Freibrief für Schonzeitvergehen

Registriert
1 Jan 2010
Beiträge
9.002
waldgeist schrieb:
OberförsterVS schrieb:
Wahrscheinlich ist die Auswirkung der Mäusejagd des Fuchses vergleichbar mit der Fuchsjagd des Menschen...ich habe einem Fuchs von 04.00 - 06.00 Uhr im Sommer zugeschaut: 24 Mäuse. Warum sollte ich ihn im Wald schießen, ich will ihn weder essen noch habe ich für den Balg Verwendung. Und ob es ethisch gerechtfertigt wäre, für die letzten fünf Auerhühner 50 oder 500 Füchse zu schießen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Wenn Du schon einer von den Wenigen bist,die Auerwild im Revier haben,solltest Du wohl ALLES Erdenkliche tun,damit der Bestand nicht noch weniger wird. Hätte ich diese Hochwildart,wäre ich Tag und Nacht dabei,Sponsorengelder zur Bestandsstützung einzutreiben .Schutz vor Freßfeinden wäre oberstes Gebot,Rehbejagung käme hintendran.
In diesem Zshg. von ethischer Rechtfertigung bezüglich Fuchsbejagung zu sprechen lieber OVS,das kann ich einfach nicht glauben. Schon allein solch Gedankengut solltest Du ablegen.

Du meinst also Waldgeist, ich sollte das mir anvertraute Waldvermögen von rund 180 Mio. € geringer bewerten als fünf oder zehn Auerhühner, von denen es in Nordeuropa, Russland etc. Millionen gibt? Das kann nicht Dein Ernst sein!
 
Registriert
1 Jan 2010
Beiträge
9.002
Astoria06 schrieb:
OberförsterVS schrieb:
Wahrscheinlich ist die Auswirkung der Mäusejagd des Fuchses vergleichbar mit der Fuchsjagd des Menschen...ich habe einem Fuchs von 04.00 - 06.00 Uhr im Sommer zugeschaut: 24 Mäuse. Warum sollte ich ihn im Wald schießen, ich will ihn weder essen noch habe ich für den Balg Verwendung. Und ob es ethisch gerechtfertigt wäre, für die letzten fünf Auerhühner 50 oder 500 Füchse zu schießen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

@OVS
Möglicherweise wäre ja das Eingeständnis des Forstes, daß eine intensive Fuchsbejagung dem Wald zumindest nicht wirklich schadet sehr wohl aber dem Niederwild hilft, ein erster Schritt, um die verhärteten Fronten in Bezug auf die Rehwildbejagung aufzubrechen. Denn es mag ja sein, daß im Wald die Niederwildhege keine nennenswerte Rolle spielt, aber da überzählige Füchse bekanntlich wandern, entsteht ein permanenter Druck im Feld, dem nur schwer zu begegnen ist und der immer wieder von grün-ökologischen Kreisen geforderten Verbesserung der Biodiversität zuwiderläuft ! Ganz abgesehen von Seuchen-und Krankheitszügen (Bsp. Staupe in NRW und SH, Bandwurm und evtl. irgendwann womöglich wieder Tollwut !? etc. ) die bei Überpopulationen zwangsläufig entstehen werden. Allerdings ist die oftmals fehlende Möglichkeit der Verwertung eine offene Flanke, die man zumindest verkürzen sollte, evtl. durch gemeinschaftliche Kampagnen für heimisches Rauchwerk ?!

WaiHei
Björn


@ Astoria06: wenn ich mir unsere Agrarsteppe anschaue,kaum Feldgehölze, immer mehr Mais und Raps, dann wird die Fuchsbejagung im Wald an fehlenden Niederwildbeständen nichts verändern. Im Wald ist der Fuchs ein Nützling, einfach nur draufschießen und dann wegschmeißen, das mache ich nicht.
 
Registriert
20 Feb 2003
Beiträge
8.623
@OVS

Das mit Nützling aufgrund des Mäuseverzehrs ist Blödsinn und das weißt Du doch auch.
Der Fuchs hat keinerlei messbaren Einfluß auf die Mäusepopulation. Oder haben sich bei Euch die Mäuseschäden seit Beginn der Tollwutimpfung im langjährigem Mittel irgendwie zählbar verändert?
Vorteile bringt der Fuchs nur als Aasfresser und Teil der Gesundheitspolizei als darwinsche Hürde.


P.S.:
Ich habe mal auf einer Wiese nach einem schweren Gewitterregen 6 tote ausgespülte Jungmäuse verschiedener Größe pro Quadratmeter! gezählt!
Und es sind ganz sicher nicht alle ausgespült worden.

Aber die Füchse kratzen noch nicht mal an der kompensatorischen Sterblichkeit der Mäuse bei deren Reproduktionsfaktor. Solch Regen im Frühjahr jedoch schon.
 
Registriert
13 Mrz 2012
Beiträge
1.080
Tiroler Bracke schrieb:
@OVS

Das mit Nützling aufgrund des Mäuseverzehrs ist Blödsinn und das weißt Du doch auch.
Der Fuchs hat keinerlei messbaren Einfluß auf die Mäusepopulation. Oder haben sich bei Euch die Mäuseschäden seit Beginn der Tollwutimpfung im langjährigem Mittel irgendwie zählbar verändert?
Vorteile bringt der Fuchs nur als Aasfresser und Teil der Gesundheitspolizei als darwinsche Hürde.


P.S.:
Ich habe mal auf einer Wiese nach einem schweren Gewitterregen 6 tote ausgespülte Jungmäuse verschiedener Größe pro Quadratmeter! gezählt!
Und es sind ganz sicher nicht alle ausgespült worden.

Aber die Füchse kratzen noch nicht mal an der kompensatorischen Sterblichkeit der Mäuse bei deren Reproduktionsfaktor. Solch Regen im Frühjahr jedoch schon.

Ob solcher Feststellungen aus Deiner Feder, bin ich jetzt doch angenehm erstaunt.
 
Registriert
13 Mrz 2012
Beiträge
1.080
Yumitori schrieb:
spezialist schrieb:
Ich bin ohnehin der Meinung, dass einige Teile der Forstideologie schwere fachliche Mängel aufweisen, die aber ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen werden.
Bei uns werden jedes Jahr in der Summe grosse Flächen mit Brombeerbewuchs rücksichtlos mechanisch platt gemacht, wobei gleich noch etliche der gepflanzten Bäumchen, die eigentlich gefördert werden sollten, mit abgesäbelt werden.
Das kostet sehr viel Geld und gleichzeitig wird damit wertvolle Winteräsung vernichtet, die den Verbissdruck wesentlich senken könnte.
Solche Massnahmen sind absoluter Blödsinn und kontraproduktiv, denn in nicht "bearbeiteten" Flächen kommt nach ein paar Jahren eine artenreiche Naturverjüngung aus den Brombeerbeständen hoch, und Brombeere ist ähnlich wie Himbeere ein Substratzehrer, die von selbst nach einigen Jahren in der Wuchsleistung nachlässt und dem Wald Platz macht.
Das ist in der Forstideologie nur (noch) nicht angekommen, lieber schiebt man alles auf´s Wild und verbrennt öffentliche Mittel, statt die eigenen Fehler zu korrigieren.


Moin,

stimmt nach meinen Erfahrungen und mir zur Verfügung stehenden Berichten zu 100 Prozent.
Ich fürchte nur, in so manchen Hirnen der Forstdirektionen s o l l das auch gar nicht hochkommen, aus ideologischen Gründen. Glücklicherweise gilt dies nicht für alle, jedenfalls noch nicht, denn es gibt noch Förster, bei denen Wild und Jagd gleichberechtigt neben den forstlichen Belangen stehen. Der Rest sind keine Förster, vielmehr Foersterlein (wobei ich jetzt hoffe, dass nicht jemand einen gleichnamigen nick führt, der n i c h t angesprochen werden soll :mrgreen: )

Habe die Ehre und
Waidmannsheil

Blödsinn, ihr tut gerade so wie wenn dieser Schwachsinn flächig vorkommen würde, vielleicht machen das ein paar Hinterwäldler in eurer Gegend.
 
Registriert
9 Jan 2010
Beiträge
8.157
loma60 schrieb:
spezialist schrieb:
Ich bin ohnehin der Meinung, dass einige Teile der Forstideologie schwere fachliche Mängel aufweisen, die aber ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen werden.
Bei uns werden jedes Jahr in der Summe grosse Flächen mit Brombeerbewuchs rücksichtlos mechanisch platt gemacht, wobei gleich noch etliche der gepflanzten Bäumchen, die eigentlich gefördert werden sollten, mit abgesäbelt werden.
Das kostet sehr viel Geld und gleichzeitig wird damit wertvolle Winteräsung vernichtet, die den Verbissdruck wesentlich senken könnte.
Solche Massnahmen sind absoluter Blödsinn und kontraproduktiv, denn in nicht "bearbeiteten" Flächen kommt nach ein paar Jahren eine artenreiche Naturverjüngung aus den Brombeerbeständen hoch, und Brombeere ist ähnlich wie Himbeere ein Substratzehrer, die von selbst nach einigen Jahren in der Wuchsleistung nachlässt und dem Wald Platz macht.
Das ist in der Forstideologie nur (noch) nicht angekommen, lieber schiebt man alles auf´s Wild und verbrennt öffentliche Mittel, statt die eigenen Fehler zu korrigieren.
Blödsinn, ihr tut gerade so wie wenn dieser Schwachsinn flächig vorkommen würde, vielleicht machen das ein paar Hinterwäldler in eurer Gegend.
Wir reden hier von "Massnahmen" der unfehlbaren Bayerischen Staatsforste höchstselbst. :21:
 
Y

Yumitori

Guest
@ Ioma60

Moin und frohe Weihnachten,

"Blödsinn" wäre schon - aber es ist in bayerischen Förstereien ebensowenig ein Einzelfall, wie in hessischen. Dennoch, ich habe es ja in meinem Beitrag ausdrücklich angesprochen, es gibt (wie überall) so ne und solche.
Und ich hoffe, dass die Zahl der "anständigen Förster" die Oberhand behält resp. zurückerlangt.

Natürlich hat sich die Jagd - wie die gesamte Welt - in den letzten hundertdreissig Jahren sehr geändert und eine gewisse Anpassung ist immer notwendig. Aber eswürde gar nichts schaden, wenn der ein oder andere Forstdirektor in Deutschland einmal das Reprint des Buches (im Original von 1884) "Die Jagd und Ihre Wandlungen" durchlesen würde. Allein das Verhältnis zum Wild k ö n n t e sich dadurch ändern. Was allerdings voraussetzt, dass man bereit ist, ein Buch zu lesen und nicht ausschliesslich aus zusammengekloppten Informationen aus dem web sein geistiges Leben zu bestreiten.

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
Registriert
6 Nov 2012
Beiträge
598
Ich bin noch nicht sehr lange in diesem Forum und grundsätzlich begeistert, wieviele Fachleute aus allen Richtungen sich hier meist auf hohem Niveau austauschen und ich lerne viel Neues dazu und habe Freude an diesem Austausch.

Ich bin aber zunehmend befremdet, welche Klüfte hier zwischen Forst, Privatjägern, usw. aufgerissen werden. Forstwirtschaft, Jagd, Landwirtschaft und Fischerei sind unter anderem sinnvolle und notwendige Nutzung von natürlichen Ressourcen und von Grundeigentum. Sie sind voneinander abhängig, rechtfertigen sich gegenseitig und stehen in einem inneren Zusammenhang.

Eine effiziente Forst- und Landwirtschaft kommt ohne Jagd nicht aus. Deshalb ist das Jagdrecht in Deutschland auch an das Eigentum geknüpft, denn der Grundeigentümer muss Einfluss auf die Balance beider Nuzungen haben. Die Jagd dient unter anderem dazu, gesunde und angepasste Wildpopulationen zu erhalten. Davon profitiert nicht nur die Forst- und Landwirtschaft, sondern auch die Jagd selbst. Umgekehrt stellt eine sinnvolle Forstwirtschaft nicht nur die rein wirtschaftliche Nutzung der Wälder und Versorgung der heimischen Märkte mit hochwertigem Holz sicher, sondern sie bewahrt dadurch auch einen natürlichen Lebensraum für unser Wild.

Dass der Forst als Grundeigentümer das Wild auf seinen eigenen Flächen mitunter schärfer bejagen mag, als mancher Privatjäger, ist verständlich, denn er nutzt sein Land nicht nur zur Jagd, sondern auch zur Holzvermarktung. Dass damit keine "Ausrottung" des Wildes oder Schaffung lebensfeindlicher Monostrukturen verbunden sein darf, versteht sich von selbst, dürfte aber auch nirgends in Deutschland ansatzweise geschehen sein.

Wie unsinnig sich z. B. die Aufgabe der Forstwirtschaft auswirkt, kann man sich bei den Kernzonen der Biosphärenreservate und Nationalparks betrachten, in denen man nicht nur staatliche Millionenwerte in Form von Holz vergammeln lässt, sondern auch die Jagd vollständig einstellt oder künftig einstellen will. Hier gehen beiden Nutzungsformen in Abhängigkeit voneinander unter. Der mit dieser Nichtnutzung von Wald und Wild verbundene Schaden geht weit über den wirtschaftlichen Wert hinaus, weil er von Laien als sinnvolle Option von Landnutzung verstanden werden kann. Wir müssen daher gut aufpassen, uns hier nicht auseinander dividieren zu lassen.

In diesem Sinne sitzen Jäger und Forst nach meiner Meinung in einem Boot und sollten sich nicht gegenseitig mit übertriebenen Ideologien torpedieren, sondern stattdessen gemeinsam für ihre gemeinsame Sache (nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, gerne aus Freude an der Sache motiviert) eintreten - gegenüber einer zunemend naturentfremdeten Gesellschaft, welche die natürlichen Zusammenhänge und die Notwendigkeit der Jagd immer weniger versteht.
 
Registriert
1 Jan 2010
Beiträge
9.002
@ Special Agent
Erst mal: frohe Weihnachten!
Und dann danke für Deine Ausführungen, weil leider das Trennende oft überwiegt, obwohl es doch gemeinsame Interessen der "Landnutzer" gibt, sei es gegen unsinnige Waffengesetzverschärfungen, Forderungen von "Tierschützern" usw.
Bei allen Unterschieden sollte man aber die Maßstäbe nicht vergessen...im Anfangspost ging es darum, dass eine Landesforstverwaltung die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit "Bockabschuss nach dem 15. Oktober" einheitlich nicht mehr verfolgt. Es ging nicht um die Ausrottung einer Wildart. Oder den Versuch. Trotzdem schien es so, als ob für manche der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorstünde, wenn die bösen Förster/ÖJVler Rehböcke im Winter schießen dürfen. Tatsächlich ist das aber nur ein kleines Detail. Wer es bisher getan hat, wird es weiter tun und wer es nicht tun wollte, wird es lassen. Man muss ja nicht zu jeder DJ gehen, zu der man eingeladen wird - das gilt sowohl für Winterbockerleger als auch für Winterbockschoner - wenn man mit den Gepflogenheiten seine Probleme hat.
Sinnvoller wäre es, seine Kräfte gegen die mit religiösem Eifer daherkommenden "Tierschützer" zu organisieren anstatt sich hier wegen Petitessen zu zerfleischen.
Ein Satz aus einem Papier von Tierschutzverbänden: (...) "als vernünftiger Grund, der zum Töten von Wildtieren ausreichen würde, ist dessen Verzehr oder Nutzung des Balges, nicht ausreichend, weil in Deutschland kein Nahrungsmittelengpass besteht. Die Vermeidung von Schäden in der Land- und Forstwirtschaft kann ein vernünftiger Grund sein (...)". Wenn das durch "Spaß" oder "Leidenschaft" ergänzt wird, steigt die Vernünftigkeit in den Augen der Autoren sicher nicht...aber anscheinend, wenn Eigentum geschädigt wird. Daraus könnte eigentlich eine schöne Allianz werden, oder?!
 
Registriert
30 Okt 2010
Beiträge
88
OberförsterVS schrieb:
Astoria06 schrieb:
[quote="OberförsterVS":1twn0tqa]Wahrscheinlich ist die Auswirkung der Mäusejagd des Fuchses vergleichbar mit der Fuchsjagd des Menschen...ich habe einem Fuchs von 04.00 - 06.00 Uhr im Sommer zugeschaut: 24 Mäuse. Warum sollte ich ihn im Wald schießen, ich will ihn weder essen noch habe ich für den Balg Verwendung. Und ob es ethisch gerechtfertigt wäre, für die letzten fünf Auerhühner 50 oder 500 Füchse zu schießen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

@OVS
Möglicherweise wäre ja das Eingeständnis des Forstes, daß eine intensive Fuchsbejagung dem Wald zumindest nicht wirklich schadet sehr wohl aber dem Niederwild hilft, ein erster Schritt, um die verhärteten Fronten in Bezug auf die Rehwildbejagung aufzubrechen. Denn es mag ja sein, daß im Wald die Niederwildhege keine nennenswerte Rolle spielt, aber da überzählige Füchse bekanntlich wandern, entsteht ein permanenter Druck im Feld, dem nur schwer zu begegnen ist und der immer wieder von grün-ökologischen Kreisen geforderten Verbesserung der Biodiversität zuwiderläuft ! Ganz abgesehen von Seuchen-und Krankheitszügen (Bsp. Staupe in NRW und SH, Bandwurm und evtl. irgendwann womöglich wieder Tollwut !? etc. ) die bei Überpopulationen zwangsläufig entstehen werden. Allerdings ist die oftmals fehlende Möglichkeit der Verwertung eine offene Flanke, die man zumindest verkürzen sollte, evtl. durch gemeinschaftliche Kampagnen für heimisches Rauchwerk ?!

WaiHei
Björn


@ Astoria06: wenn ich mir unsere Agrarsteppe anschaue,kaum Feldgehölze, immer mehr Mais und Raps, dann wird die Fuchsbejagung im Wald an fehlenden Niederwildbeständen nichts verändern. Im Wald ist der Fuchs ein Nützling, einfach nur draufschießen und dann wegschmeißen, das mache ich nicht.[/quote:1twn0tqa]


@OVS: die höchsten Niederwildbestände haben wir hier in Schleswig-Holstein in den "Agrarsteppen" der Marschen mit hohen Raps- allerdings geringen Maisanteilen. Hier wird dem Raubwild nebst Krähen aber auch stark nachgestellt und in den Revieren, wo dies besonders intensiv betrieben wird, sind die Erfolge im Verhältnis auch noch deutlich höher. Als ich dann das Buch "Unter Räubern" von Prof.Dr.Müller gelesen hatte, war für mich endgültig klar, daß in unseren ausgeräumten Kulturlandschaften frühere Bestandsdichten an Niederwild, Bodenbrüter etc. nicht mehr zu erreichen sein werden, aber eine
Stabilisierung auch in BaWü nur zu möglich sein wird, wenn flächendeckend scharf Raubwild bejagt und hier und da zumindest auf Teilflächen die Biotope verbessert werden. (eigentlich ein wunderbare Basis für ein Verständigung mit dem nicht ideologisch versauten Naturschutz und der naturschützenden Jägerschaft !) Daher von mir aus, wenn es nicht ausartet, schießt im Forst Eure Winterböcke, aber helft uns beim Raubwild. Und gemeinsam arbeiten wir am Dilemma der fehlenden Verwertungsmöglichkeiten der Bälge !.

WaiHei und weiterhin ein frohes Fest
Björn
 
Registriert
30 Okt 2010
Beiträge
88
OberförsterVS schrieb:
@ Special Agent
Erst mal: frohe Weihnachten!
Und dann danke für Deine Ausführungen, weil leider das Trennende oft überwiegt, obwohl es doch gemeinsame Interessen der "Landnutzer" gibt, sei es gegen unsinnige Waffengesetzverschärfungen, Forderungen von "Tierschützern" usw.
Bei allen Unterschieden sollte man aber die Maßstäbe nicht vergessen...im Anfangspost ging es darum, dass eine Landesforstverwaltung die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit "Bockabschuss nach dem 15. Oktober" einheitlich nicht mehr verfolgt. Es ging nicht um die Ausrottung einer Wildart. Oder den Versuch. Trotzdem schien es so, als ob für manche der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorstünde, wenn die bösen Förster/ÖJVler Rehböcke im Winter schießen dürfen. Tatsächlich ist das aber nur ein kleines Detail. Wer es bisher getan hat, wird es weiter tun und wer es nicht tun wollte, wird es lassen. Man muss ja nicht zu jeder DJ gehen, zu der man eingeladen wird - das gilt sowohl für Winterbockerleger als auch für Winterbockschoner - wenn man mit den Gepflogenheiten seine Probleme hat.
Sinnvoller wäre es, seine Kräfte gegen die mit religiösem Eifer daherkommenden "Tierschützer" zu organisieren anstatt sich hier wegen Petitessen zu zerfleischen.
Ein Satz aus einem Papier von Tierschutzverbänden: (...) "als vernünftiger Grund, der zum Töten von Wildtieren ausreichen würde, ist dessen Verzehr oder Nutzung des Balges, nicht ausreichend, weil in Deutschland kein Nahrungsmittelengpass besteht. Die Vermeidung von Schäden in der Land- und Forstwirtschaft kann ein vernünftiger Grund sein (...)". Wenn das durch "Spaß" oder "Leidenschaft" ergänzt wird, steigt die Vernünftigkeit in den Augen der Autoren sicher nicht...aber anscheinend, wenn Eigentum geschädigt wird. Daraus könnte eigentlich eine schöne Allianz werden, oder?!

:27: :28:
... Schade nur das, daß sich die Kräfte in der Vergangenheit haben auseinander dividieren lassen. Womöglich wäre uns dann einiges erspart geblieben.

Aber: für eine Allianz der "Schädlingsbekämpfer" stehe ich nicht bereit, wohl aber für ein Bündnis der Freiheit und Selbstverantwortung gegen Ideologie und Unvernunft bei der Ausübung des Eigentumsrecht Jagd !

WaiHei
Björn
 
Y

Yumitori

Guest
@ Special Agent

Moin,

sehr sachlicher Beitrag und darüber hinaus von hohem Optimismus getragen.
Fraglos ist das Eigentumsrecht eine grundlegende Säule sogarvunserer Gesellschaft.
Ich habe aber selbst bereits mehrfach aus dem Munde einiger "Foersterlein" das Word "Ausrottung" gehört, ich betone aber gleichzeitig, dass ich dies keinesfalls verallgemeinern will und ich immer noch glaube, dass es eine Mehrheit von Förstern gibt, die Wald und Wild in unlösbarem Zusammenhang sehen.

Ebenso glaube ich aber, dass man in vielen Ecken dieses Landes gerade dem Rehwildlange nicht so auf die "Hacken treten" müsste, wenn man eine sinnvollere Hege, auch hinsichtlich der Notzeiten bei "ausgeräumter Feldflur" betreiben dürfte - gleichgültig, ob Staatsforst oder gemeinschaftlicher oder Eigenjagdbezirk.
Entsprechendes wird wahrscheinlich fürs Rotwild gelten, aber hier fehlt mir die Erfahrung, dies aus eigener Sicht beurteilen zu können.

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
Registriert
6 Nov 2012
Beiträge
598
Frohe Weihnachten noch, @Yumitori.

Diejenigen, die von "Ausrottung" und "Schädlingen" sprechen, sind diese extremen Ideologen auf der einen Seite der Skala. Auf der anderen Seite der Skala gibt es genau so welche. Wie Du richtig schreibst, kann man das aber zum Glück nicht verallgemeinern. Die meisten Jäger bewegen sich dann doch deutlich in Richtung der Mitte dieser Skala, und zwar nach meiner Erfahrung sowohl beim Forst als auch bei den Privatjägern.

Dass sich die "Extremen" hier mit ihren Ideologien die Köpfe einschlagen, belastet mich überhaupt nicht. Das ist ja in allen Bereichen so. Erstaunt bin ich aber darüber, wie deutlich sich hier die beiden Lager zwischen den forstlichen und privaten "Normaljägern" abgrenzen. Hier wäre es für mich geboten, als Jägerschaft zusammen zu halten und eine gemeinsame Linie zu verfolgen, statt sich permanent voneinander abzugrenzen. Dass diese Konzepte sich an den regionalen Verhältnissen oientieren müssen und durchaus voneinander abweichen können, versteht sich denke ich von selbst. Im reinen Waldrevier gibt es halt andere Problemstellungen als im reinen Feldrevier usw.

Deinen Vergleich mit der Rotwildbewirtschaftung finde ich übrigens ganz interessant. Ich glaube nämlich, dass sich Reh- und Rotwild insoweit sehr stark voneinander unterscheiden. Man hat ja jahrzehntelang versucht, das Rehwild durch Selektion usw., auch im Hinblick auf die Trophäen, vergleichbar dem Rotwild zu bewirtschaften. So richtig funktioniert hat das aber ja nicht. Insoweit ist es also durchaus berechtigt, sich gemeinsam über künftige Jagdstrategien Gedanken zu machen. Das von Mistfink erwähnte Konzept ist z. B. so ein Ansatz.

Eine gezielte Fütterung in echten Notzeiten halte ich übrigens auch für sinnvoll, sowohl bezüglich Wildschäden als auch im Hinblick auf einen gesunden Wildbestand. Denn Wildschäden hängen nicht NUR von der Wilddichte ab, sondern z. B. auch vom Angebot an Äsung, von der Ruhe im Revier, usw. Allerdings sollte man dem Wild dann an der Fütterung seine Ruhe lassen und in dessen weiterem Umfeld nicht jagen. Aber das ist schon wieder eine ganz andere und genauso polarisierende Diskussion... :26:
 
Y

Yumitori

Guest
@ Special Agent

Mahlzeit und ebenfalls noch frohes Fest,

zur "Rehwildaufartung":
Die funktioniert natürlich nicht so wie beim Rotwild, wenn überhaupt - das Wort mag ich nicht; aber ich habe zwischen Oktober 1970 und März 1988 erlebt, was mit gezielter Winter- und Notzeitfütterung und auch Parasitenbekämpfung alles erreicht werden kann, daneben ein vernünftiges Geschlechterverhältnis - und die Sache läuft; so ganz nebenher auch mit erhöhten Wildpretgewichten
Einem Konzentratselektierer kann man nicht auf die gleiche Art und Weise helfen, wie bspw. unserem Rotwild, wie es Frevert mit Sesamkuchen oder dergl. (erinnere ich das Gelesene recht?) tat, das ist klar.
Kurz vor Weihnachten sah ich eine Fernsehsendung über "Wälder in Hessen", da äusserte ein Forstmann ganz richtig, als er eine besondere Holzart mit Drahtmanschetten gegen Verbiss schützte, ziemlich wortwörtlich:
"Wenn die Knospen kommen geht das Reh natürlich hier gerne dran, denn was soll es hier in diesem Wald sonst fressen...."
Und man muss vor allen Dingen dafür sorgen, dass mehr Ruhe in die Wildeinstände allgemein kommt. Wer viele Kilometer Loipen und Wanderwege anlegt, braucht sich über Unruhe nicht zu wundern - vor allen Dingen dann - ich sehe es oft hier im Taunus! - wenn Loipen und Wege bis dicht an und manchmal durch die Einständen führen. Dann m u s s das Rotwild ja massiert auftreten und zu Schadengehen.
Und dann wird halt gerne von zu viel Wild gesprochen, dabei aber gerne unterschlagen, dass man dem Wild die Möglichkeit genommen hat, sich "zu verteilen".
Klar, die Masse Mensch will sich angeblich im Wald erholen - was ich stark bezweifle, wenn ich die zweirädrigen Blitze sehe, die vom aus Richtung Feldberg zur Sallburg hin durch die Botanik rasen und dabei Geschwindigkeitsrekorde ebenso aufstellen wie Rekorde im Knochenbrechen, weil auf zwei Spaziergänger etwa 4 - 5 Mountainbiker kommen, die entweder einander oder die Spaziergänger, gerne aber auch die Hunde, die angeleint laufen, ueber den Haufen fahren.
Hunde sind auch so ein Thema - viele werden überall gedankenlos frei laufen gelassen, kein Foerster sagt ein Wort ( ich sage bewusst "kein"!) - das überlässt man gerne dem "grauen" Jäger, der sich unbeliebt machen darf.
Wie gesagt, ich bin gegen unangebrachte Verallgemeinerungen - aber es ist schon so, dass so manchem modernen "Foersterlein" die Jagd am A.... vorbei geht, generell aber dasganze Land vom "grauen Jäger" mehr Aufwand (weil der Staat ja kein Geld hat) und immer mehr Rücksicht verlangt.
Das mag ja verständlich sein - aber verstehen heisst ja nicht, alles gutzuheissen. Einer meiner jagdlichen Lehrmeister war ein ostpreussischer Förster, der in Rominten unter Frevert gearbeitet hat, als der eine Woche vor seinem Tod (1985) mir das letzte Mal gegenübersaß, sagte er " Du wirst's erleben, meine heranwachsenden Kollegen machen aus dem Wald eine
Holzstangenfabrik mit Urwaldmaske - aber Natur ist das eh nicht mehr, mit und ohne Wild nicht!"
Ich wollte ihm nicht glauben.....
Und viele seiner Kollegen heute ja auch nicht - aber wenn man den ein oder anderen der Forstdirektoren so labern hört......

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
151
Zurzeit aktive Gäste
268
Besucher gesamt
419
Oben