allgemeinen.
Da dieser Kommentar bei dir so große Begeisterung hervorgerufen hat, gehe ich davon aus, dass du diese Aussage noch nicht kanntest?
Sie beruht auf einer Fernsehdokumentation vor mehreren Jahren, die das Bienensterben zu Thema hatte. Da die Sendung schon einige Jahre zurück liegt, weiß ich leider nicht mehr, welcher Sender es war.
Die Sendung beschäftigte sich mit verschiedenen möglichen Einflussfaktoren für das Bienensterben und kam letztlich zu dem Schluss, dass eine Kombination aus mehreren Faktoren verantwortlich ist.
In Bezug auf Neonicotinoide (welche weiß ich leider nicht mehr) hatte man Experimente mit mehreren Bienenvölkern durchgeführt, Vergleichsgruppen gebildet und andere Völker mit einem Neonicotiniod in äußerst geringer Konzentration in Kontakt gebracht. Die Dosierung wurde dabei so gewählt, dass ein Kontakt der Biene mit den Neonicotinoid später nicht würde nachzuweisen sein.
Das Ergebnis nach mehreren Monaten war eine signifikant höhere Sterblichkeit bei den Bienen, die mit dem Neonicotinuid in Berührung gekommen waren.

Vielleicht liegt hier ja ein Missverständnis darüber vor, was mit nicht nachweisbaren Mengen gemeint ist.


Ich glaube auch nicht, dass jemand die Absicht hat den schwarzen Peter ausschließlich der Landwirtschaft zu zu schieben. Es ist nur einfach so, dass die Landwirtschaft nunmal die größte Fläche in Anspruch nimmt und Veränderungen in der Landwirtschaft daher im Fokus stehen. Den Straßenverkehr in geschützten Gebieten als Ursache heranzuziehen erscheint auch recht abwegig. In der Stadt kann das sicherlich ein Thema sein. Ich wundere mich selbst, dass z.B. meine Heimatstadt Blumenstreifen an Hauptverkehrsstraßen angelegt hat. Sieht zwar schön aus, ist aber sicherlich nicht hilfreich für die Insekten. So etwas kann man ruhig mal thematisieren, da bin ich ganz bei dir.
Unklar ist mir auch, warum z.B. renaturierte Flächen an Bächen (Überflutungsflächen) mehrmals jährlich gemäht werden.

Zu der Kritik von Sciencefiles.org kann ich zunächt mal nicht viel sagen, da ich die auf dieser Website hinterlegten Daten nicht lesen kann. Sie sind so klein dargestellt, dass ich sie nicht lesen kann.

https://sciencefiles.org/2017/10/19/das-grose-insektensterben-oder-doch-nicht/#jp-carousel-64896

Deren Argumentation kann ich also auch nicht nachvollziehen, sondern muss das glauben, was dort behauptet wird – oder aber nicht.

Im Wesentlichen halte ich die dort aufgeführten Argumente aber größtenteils für Haarspalterei. Ergebnisse aus NRW sollen nicht auf Bayern oder Rheinland Pfalz übertragbar sein. Wieso nicht bleibt offen. Kritisiert wird weiterhin, dass die Messungen nicht zu unterschiedlichen Zeitpunten an denselben Orten durchgeführt wurden. Liest man die Presseberichte zu den Ergebnissen, weiß man auch warum. Die Insektenfallen mussten versetzt werden, da das Fangen von Insekten einen Einfluss auf die Population hat. Hätte man die Insektenfallen nicht versetzt, würde scienfiles.org wahrscheinlich mit diesem Argument kommen.

Die Daten von Hallmann et al wurden auch in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert und die zunächst vorgegeten Daten aus July 2017 schnitten dabei schlecht ab. Dies relativierte sich mit der Vorlage weiterer Daten.

Man kann natürlich immer alles anzweifeln, weil man selbst keine Veränderung will. Letztlich macht man sich damit aber selbst unglaubwürdig und schafft sich Feindbilder.

Deinen letzten Absatz möchte ich lieber nicht kommentieren. Ich finde es einfach schade, dass an sich gute Diskussionen hier zerredet werden, weil es einigen nicht in den Kram passt.
 
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Das war wohl nur eine Frage der Zeit, bis hier der Erste offensichtliche Zusammenhänge negiert. Wenn man im ländlichen Raum lebt und den Wandel in der Landwirtschaft in den letzten 20 Jahren bewusst miterlebt hat drängt sich eine solche Folgerung geradezu auf.

Was mich wirklich irritiert sind aber zwei Dinge: Das reflexhafte Verweisen auf "die Anderen", in letzter Konsequenz auf die EU, die das ja angeblich auch alles genau so will und, was ich noch viel tragischer finde, jeglicher Mangel an Bewusstsein für die Dimension dessen, was uns da erwartet - wenn ...

Beste Grüße: Bo
 

Rotmilan

Moderator
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Wir Jäger täten gut daran, uns um dieses Thema sehr intensiv zu kümmern. Nicht nur, weil es das von uns zu jagende und hegende Wild direkt betrifft, sondern auch weil wenig Bevölkerungsgruppen so dicht an dem Geschehen dran sind wie wir Jäger. Zeitlich und örtlich.

Mit ein wenig Weiterbildung und vernünftigen Gesprächen mit den Beteiligten (Landwirten, Gemeinden, Imkern und Vogelschutzvereinen) könnten wir einen immens wichtigen Beitrag zur Gegensteuerung leisten.

Gibt es Schulungsangebote, Gesprächsrunden oder was auch immer initiiert von "unseren" Verbänden?
 
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Wir Jäger täten gut daran, uns um dieses Thema sehr intensiv zu kümmern. Nicht nur, weil es das von uns zu jagende und hegende Wild direkt betrifft, sondern auch weil wenig Bevölkerungsgruppen so dicht an dem Geschehen dran sind wie wir Jäger. Zeitlich und örtlich.

Mit ein wenig Weiterbildung und vernünftigen Gesprächen mit den Beteiligten (Landwirten, Gemeinden, Imkern und Vogelschutzvereinen) könnten wir einen immens wichtigen Beitrag zur Gegensteuerung leisten.

Gibt es Schulungsangebote, Gesprächsrunden oder was auch immer initiiert von "unseren" Verbänden?

das sehe glaube nicht nur ich genauso. Initiativen wurden seitens des LJV gestartet siehe einen meiner vorherigen Posts. Leider ist mir flächendeckend (noch) nichts bekannt.
 
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Mein Vater übernahm mein heutiges Revier 1985. Damals war die Flurbereinigung bereits durchgeführt worden, aber die Milchwirtschaft war lange nicht so intensiv. Im Frühjahr waren die Wiesen gelb von Butterblumen, vor der ersten Heumahd waren die Wiesen rot-braun gesprenkelt von Blüten, so dass man schon Mühe hatte, einen Bock zu sehen. Die Wiesen wurden zweimal im Jahr gemäht und über Jahre hinweg blieben es Wiesen mit einer Vielzahl von verschiedenen Gräsern, Pflanzen und Kräutern.

Jetzt haben wir Ackergrasflächen, die 6-7mal im Jahr gemäht werden. Da sieht man KEINE Blüten, die Flächen sind uniform. Hier und da mal ein Ampfer, das ist alles. Alle 3-4 Jahre werden die Flächen abgespritzt mit Roundup, werden umgepflügt und es kommt Mais drauf.

Eine Wiese, direkt neben unserem kleinen FFH-Gebiet wird seit Jahren nur noch so bearbeitet : im Frühjahr Mais drauf, im Herbst nach der Ernte schnell umgebrochen, Ackergras drauf, im Frühjahr ein Schnitt, dann wieder Mais. Intensive Landwirtschaft vom allerfeinsten. Kein Fruchtwechsel, immer die gleiche Vorgehensweise.

Von den Spritzmitteln will ich gar nicht reden, aber bei dieser Art der Bewirtschaftung können da kaum noch Insekten überleben. Von welchen Blühpflanzen sollen die leben, in welche Stengel ihre Eier legen, in welchen Pflanzenresten ihre Larven groß werden ?
 
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Ohne jetzt wirklich valide Studien zu kennen ist doch eigentlich jedem, der mit halbwegs offenen Augen durch die Natur läuft klar, dass die Landwirtschaft einen hohen Anteil an der insgesamt zunehmenden Artenarmut haben wird. Und das weiß auch jeder Landwirt, der ehrlich ist.

Nur nützt es doch nichts, jetzt auf den Landwirten rumzuprügeln - was sollen die denn anders machen, wenn sie überleben wollen? Letzten Endes unterliegen die Landwirte Sachzwängen, die politisch gewollt oder vom "mündigen und informierten Verbraucher" mit permanentem Blick auf die eigene Geldbörse herbeigeführt werden. Und genau da kann auch nur eine wirkliche Veränderung ansetzen:

1. Rückabwicklung der Energiewende, die vor allem in Norddeutschland zu einer perversen Vermaisung der Landschaft geführt hat mit den bekannten negativen Nebenwirkungen
2. Bewusstseinswandel bei der breiten Masse der Verbraucher, die dann eben mal auf den 2 oder 3 Jahresurlaub oder das teure Smartphone verzichten müssen und wieder mehr Geld für umweltgerecht erzeugte landwirtschaftliche Produkte ausgeben müssen (1960 betrug der Anteil von Lebensmitteln an den gesamten Haushaltsausgaben bei knapp 40%, heute gerade noch bei 14%)
3. Schaffung der politischen Rückendeckung für 1. und 2. und dafür Abwicklung der teilweise irrsinnigen Brüsseler Agrarbürokratie

Gefragt sind damit also wir alle bei unseren Wahlentscheidungen (sowohl Politik als auch Konsum). Und natürlich kann jeder in seinem Vorgarten was tun - aber auch da scheint auch auf dem Land der Wandel vom abwechselungsreichen Obst- und Gemüsegarten hin zum reinen Zierrasen unaufhaltsam.

Mir scheint insgesamt die eigene Nase der richtige Zielpunkt für notwendige Aktionen...
 
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Wie oben bereits angeführt , sehe ich auch nicht die Landwirtschaft als alleinigen Verursacher. Aber da ich sowohl beruflich als auch privat mit der landwirtschaftlichen Branche zu tun habe, sollten auch dort die schwarzen Schafe mal anfangen, etwas zu ändern. Bspw. keine Überackerung ihrer Grundstücke, keine illegale Heckenrodung , keine Feldrandmulcherei , mal bei der Wahrheit bei der Mulchverpflichtung auf Ausgleichsflächen/ Greeningflächen bleiben. Die Landwirte kommunizieren immer, sie " müssten " " am 15 Juli " mulchen, also alle Großinsekten und Insekten und Spinnen vor dem letzten Entwicklungsstadium kaputt mulchen ( Heuschrecken, diverse Schmetterlingsraupen, diverse Käferarten und Spinnen usw. ) . Dabei steht dort "ab dem 15 Juli " zulässig. Sie können also auch später und den Winter hindurch die vegetation kürzen oder sich sogar davon befreien lassen ; im Übrigen müssen sie nicht mulchen sondern können auch andere Mähtechniken nehmen.
Spritzmittel nicht verfrüht nehmen, wider der Empfehlungen der Landwirtschaftskammern, nach dem Motto eine Laus auf dem Getreide, jetzt kommt die Spritze raus. denn wer kontrolliert den verpflichtenden Belastungsdruck im Einzelfall auf dem einzelenen Feld ??


usw. usw.


Ja, ich kenne schwarze Schafe ;) Wie es sie aber überall gibt.
 
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Keine wissentschaftlich valide Aussage, aber eigene Erfahrung:
In meinem Garten stehen vier Bienenvölker, südlich davon ist fast der gesammte Flugkreis Wald.
Im Westen ein Landschaftsschutzgebiet, im Norden Agrarwüste mit etwa 90 % Mais.
Jedes Jahr im Juni, wenn die Völker eigentlich ihren Höchststand haben, ist die Wiese vor den Beuten (Bienenstöcke) voll mit sterbenden Bienen. Nicht einzelne, sondern hunderte, die sich in Grüppchen zu 10-20 im Gras aneinander klammern, flugunfähig und orientierungslos.
Irgendwelche Schadstoffe sind nicht nachweisbar, aber es wurde in Studien nachgewiesen, das Neonicotinoide diese Orientierungslosigkeit verursachen. Was denkt sich also der Bausaujäger? Seinen Teil!
Vor allem, wenn er sieht dass die diversen Mittel auch in die Rapsblüten gespritzt werden, obwohl verboten.
Die Mittel gegen den Maiszünsler werden von der Maispflanze aufgenommen, und die Insekten (nicht nur Honigbienen) nehmen Pollen auf, verfüttern das an ihre Brut und was macht das Teufelszeug? Genau, das was es soll, Insekten töten!!

Ein findiger Mensch hat mal gezählt, wie viel Bienen auf der Fläche von schnell laufenden Kreiselmähwerken getötet werden.
Es waren fünf tote Bienen pro Quadratmeter, macht bei einem Hektar.....50.000 tote Bienen, in etwa fast zwei Völker.
Dabei wurden aber die anderen Insekten gar nicht mitgezählt, Heuschrecken, Spinnen, Junikäfer etc. pp.
Da kann sich doch niemand ernsthaft fragen, woher das Insektensterben/Vogelsterben/Niederwildsterben kommt!!

Ich will aber hier kein Bauernbashing betreiben, diese Menschen arbeiten in der Regel härter als andere, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber die Agrarpolitik/Energiewendepolitik ist an einem Punkt angelangt, an dem es gilt aufzuwachen und den Finger in die Wunden zu legen, gerade als Jäger/Imker/Bauern!!!


Bausaujäger
 
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Weißkleeblüte ist Fluch und Segen für die Imker zugleich. Es freut sich das Imkerherz über die reiche Tracht. Aber wenn dann das Mähwerk (Frontmähwerk und Seitenausleger) mit hoher Geschwindigkeit über die Wiese brettert, wird eine große Zahl an Bienen dahin gerafft. ( wie bereits erwähnt, dann auch andere Insekten) .

Ich habe übrigens meine Gründe, warum ich nicht auf Rapsblütenhonig stehe . ;)

Die anderen Faktoren außerhalb der LW sollten wir aber auch nicht außen vor lassen.
 
A

anonym

Guest
Ohne jetzt wirklich valide Studien zu kennen ist doch eigentlich jedem, der mit halbwegs offenen Augen durch die Natur läuft klar, dass die Landwirtschaft einen hohen Anteil an der insgesamt zunehmenden Artenarmut haben wird. Und das weiß auch jeder Landwirt, der ehrlich ist.

Nur nützt es doch nichts, jetzt auf den Landwirten rumzuprügeln - was sollen die denn anders machen, wenn sie überleben wollen? Letzten Endes unterliegen die Landwirte Sachzwängen, die politisch gewollt oder vom "mündigen und informierten Verbraucher" mit permanentem Blick auf die eigene Geldbörse herbeigeführt werden. Und genau da kann auch nur eine wirkliche Veränderung ansetzen:

1. Rückabwicklung der Energiewende, die vor allem in Norddeutschland zu einer perversen Vermaisung der Landschaft geführt hat mit den bekannten negativen Nebenwirkungen
2. Bewusstseinswandel bei der breiten Masse der Verbraucher, die dann eben mal auf den 2 oder 3 Jahresurlaub oder das teure Smartphone verzichten müssen und wieder mehr Geld für umweltgerecht erzeugte landwirtschaftliche Produkte ausgeben müssen (1960 betrug der Anteil von Lebensmitteln an den gesamten Haushaltsausgaben bei knapp 40%, heute gerade noch bei 14%)
3. Schaffung der politischen Rückendeckung für 1. und 2. und dafür Abwicklung der teilweise irrsinnigen Brüsseler Agrarbürokratie

Gefragt sind damit also wir alle bei unseren Wahlentscheidungen (sowohl Politik als auch Konsum). Und natürlich kann jeder in seinem Vorgarten was tun - aber auch da scheint auch auf dem Land der Wandel vom abwechselungsreichen Obst- und Gemüsegarten hin zum reinen Zierrasen unaufhaltsam.

Mir scheint insgesamt die eigene Nase der richtige Zielpunkt für notwendige Aktionen...

Ja meinen Segen hast du.

Gruss
 
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2 Dez 2008
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An alle die, die zu wenig tote Insekten an der Windschutzscheibe haben..... Ihr seid zu langsam!!!

:twisted:

Gruß

HWL
 
A

anonym

Guest
Die Nachricht schaffte es zur Unstatistik des Monats:

http://www.rwi-essen.de/unstatistik/70/

Unabhängig davon müssen die Insekten enorm zunehmen, wenn ich statt mit dem BMW mit dem Wrangler unterwegs bin.

Natürlich ist der Trend offensichtlich und die Nachrichten sind beunruhigend.
 
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Ja, ich kenne schwarze Schafe ;) Wie es sie aber überall gibt.


Ohne Frage. Ich wollte die Landwirte persönlich auch gar nicht aus der Haftung nehmen. Aber selbst wenn alle Landwirte z.B. die von Dir genannten Spielräume nutzen würden, wäre das doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Was nicht bedeuten soll, dass sie das nicht tun sollten! Eine grundsätzliche Verbesserung der Situation wird sich aber nur erreichen lassen, wenn die Landwirtschaft sich grundlegend verändern kann bei gleichzeitigem Erhalt der Lebensfähigkeit der Betriebe.

Intereressant ist natürlich die Frage, warum es bei den Landwirten so viele schwarze Schafe gibt. Mein persönliches Gefühl ist ja, dass mit dem Wandel vom Bauern zum Agrarindustriellen die ehemals vorhandene Achtung und Wertschätzung der "eigenen Scholle" einer reinen betriebswirtschaftlichen Betrachtung des Bodens als Produktionsfaktor gewichen ist. Und mit der staatlichen Durchregulierung der Landwirtschaft scheint dann der Mechanismus der "umgekehrt proportionalen Verantwortung" eingezogen zu sein, den man auch anderswo beobachten kann: mit der Zunahme von Gesetzen, Richtlinien, Regularien nimmt eigenes Nachdenken, Verantwortungsbereitschaft und emotionale Bindung ab.
So wie die LPGs im Osten ja schon frühe Vorreiter der umwelttechnischen Großsauereien waren (weil das Land niemandem mehr gehörte und es allen irgendwie egal war) scheinen auch viele der heutigen Agrarindustriellen irgendwie verantwortungsfrei zu sein - man macht halt das, was die Brüsseler Bürokraten einem erlauben bzw. nicht verbieten...
Ich kenne noch ein paar der alten, stolzen niedersächsischen Bauern, die Herren auf ihrer Scholle waren und sich für ihre Scholle auch verantwortlich gefühlt haben. Die haben übrigens ihre eigenen Flächen auch bejagt und hatten ein gesundes Eigeninteresse an Hecken, Strukturen und abwechselungsreicher Feldflur. Und wenn die "Obrigkeit" kam und Vorschriften machen wollte, hat man die gerne auch mal mit dem Knüppel vom Hof gejagt... Die Nachfahren dagegen sind ohne Protektorat und Alimentierung aus Brüssel und EEG häufig gar nicht mehr lebensfähig, das wissen sie und so verhalten sie sich dann auch. Aber ob sie damit glücklich sind, wage ich mal zu bezweifeln... Aber ich schweife ab ;-)
 
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