Knecht Ruprecht schrieb:
Oh super danke für den Tipp mit dem Schleifpapier. Ich hätte jetzt glatt mit 100er angefangen! So werde ich jetzt auch mit 240er oder 320er anfangen.
100er ist okay, sonst schleifst du dir einen Wolf. Viel wichtiger ist, dass du beim anschließenden Feinschliff nur noch in Faserrichtung arbeitest. Das Abfackeln halte ich für Esotherik oder unausgelebte Pyromanenfantasie. In der Türkei brennt man ja auch Ohrhaare weg - hier bei uns macht man das eleganter! ;-)
Die aufgerichtete Fasern hast du außerdem schneller weggeschliffen als du brauchst, den Schaft zum Abfackeln aufzuhängen. Zwei, drei Mal 'rübergehen und die Waffe ist glatt wie ein Babypopo. Außerdem richten sich die Fasern mglw. beim weiteren Ölen erneut auf.
Nach dem Abbeizen (klappt übrigens nicht bei allen Schaftlacken) ziehst du den Schaft mit einer losen Cutterklinge ab (fasst sich besser an als z. B. eine Rasierklinge). Man kann die Schweinerei mit dem Abbeizer auch ganz weglassen und gleich trocken Abziehen. Das Abziehen soll dir nur die Arbeit beim späteren Schleifen erleichtern.
Noch zwei Tipps:
"Dunkler Schaft" klingt gut, sieht aber oft blöd aus, weil dem Auge der Kontrast zur Brünierung fehlt. Oder anders gesagt: Je dunkler der Schaft desto sauberer muss das Ergebnis werden. Bei einem dunklen Schaft fällt jeder Fehler im Schaft und in der Brünierung sofort ins Auge.
Und die Fischhaut wegschleifen würde ich keinesfalls! Das Neuschneiden ist wirklich teuer als ein Austauschschaft.
Ich würde es so machen (wie ich es bisher immer gehandhabt habe): Schaftfarbe ungefähr gleich lassen. Fischhaut beim Schleifen
nicht anrühren, aber vorher gut reinigen (Bürste mit Alkohol, evtl. Waschbenzin usw.). Da sitzt der ganze Peek von den Händen der Vorbesitzer drin. Bäh ... Die Fischhaut ist durch ihre Außenkontur scharf begrenzt. Ein kleiner Hellingkeitsunterschied zum umgebenden Schaft wird daher nicht stören bzw. kann sogar sehr reizvoll aussehen. Wenn die Fischhaut noch einigermaßen gut ist, kannst du sie vorsichtig (!!!!) z. B. mit einer frisch abgebrochenen, umgekehrten (!!!) Cutterklinge nacharbeiten, also sozusagen mit dem "Messerrücken". Dazu durch jede Linie den Cutter durch
schieben. Wenn dir das Ergebnsi nicht zusagt kannst du die Fischhaut ja immer noch wegschleifen. Aber ich sage dir: Nichts sieht billiger und primitiver aus als ein Holzschaft ohne Fischhaut, und ein neue Fischhaut bekommst du nicht für 50 EUR - höchstens eine furchtbar grobe vom Typ "Waffeleisen", von der dir hinterher bei Schießen die Finger weh tun.
In jedem Fall viel Erfolg!
Das Aufarbeiten eines Schaftes dauert übrigens gar nicht so lange wie man denkt. Aber plane lieber mehrere Tage mit je ein bisschen Zeit ein als daraus eine "Gewaltaktion" an einem Tag zu machen, wo du die Trockenphasen nicht in Ruhe abwarten magst und dich hinterher doch nur ärgerst.