Als traditioneller Jagdpächter fand ich das alles ja witzig und hochtalentiert erzählt, allein kommt mir das "Q.T.?" von meinem ÖJV-Kollegen bei der Geschichte dabei hoch. Bei aller Freiheit der Satire muß man sie doch an ihren Intentionen messen. Und wie lange noch muß man sich die paranoiden Ängste vor kalten Försterkillern im Walde anhören, die "Euer" Wild maschinell und ganz ohne jede fromme Ehrfurcht vor dem Mitgeschöpf meucheln wollen? Diese Angst der "Waidgerechten" ist älter als mein Jagdschein, seit eben vor allem gegen die flächendeckend überhöhten Rehbestände forstlich gepredigt wird. Und damals schon fand ich "rebellische" Rollenmodelle unter den Jägern, die eine Spaltung zwischen Motivation und Legitimation zur Jagd nicht akzeptierten. Mit "Zahl vor Wahl" predigte 1975 ein hochweidgerechter Förster in meines Vaters Jagdhütte. Wer heute noch "gute Gabler schont" und damit "traditionell" jagt, hat in meiner Erfahrung halt schon einen begriffsstutzigen Lehrmeister gehabt und dummerweise nix dazugelernt. Passionierte Jäger fangen ja eigentlich von jeher alle als Schiesser an - Thema eines Aufsatzes und nachdenkliches Selbstbekenntnis eines ostpreussischen? Adligen in "Wild und Hund" von vor Weltkrieg Nr 2. Sucht selbst, ist sehr lesenswert (mir jetzt zuviel Arbeit). Weshalb Schwachköpfe sich dann nach wie vor im Sinne der Rehwildaufartung sozialisieren und ausbremsen lassen, kluge Leute wie Rugen oder Hürsch mit Zähnen und Klauen Gebote des Aufarterwesens als wenigstens aus "sportlichen" Gründen erforderliche Barrieren verteidigen(und eben damit implizit die Gebote der Wildstandshebung/ des Verbißignorierens/ des Abschußplanfälschens...) angesichts einer nie dagewesenen Wilddichte unseres so geliebten Schalenwildes zumindest in Deutschland bleibt mir angesichts unbezweifelter Passion dieser Männer ein Rätsel. Genauso wie die tief blickenlassende Notwendigkeit, stets ein verlogenes Feigenblatt des Waidmanns im Sinne eines Erlöser der Minderwertigen und Kranken hochhalten zu müssen. Oder die durchsichtige Lüge, wir Weidmänner seien ganztags in Naturschutzsachen unterwegs ( weil wir mit Kirreimern gschaftlhuberisch durch die Wälder brettern?)
Einen Keil zwischen Försters und traditionelle Jäger zu treiben wird nachhaltig nicht gelingen: auf den Drückjagden, die ich seit Oktober besuche, sind auch haufenweise eher erzreaktionäre Mannen, mit denen ich wenig, und doch ganz viel gemein habe: uns treibt die Passion und wir schiessen die gesunden Nichttrophäenträger mit Wonne, je-mehr-je-besser. Weil wir mal drei Stunden (fast) ungehemmt JAGEN wollen. Der Zug aber ist abgefahren für Zoobetreiber und Kalksammler, die -gemessen an ihrer gesellschaftlichen Legitimation- halt einfach schlechte Arbeit abliefern. Solche "Herrenjäger" will trotz Spenden an den Gesangsverein hier auf der Alb kaum mehr ein Ortschaftsrat als Pächter haben. Und die Zahl der bekehrten Pächter wächst denn auch unaufhaltsam, z.B. auf jeder wohlorganisierten Drückjagd, die Beute bringt. Oder eben nach letztmaliger Akzeptanz einer Einladung zu stümperhaft organisierter Gesellschaftsjagd ohne jede Beute oder in überzüchteten Edeljagden mit Getue und einem krankhaften Wildstand von Reh und Sau, der einfach krank, Zeichen mangelnden Handwerks zu nennen ist. Will sagen: es gibt immer mehr Leute, die sich nicht verar.schen lassen oder mit Geschäftsfeunden in den Puff statt auf eine ehrliche Jagd ziehen wollen.
Der Aufstand gegen jagdverhindernde pseudowissenschaftliche Überbauten ist lange her. Selbst die LJV-Granden überall predigen Zeugs (Drückjagden-machen!!), was man früher nur vom ÖJV gewohnt war.
Bei aller schadenfreudigen Begeisterung über die Horrormär vom Regulatorenkommando ist also die Intention des Erzählers, vermeintliche Erkenntnis einer Bedrohung unserer Jagdkultur, bezeichnend grottenfalsch und ultrarestaurativ an der Geschichte.
Die wahren Rebellen und Vorantreiber einer ehrlicheren Jagdkultur sind eigentlich schon lange alte Männer oder gar tot.
Warum ich hier überhaupt aufmucke: den echten "Stöberleger" hab ich kennengelernt als einen Mann, dem an Passion, Jagverstand Hundeführererfahrung (und, ja: auch Schießkunst) nur sehr wenige Foristen das Wasser reichen mögen. Was ihn aber wirklich besonders macht, ist sein Clapton-Stil beim Jagen. Mein Bild von ihm ist inzwischen das eines Mr.Slowhand, der wesentlich mehr ethische Bedenken bewegt als alle erfolgreichen Jagers, die ich kenne, bevor er sich zu einer jagdlichen Tat entscheidet. Nennt es halt Weidgerechtigkeit- wovon alle seine Postings beredtes Zeugnis ablegen. Es waren, großzügig eingeladen, genug Foristi bei seiner fantastischen Jagd dabei, die live erlebten, was Stöbi hier mit Engelsgeduld predigt: tolles Handwerk und hervorragende Jagdethik, glaubt man ihm auch mit Stirnband statt Hut.
Ihm hier einen Ausknippstick anzuhängen und ihn mit einem Waffenwichser-Vergleich anzumachen (damit sogar unter die Stufe eines tumben Kurzwaffennarren zu stellen) find ich hanebüchen.
Kämpft weiter Euren Schattenkampf - ich bleib traditioneller Jagdpächter und Försterfreund, üb Jagdhornblasen und hoffe, mal halb so gut zu werden wie Meister Stöbi und seine Kumpels.
So long Weidgenossen, Martin.