Hier mal eine kleine Anleitung für alle die die ihrem Gewehrschaft nochmal zu neuer frische verhelfen wollen.
Die Kunst Holz zu ölen
Anleitung für die Oberflächenbehandlung von Gewehrschäften, Kurzwaffen- und Messergriffen.
Ölen ist die beste Methode der Oberflächenbehandlung für nahezu alle Holzarten, besonders für einheimische und tropische Harthölzer. Öl bringt den Charakter des Holzes und seine Struktur am schönsten zur Geltung und schafft ein unvergleichliches Griffgefühl, was von keinem Lack erreicht werden kann, der zudem das Holz "zuklebt".
Der Weg ist sehr mühsam und dauert etliche Wochen. Wer sich aber darauf einlässt, bekommt eine Holzoberfläche, nach der man süchtig werden kann.
1. Schritt - Abbeizen, reinigen
Ölrückstände bekommt man gut mit einem handelsüblichen Backofenreiniger weg. Evtl. vorhandene Lacke müssen restlos (!) herunter. Hierzu sind handelsübliche Abbeizer richtig (Gebrauchsanweisung beachten!). Wo Abbeizer nicht verwendet werden sollen oder können, wird geschliffen. Druckstellen bekommst du schonend aus deinem Holzschaft, wenn Du die betreffende Stelle entweder mit dem heißen Dampf eines Dampfbügeleisens behandelst oder die Stelle mit einem befeuchteten alten Baumwolltuch bedeckst und vorsichtig eine Zeit mit einem Bügeleisen darübergehst.
2. Schritt - Schleifen
Das Schleifpapier wird in relativ kleinen Stücken (5x5-10x10 cm) verwendet. Zeige- und Ringfinger drücken es sanft auf das Holz und bewegen es ausschließlich in Maserrichtung; hin und her.
Bei planen Flächen verwendet man ein Klötzchen.
Der Schliff beginnt mit grobem Korn und setzt sich fort bis hin zur feinsten erhältlichen Körnung. Der Wechsel zum nächst feineren Korn erfolgt, wenn die Spuren des gröberen Kornes fortgeschliffen worden sind. Gut sichtbar werden Scharten und Schleifspuren, wenn das Holz zwischendurch angefeuchtet wird.
Wer hier konsequent arbeitet, wird schnell merken, welch ein Geschäft er betreibt.
Der letzte Schliff erfolgt mit Stahlwolle der Stärke 0. Danach sollte sich das Holz schon wie ein Teenie-Po anfühlen. Aber das reicht noch lange nicht.
3. Schritt - Wässern
Das Holz wird nicht in Wasser gelegt, wie man vermuten könnte. Es wird aber reichlich mit einem Gemisch aus 50% Wasser und 50% Haushaltsessig angefeuchtet und dann zum Trocknen beiseite gelegt.
Wenn das Holz wieder trocken ist, erlebt man garantiert einen Frust: Die Oberfläche ist rau und faserig geworden. Genau das war auch beabsichtigt und nun darf man raten, was zu tun ist: Richtig, schleifen, und zwar mit Stahlwolle 0! Das Wässern bewirkte, das Fasern, die sich beim Schleifen "gedrückt" haben, nun aufgerichtet sind, um "erlegt" werden zu können.
Wässern und schleifen muss solange wiederholt werden, bis das Holz glatt und fein bleibt. Bloß nicht ungeduldig werden! Dies ist kein Job für ein Wochenende, sondern dauert seine Zeit.
4. Schritt - Ölung
Wenn du den Schaft ölen willst nimm z.B. Scherells Schaftöl rotbraun. Das einwandfrei geschliffene Holz wird "gesalbt". Das gelingt am besten, wenn das Öl mit Fingern und Handballen einmassiert wird. Dabei nicht mit Öl sparen! Nimmt das Holz kein Öl mehr auf, legt man es feucht beiseite und reibt es mit einem Lappen oder saugfähigem Papier nach etwa zwei Stunden trocken. Nun braucht das Holz mindestens drei Tage Ruhe, damit das Öl in den Poren des Holzes trocknen (oxidieren) kann. Nach Ablauf der Trockenzeit muss noch einmal vorsichtig mit Stahlwolle geschliffen werden. Die Ölung wird insgesamt 2-3 mal wie beschrieben wiederholt.
Wenn du es danach (ne Woche durchtrocknen lassen, also wenn der letzte Ölgeruch verflogen ist) auf die Spitze treiben möchtest, nimm Naturwachs für Möbeloberflächen und trage ihn reichlich mit einem Lappen auf. Dann mit einem heiß gestellten Fön anschmelzen und direkt polieren..!!.. Das sollte man dann aber wirklich üben vorher !! Bringt eine Spiegelglatte Oberfläche, alles ohne Lack sehr Wasser beständig.
So hab ich es bei meinem Schweden und bei meinem Garand gemacht. Es dauerte zwar seine Zeit hat sich aber echt gelohnt.
MFG
Leopold