Astur schrieb:
Vor kurzem hat mir jemand ein Beispiel aus der Schweiz gebracht: Die intensive Fuchsbejagung brachte nicht den gewünschten Erfolg, worauf die Fuchsjagd eingestellt wurde. Die zunächst ansteigenden Bestände brachen rasch durch Räude zusammen, und zwar so stark, dass sich in den Jahren danach nie für möglich gehaltene Hasenbesätze einstellten. Das zeigt aus meiner Sicht, wie wenig wir tatsächlich bewirken können und dass die menschliche Reduktion doch sehr bescheiden ausfällt.
Für meine Begriffe zeigt das eine gewisse Naivität, wenn Du ein Beispiel, dass Du vom Hörensagen kennst zu einem Argumentationsbeispiel machst. Mich würde zunächst einmal interessieren, was derjenige denn als "intensive Fuchsbejagung" bezeichnet. Das was ich als intensive Fuchsbejagung bezeichne führt a) zu den gewünschten Erfolgen und b)zu Fuchsbesätzen in denen keine Seuchenzüge herrschen. Das funktioniert hervorragend und ist in der Praxis nicht nur bei mir, sondern in vielen hundert Revieren erfolgreich umgesetzt worden.
Das Problem ist, dass derjenige der in seinem Revier hin und wieder mal einen Fuchs schießt, sich gleich als hochpassionierer Raubwildjäger hochstilisiert (frei nach Bruno Labbadia: hochsterilisiert 8) ) und dabei eigentlich nur ein wenig in der kompensatorischen Sterblichkeit herumpfuscht...derjenige der vor allem mit der Falle intensiv am Raubwild arbeitet, der hat für das Bezweifeln der Möglichkeit der Fuchsregulation durch die Jägerschaft nur ein müdes Lächeln übrig. :roll:
Astur schrieb:
Es würde sich bei Fuchs und Niederwild ein zyklusartiges Auf und Ab einstellen. Alle paar Jahre weniger Niederwild bei Fuchsanstieg und dann wieder mehr Niederwild, wenn die Fuchsbestände zusammengebrochen sind. Die Niederwildbestände kämen meiner Meinung nach nie in Gefahr auszusterben (wenn das Habitat halbwegs stimmt). Einer maßvollen Bejagung und Nutzung des Winterfuchses würde dennoch nichts entgegenstehen.
Das hatten wir ja bereits einmal in Tollwutzeiten und die Öffentlichkeit hat sich vom "Seuchenzug" dermaßen verängstigen lassen, dass geimpft wurde. Seuchen sind zwar ein hocheffektiuves natürliches Regulativ, aber nicht mehr als solches zu verkaufen. Ob das nun gut oder schlecht ist, kann jeder selbst entscheiden. Ich hätte nichts dagegen die Tollwutimpfung einzustellen...
Astur schrieb:
Ich bin der Meinung, dass es ein Fuchs nur in Ausnahmefällen schafft, einen gesunden Hasen oder ein Rebhuhn zu fangen.
Das ist aber auch nur eine rein persönliche Vermutung, die
meiner Meinung nach nicht auf eigenen Erfahrungen, sondern auf reinem Wunschdenken beruht. Wenn ich daran denke wie oft ich Fähen im April/Mai mit Junghasen zum Geheckbau habe schnüren sehen, dann muss ich Dir sagen, dass die Annahme diese wären alle nicht gesund gewesen einfach nicht ernstzunehmen ist. Ähnlich sieht das ja auch beim Rebhuhn aus. Als ob die brütende Rebhenne oder auch nur die halbflüggen Kücken alle krank wären.
Der Fuchs hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf das Jungwild. Dies ist meine eigene langjährige Erfahrung, die von all denjenigen geteilt wird, die gut besetzte Niederwildreviere ihr eigen nennen.
Astur schrieb:
Sicherlich ein menschliches und legitimes Anliegen, die Beutekonkurrenz Fuchs zu bejagen, um selbst größere Jagdstrecken erzielen zu können. In der heutigen Zeit wird es aber zunehmend schwieriger, auf diese Art und Weise zu argumentieren. Das Pferd von hinten aufzäumen und stattdessen mit ökologischer Bejagung im Sinne des Artenschutzes zu scheinargumentieren, halte ich für den falschen Weg.
Auch Du vermengst Motiv und Wirkung. Selbstverständlich sind wir Niederwildjäger intensivst hinter Fuchs &Co. her, um höhere Besätze bei Hase, Fasan, Kanikel und Rebhuhn (beachte: bereits hier zwei Arten die auf der roten Liste der bedrohten Tierarten stehen) und damit im Endeffekt höhere Strecken zu erreichen. Auf die positiven Auswirkungen einer Raubwildbejagung für all diejenigen Arten, deren Lebensraumanspruch ähnlich oder gleich dem des jagdlich nutzbaren Niederwildes sind, kann ich daneben aber ohne weiteres hinweisen.
Hierzu ein Zitat aus der Praxis anlässlich einer Nabu-Tagung zu dem Thema:
Bodenbrüter vom Fuchs bedroht?
Seit 20 Jahren ist DR. HEINZ LITZBARSKI von der Naturschutzstation Buckow mit dem Schutz von Großtrappen in Brandenburg beschäftigt. In seinem Beitrag äußerte er die Überzeugung, daß die Ursache für den Rückgang der Großtrappe sowie anderer Bodenbrüter der Kulturlandschaft in die Verschlechterung der Lebensräume und den Störung durch den Menschen auf Agrarflächen zu sehen sei. Er erläuterte eine Untersuchung über die Entwicklung der Schutzgebietsfläche ,,Untere Havel". Obwohl zur Sicherung der Vorkommen von Trappe, Brachvogel und Kiebitz alles dem Naturschutz Mögliche unternommen worden sei, hätten sich keine positiven Bestandsentwicklungen eingestellt. Für das NSG Havelländischen Luch gab Litzbarski eine Nachwuchsrate für Großtrappen von 0,1 Jungtieren/Henne und Jahr an. Das läge deutlich unter der für den Bestandserhalt notwendigen Größenordnung. Und trotz konsequenter Extensivierung brächen in dem Gebiet auch die Bestände des Rebhuhns und der Limikolen im Grünland zusammen. Die Schutzprojekte, so Litzbarskis ernüchterndes Resümee, in die der Staat jährlich hunderttausende Mark investiere, dienten schlußendlich nur der Produktion von "Prädatorenfutter". Dennoch kam er zu der Überzeugung, daß herkömmliche jagdliche Verfahren der Beutetierkontrolle keine grundlegende Verbesserung der Situation erwarten ließen; denn es gäbe für die Jäger keinerlei Anreiz für eine scharfe Jagd auf Füchse. Diese wären aber, so zeigten es die Erfahrungen mit der intensiven Prädatorenbekämpfung in ungarischen und österreichischen Trappengebieten, zur Erzielung positiver Effekte erforderlich. Kritisch setzte sich Litzbarski in diesem Zusammenhang auch mit den Maßnahmen zur Tollwutprophylaxe, die zum Anstieg der Fuchsbestände beitragen würden, auseinander. Er regte deshalb abschließend die Durchführung von Umweltverträglichskeitsstudien für die Tollwutimmunisierung an.
Ähnliche Äußerungen gibt es es quasi in Bezug auf alle Bodenbrüter, wie z.B. sämtliche Limikolen, aber auch die Rauhfusshühner und Wasservögel. Liegen sie alle falsch die Experten? Wohl eher nicht...
Wh
Steve