Frust und Ärger 2024

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und ich komme mir nicht vor wie ein leibeigener des feudalherren, wenn ich mir manches hier so durchlese wie über JJ gelästert wird.
Augen auf bei der Revierwahl. Live aus unserer KJV, Jungjägerin hat über ein Jahr im Revier mitgeholfen. Zu Beginn des neuen Jagdjahrs frage sie, ob sie erstmals auf einen Bock ansitzen darf. Antwort war: "jagende Frauen möchte ich nicht im Revier haben"
 
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Horrido zusammen,

wenn ich hier lese, was ihr für Probleme mit Jungjäger habt, dann bin ich froh, das ich da bin, wo ich bin :ROFLMAO:

Bei mir wars damals aber auch (fast) nicht möglich, irgendwo unterzukommen.
Als "bekennender Druckbetankter" (3-Wochen-Kurs; noch dazu in einem anderen Bundesland) hab ich damals einfach mal den Jagdschein gemacht. Ohne vorher irgendwen zu fragen, oder Bescheid zu geben. Noch nichtmal meine Eltern hatten damals gewusst, wo ich denn die drei Wochen war. Ich war halt im Urlaub....

Als ich Heim kam, mit bestandener Prüfung, folgte eine Katastrophe (für mich), nach der anderen...
Kurz:
- falsches Führungszeugniss (Gemeinde nicht Behörde) = warten, bis das richtige Führungszeugniss da ist
- keine Chance im Heimatrevier (wo ich wohne) unterzukommen
- Vater gestorben, bevor ich den Schein hatte => Glück gehabt, das die Behörde "mitgespielt" hat und ich nicht alles (im nachhinein) drei Wochen vor dem Schein hätte verkaufen müssen

Aber... Ich hatte auch Glück:
1/4 Jahr nachdem ich den Schein hatte, hat einer der "alten" Pächter aufgehört. Mitten in der Pachtperiode hatte er mit mitte 80 (und nach ca. 70 Jahre Jagd) "die Jugend" rann lassen wollten. Mein Nachbar wurde dann der Nachfolger und hat mal alle, die einen Begehungsschein hatten oder Interesse hatten eingeladen.
Die meisten, der alten Begeher, waren anderswo untergekommen.

Auch habe ich mich mal mit nem "alten" Begeher (unter den alten Pächtern / Bekannter von mir) unterhalten. Er "durfte" nur Sitze bauen und Füchse erlegen. Kein Rehwild, keine Sauen, sonst auch nix. Da kann ich schon verstehen, das er keinen Bock mehr hatte...

Da bei uns vor ein paar Jahren sich die Pächter geändert hatten, habe ich mitbekommen, wie schwer es ist, irgendwo unterzukommen. Mein Nachbar wollte nicht alleine weiter machen und es war "auf der Kippe". Er hat mir dann später gesagt, das noch nichtmal er irgendwo untergekommen wäre! Und er hat ü 30 Scheine gelöst und ist deutlich besser "vernetzt", wie ich...

Aktuell sind wir, soweit ichs beurteilen kann, eine gute Truppe. Eine Mischung aus Alt und Jung im Sinne von Jagd. Also sowohl Jungjäger, als auch Jäger, die schon ü 30 Jahre jagen. Auch vom Lebensalter ist alles dabei. Von Anfang 20 bis ü 70. Verteilt auf Pächter, Begeher, "Gäste" und Freunde (die nicht Jagen, aber Bauen bzw. Helfen). Wenn mal jemand, wie ich aktuell, nicht kann, springt jemand anders ein. War aber auch schon anders. Diese Kollegen durften aber auch dann gehen, weil der Begehungsschein (immer nur 1 Jagdjahr) nicht verlängert wurde.

Zum aktuellen Frust bei mir:
Letzten Donnerstag hatte ich eine kleinere OP (nix Schlimmes) und bin aktuell etwas aus allem raus. Habe vom Doc noch bis Ende kommender Woche "Jagdverbot".

Zum Glück ist (fast) alle Feldfrucht schon weg. Dann können die Sauen da keinen Schaden machen...

Nachdem ich nun ein knappes Jahr ohne Anblick von Sauen war, sind sie nun plötzlich wieder da. Dadurch, also den fehlenden Anblick, hatte ich im Juni / Juli auch (ehrlich gesagt) keine Lust. In der letzten Woche sind aber, nachdem es mit der Ernte der Feldfrucht "richtig" los ging, einige Sauen erlegt worden. Und ich kann mich nicht (bewaffnet) ansetzten.
Naja, evtl. setze ich mich am Samstag trotzdem an. Als "Vergrämungsmittel":ROFLMAO:

Auch kamen nun die ersten Einladungen zu Drückjagden bei mir an.
Blöd nur, das ich fast alle absagen musste. Bei drei von fünf Einladungen habe ich bei uns schon einen jagdlichen Termin. So wie jedes Jahr an dem selben Tag, vom Datum her. Sind halt bestimmte Tage, wie z.B. Hubertustag.
Da habe ich aber Bescheid gegeben, das ich an anderen Terminen (kommt ja öffters vor) gerne komme, wenn sonst nix anliegt...

Am vierten Termin bin ich noch am zweifeln mit mir....
Nicht nur, das er einen Tag vor unserer Drückjagd ist, und ich eigendlich, obwohl kein Pächter, genug vorzubereiten hätte. Das ist auch der Tag, wo mein Vater (ist 2015 gestorben) 90 geworden wäre. Das geht schon den ganzen Tag "in mir rumm"...

Ja, mein Vater war, wie auch sein Vater und auch sein Opa, Jäger. Er hätte bestimmt seine Freude daran, wenn ich auf seinem Geburtstag auf einer DJ Jagdglück hätte.
Aber ob ich das ohne zu heulen hinter mich bringen kann, bin ich mir grade nicht sooooo sicher...
Da habe ich aber noch Zeit, bis Hubertustag, um Bescheid zu geben....


RedNose
 
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Klingt für mich wie auf dem Arbeitsmarkt. Wirklich gute Jobs und Mitarbeiter sind immer schwer zu bekommen und selten lange auf dem Markt.
Wovon man immer am lautesten hört, sind die extremen Ausreisser beider Lager.

Aber ist auch langweilig zu schreiben "ich komme mit meinem Pächter soweit gut klar, an einigen Punkten haben wir abweichende Meinungen, aber wir respektieren den Standpunkt des anderen."
Das liest sich ungefähr so geschmeidig wie eine europäische Eisenbahnnorm...

Edit
Ich ärgere mich grade, dass ich 17 AGBs akzeptieren muss, um ein neues Samsunghandy ans Laufen zu kriegen. Da kannst du mittlerweile nen Dr. iur drüber machen, einfach lächerlich...
 
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Klingt für mich wie auf dem Arbeitsmarkt. Wirklich gute Jobs und Mitarbeiter sind immer schwer zu bekommen und selten lange auf dem Markt.
Wovon man immer am lautesten hört, sind die extremen Ausreisser beider Lager.

Aber ist auch langweilig zu schreiben "ich komme mit meinem Pächter soweit gut klar, an einigen Punkten haben wir abweichende Meinungen, aber wir respektieren den Standpunkt des anderen."
Das liest sich ungefähr so geschmeidig wie eine europäische Eisenbahnnorm...
Da hast du sicher recht … es gibt aber v.a. In der Generation unserer Väter noch etliche Herrenjäger. Das muss sich zurecht niemand langfristig geben, auch wenn selbst das eine wichtige Lektion sein kann.

Gute Begeher waren aber schon immer sehr gefragt (nicht des Hegebeitrages wegen). In Kontakt zu kommen, ist wie in der Geschäftswelt nunmal oft das größte Problem.

Kann nur jedem empfehlen, einfach den persönlichen Kontakt zu suchen, und ehrlich zu sein. Emails oder Anrufe sind in etwa so viel wert, wie im Business… oft nur Zeitraub.
 
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Aber ob ich das ohne zu heulen hinter mich bringen kann, bin ich mir grade nicht sooooo sicher...

RedNose
Macht doch nix.
Ich saß auch schon aufm Ansitz am Todestag meiner Oma, von der ich mich nie verabschieden konnte weil die zur Coronahochzeit im Sterben lag im Altersheim.
Wenn man da in völliger Stille mit seinen Gedanken alleine ist, da liefen mir auch die Tränen übers Gesicht und ich habe geweint wie ein Schlosshund.
Da muss man sich nicht für schämen. Gefühle machen den Menschen erst menschlich.
Manche kommen über die Gefühle von Hunger, Durst und Müdigkeit nicht hinaus, andere sind eben empfindsamer.
 
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Es ist wie im richtigen Leben. Nachdem ich als Jungjäger ziemlich Glück hatte und schnell "untergekommen" bin, zeigt sich so langsam die Kehrseite der Medaille.

Es frustriert mich etwas wenn man alles gibt, auch mal den Mund hält obwohl man eigentlich gegen halten müsste, nur um weiter jagen zu können. Ich glaube auf Dauer muss es halt zwischen allen Beteiligten passen. Die jeweiligen Rollen sind zu akzeptieren.

Wichtig ist das man ordentlich miteinander umgeht. Und weil das so nicht ist, gehe ich halt in Zukunft weniger oder gar nicht mehr jagen. Dann fehlt im Revier die eine helfende Hand, die immer da war und sich voll eingebracht hat ohne große Ansprüche zu stellen.

Man muss auch ehrlich zu sich selbst sein und abwägen was es einem Wert ist dazuzugehören.
 
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mE ist es wie im Berufsleben: bevor man sich dauernd zum Affen machen lässt, muss man seine Sebstachtung wahren, um nicht krank zu werden, und konsequenterweise gehen. Jagd ist eben doch nicht alles.

Wenn mal nach mehr oder minder langen Zeiten klar wurde, dass die Mentalitäten doch zu unterschiedlich sind, habe ich meine jagdlichen Ambitionen eben in Jagdreisen ausgelebt.
Seit 15 Jahres passt es GsD richtig.
 
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Das ist auch immer das Gleiche.

In vielen Gegenden gibt es einfach einen (tlw. deutlichen) Jägerüberschuss.

Da kommt man dann auf genau 4 Arten zum Zug bzw. Jagd:
- Zeiteinsatz bzw. Arbeitseinsatz
- Geld
- Beziehungen
- unverschämtes Glück

Kann auch eine Kombination aus mehreren der genannten Faktoren sein, Punkt 4 alleine ist das vorkommende Einhorn.

Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Leute gesucht werden, die am lauen Maiabend einen Bock umschubsen. Das kostet Geld oder Zeit.

So bitter das ist, wer nicht eines von beiden übrig hat, wird sich auf Dauer schwertun in weiten Teilen Deutschlands zu jagen. 800 Euro sind im Münchner Umland für einen Begehungsschein Peanuts, hier im Ballungsraum Stuttgart ebenso. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern einfach die Realität.
 
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