In diesem Fall wäre eine Gaspistole oder Reizgas aber die effektivere und verhältnismäßigere Verteidigung gewesen.
Hm. Widerspreche ich mal von der Logik her, die ich bereits in Situationen die eskaliert sind, erlebt habe: Jegliche Steigerung, also auf eine Faust, mit einem Messer oder Pfefferspray/Tränengas, auf ein Messer mit z.B. einer Schreckschusspistole zu reagieren, führt unweigerlich zu krasserer Eskalation. In der Annahme, der Täter will dir Schaden, bleibt ihm nichts anderes übrig als weiter und härter zu eskalieren. Was machst du, wenn der nach ziehen der Gaspistole ein Messer zieht und du zerschießt ihm vllt. das Trommelfell, aber das wird ihn im Zweifel unter Adrenalin kaum davon abhalten auf dich loszustürmen und Einzustechen. Nur am Rande, Messerverletzungen sind immer so besonders übel, grade weil ein Täter seltenst in Rage nur einmal zusticht. Optimaler Weise schafft man es entweder verbal zu entschärfen, defensiv und deeskalierend sich zu verhalten (so wie man soll und es in jedem Training einem geraten wird) oder aber lässt es zu einer lehrbuchmäßigen Notwehrsituation kommen. Das Dazwischen ist eigentlich immer ganz großer Mist, so wie in obigen Fall.
Was glaubt ihr, was Staatsanwalt und Richter mit dem Jäger gemacht hätten wenn er bei dem geschilderten Tathergang eine Schusswaffe (egal wie lang) eingesetzt und vielleicht den Angreifer sogar noch verletzt hätte?
Ja, gut, kann sein. Kann aber auch anders ausgehen, niemand war dabei, deswegen alles nur hypothetisch:
Bevor ich mich mit der Latte eventuell lebenslang zum Krüppel schlagen lasse, mache ich was? Ich gehe wohl eine Eskalationsstufe höher. Woher weiß ich, dass er mir nur eine Lektion erteilen und mich nicht totschlagen will, vllt sogar unbeabsichtigt in Rage? Wie lange dauert es bis der Notarzt im Wald ist bei einer schweren Hirnverletzung - wenn der Aggressor überhaupt diesen ruft und mich nicht liegen lässt? Eventuell entwendet er mir auch bewusstlos die KW oder während wir um die Latte ringen. Wenn man eine führt, sehe ich da schon deutliche Zwänge in einer Notwehrsituation die KW auch tatsächlich zu benutzen, weswegen ich durchaus das Argument verstehen kann, grundsätzlich keine mitzunehmen.
Zumal man sich das mal ansehen muss, was der letztendlich nur dafür an Strafe bekommen hat. Lächerlich ist das, aber das ist natürlich nur meine Meinung und ob ich jemals eine KW einsetzen könnte im Notfall gegen eine Person, keine Ahnung, das weiß man wohl nicht vorher. Kaufabsicht, Modell und Kaliber stehen allerdings bereits fest :lol:
Es ist und bleibt ein weites Feld :biggrin:
OT:
Zum KW-Führen bei der Jagd (nachts etc.) scheiden sich selbst die Geister meiner Ausbilder in der KJS. Der eine war schon beim Ansitz in bedrohlichen Lagen und führt seitdem immer die KW auf 3 Uhr Position, andere hingegen argumentieren mit einem gesunden Gespür für Gefährdungssituationen und finden es vollkommen unverständlich eine KW mitzunehmen oder gar einzusetzen, Zitat: "Man muss schon ein riesen Ar$chl0ch sein, um jemanden zu erschießen". Letzte sind eher die Ausbilder älteren Semesters. Je älter ich werde, desto mehr sehe ich das ähnlich wie Rolf Peter Sieferle; eine immer voranschreitende Verrohung der Gesellschaft, die letztendlich irgendwann im Abgrund des Abbildes der amerikanischen Gesellschaft landen wird. Wer mal drüben war und sich damit näher beschäftigt hat, versteht sicher was ich meine. Die haben auch nicht ohne Grund so eine drastische Exekutive.
WMH
Honigkuchenpferd