Fangschussberichte aus eigenem Erleben

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Wertes Publikum!

Nachdem der erste Thread ja nicht so ganz gut gelaufen ist, will ich es nun noch einmal versuchen und gleich selbst beginnen.

Bitte stellt hier nur Berichte ein und diskutiert bitte im anderen Thread.

Meinen ersten Fangschuss habe ich als Jungjäger abgegeben. Damals war ich der Meinung, man müsse als Jäger immer auch eine Kurzwaffe dabei haben – in meinem Fall eine Glock 34, die ich ohnehin schon hatte. Geladen war diese mit 5 Patronen (mehr erschien mir nicht sinnvoll) EFMJ, also Expanding Full Metal Jacket, einem gummigefüllten Geschoss, dass stark expandierte. Hohlspitzen waren nämlich noch sehr böse.

Da ich als Jungjäger noch keine richtig standesgemäßen Jagdwaffen hatte, jagte ich mit einem Sako TRG 21 in 308 Winchester. Ich beschoss im Mai einen Bock auf vielleicht 150 Meter, der auch im Feuer fiel. Nach etwa 20 Minuten ging ich vor. Ich fand den Bock wo ich ihn hatte fallen sehen. Er lag auf seiner rechten Seite mit dem Haupt nach links. Allerdings hob er dann das Haupt und schaute mich an …. Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte weich getroffen. Ich zog die Pistole, lud fertig und erlegte das Stück mit einem Schuss hinter das Blatt. Es verwendet schlagartig.

Ich brach den Bock aber nicht nur auf, sondern verwertete ihn später selbst. Beim Zerwirken fand ich das EFMJ – unter dem linken Schulterblatt und perfekt aufgepilzt, die Spitze nach außen zeigend.

Das Geschoß war also in die linke Körperseite des Wildes eingedrungen, hatte den Körper durschlagen und war dann irgendwie zurückgeprallt und schließlich am Knochen des Schulterblatts von innen stecken geblieben.

Danach habe ich nie wieder EFMJ verwendet und irgendwann waren dann ja auch di Hohlköpfe plötzlich legal.
 
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Hier sind ein paar Situationen, in denen ich froh war, die Kurzwaffe (KW) dabei zu haben. Ansonsten ist die Langwaffe (LW) meilenweit überlegen und nach Möglichkeit zu bevorzugen.

Ich möchte kurz sagen, dass die KW potenziell für alle Beteiligten sehr gefährlich sein kann. Wer unsicher im Umgang damit ist, sollte sie lieber zuhause lassen! Kein Schwein der Welt ist so gefährlich wie ein nervöser, gestresster Schütze mit geladener KW in schwierigem Gelände.

Des Weiteren muss man sich bewusst sein, dass die Wirkung einer KW unterwältigend ist. Man muss sehr präzise treffen, um eine sofort tödliche Wirkung zu erzielen und gefährliche Situationen zu beenden. Die KW ist also keinesfalls eine Garantie, eine nächtliche Nachsuche auf einen angeschossenen Keiler unversehrt zu überstehen – im Gegenteil. Man muss treffen, und das verdammt schwierig.

Situation 1: ÜLK im Mais. Ein tiefer Kammerschuss mit der .308 Bleifrei 🫠. Der Anschuss und die Schweißfährte deuteten auf eine Totsuche hin. Das Stück lag auf dem Bauch, hatte die Wunde verschlossen und lebte noch. Der Ül nahm mich an -2 Schüsse mit der .40 S&W – der erste etwas schräg von vorne, brachte ihn schlagartig zu Boden, der zweite, seitlich durch den Teller, ließ ihn verenden.Im Mais hat die KW definitiv ihren Vorteil der führigkeit ausgespielt.

Beispiel 2: Ein 110 kg schwerer Keiler gekrellt im Weizen. Da ein Mitjäger geschossen hatte und zur Einweisung auf dem Sitz blieb, hatte ich als LW nur die .300 WSM mit 4-16x50 Glas dabei. Geladen mit weichem Blei, ist ein naher Fangschuß mit der Mündungsgeschwindikeit nicht ungefährlich. Der Keiler überraschte mich neben der Fahrspur. Nur einen Meter von mir entfernt, konnte er sich nur noch auf die Vorderläufe stützen – hier war die KW wieder im Vorteil. Schnell im Anschlag, keine Gefahr durch Splitterwirkung. Wieder die .40 S&W (Federal HST 180 grs).

Beispiel 3: Ein Frischling im hohen Gras gekrellt. Leider habe ich erst beim schnellen Herantreten bemerkt, dass er noch lebte. Jagdfieber und die Aufregung durch die Wolfssichtung kurz zuvor... Die LW lag auf dem Sitz. Im hohen Gras wäre ein Nachschießen mit der Langwaffe auch nicht möglich gewesen, daher holte ich die Sau zu Fuß ein und erlöste sie mit der KW aus sicherem Stand.

Ähnliches passierte im Weizen. Auch hier war das Abfangen mit der KW schneller und sicherer möglich.

Das waren die einzigen Situationen, in denen die KW einen Vorteil hatte. In allen anderen Fällen war die LW das bessere Werkzeug. Trotzdem nehme ich die KW mit und bin überzeugt, dass sie mir manchmal sehr nützlich ist.

Aber wie oben erwähnt, muss man ehrlich zu sich selbst sein und die Gewissheit haben, verantwortungsvoll mit der KW umzugehen, um sich und andere nicht in gefährliche Situationen zu bringen.
 
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Ich werde von der Polizei gebeten, zu einem Unfall mit einem Fuchs zu gehen, und die Sache zu regeln.
ich nehme meine Dienstwaffen mit: Dientspistole 9mmPara + 20er Flinte.
Am Ort finde ich einen katastrophierten Fahrer, der keine Worte mehr findet, um sich zu entschuldigen, so ein unschuldiges Tier einer äusserst seltenen :rolleyes: Art angefahren zu haben.
Der Jungfuchs hatte ein Hirntrauma: er saß auf seinen Keulen und bewegte den Kopf hin und her.
-'Ok, sage ich, ich übernehme. Und hole die Flinte, lade die mit einer Patrone ;
- Hä was machen Sie denn?
- ich befreie den Fuchs von seinem Leid
- nehmen Sie ihn doch zum Tierarzt oder in eine Tierklinik !
- nein: erstens ist es verboten Füchse lebend zu transportieren, zweitens verweigern Tierärzte und die Tierkliniken wilde Tiere aufzunehmen.

Ich gehe zum Fuchs auf 2m Entfernung, schieße auf die Brust, Fuchs kippt um, ich will ihn aufnehmen, da rappelt er sich wieder auf mit einer klaffenden faustgroßen Öffnung hinter den Vorderläufen, setzt sich wieder auf die Keulen und bewegt den Kopf wie vor dem Schuss.

Ich : entsetzt und nicht wenig
Der Fahrer noch mehr
Ich bringe ihn zum Schweigen

dann zweite Patrone aus dem Auto und Schuss auf den Kopf und erledigt.

Ich wäre besser im Boden verschwunden.

Fazit : ZNS ausschalten !

Mit der Kurzwaffe : nur wenn ich wirklich nichts anderes dabei hatte.
 
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Wollen wir nicht etwas differenzieren, was wir unter Fangschuss verstehen, unter welchen Bedingungen er auf welche Wildart abgegeben wird?

Es besteht ja nunmal ein ziemlicher Unterschied, ob ich einem immobilen Jungfuchs im Straßengraben oder ob ich auf über 100m einem von meinem Hund gestellten 150kg - Hirsch den Fangschuss gebe!
 
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Wenn man den Fadentitel nimmt geht es um Erfahrungsberichte zu Fangschüssen. Als Fangschuss definiere ich für mich einen Schuss, der ein krankes Stück Wild (Ursache egal) schnellstmöglich zum Ableben bringt.
Und da ist die Spreitung sehr groß...Das geht vom Unfallfuchs im Straßengraben bis zum vom Hund gestellten 100 Kilo Keiler in der Brombeerhecke.
So lange die Erzählungen dann nicht in Beweihräucherung der eigenen Heldentaten ausufern, sondern sachliche Berichte sind finde ich das gut. Ganz besonders sogar, wenn eigene Fehler angesprochen werden und andere daraus lernen können.
 
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Zum Thema:

Auf der Kirrrunde mit altem Herrn am Sonntagmorgen Anruf von einem Bekannten "Am Fischteich läuft ein abgekommener Frischling rum".
Also Runde abgebrochen, zu Hause die Waffen geholt und zum Fischteich. Der Frischling war tatsächlich noch da und wollte gerade eine Böschung hoch, hinter der er erstmal wieder verschwunden wäre. Erster Schuss auf 75 Meter schräg von hinten, lief noch, zweiter Schuss dann voll aufs Blatt.
Frischling hatte einen Gebrächschuss unbekannter Herkunft.
 
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An die Profis hier, was ist eigentlich so die durchschnittliche Fangschussdistanz nach einer Hetze?
 
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An Sauen kommt man am nächsten ran, das hängt aber sicherlich auch damit zusammen, dass sie sich am liebsten im Dichten stellen, ich würde da so von 10 bis 20m sprechen, oft ist es auch dichter.
Rotwild stellt sich gerne in lichten Beständen, gerne auch im Teich oder See, in meinem Umfeld gerne auf den riesigen Freiflächen der Truppenübungsplätze, wo man dann schon mal auf 100m+ hinhalten muss.
 
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Die von mir im anderen Faden beschriebenen ca. 50 "Fangschüsse" auf immobile Stücke im Straßengraben wurden alle mit der Dienstwaffe (9x19) getätigt. Mit einer Ausnahme auf das Haupt geschossen aus 1-3 Meter Distanz. 2 Jahrzehnte mit Vollmantel, danach mit Action4 ohne erkennbare Unterschiede.
Die eine Ausnahme war ein Damhirsch, dem ich mit Rücksicht auf die Trophäe auf den Träger geschossen habe (Action4). Hier war ein zweiter Schuss erforderlich, da das erste Geschoss am Wirbel abglitt und unter der Decke stecken blieb. Wäre vermutlich mit Vollmantel nicht passiert.

Bei Nachsuchen wenn möglich Messer eingesetzt, ansonsten die Langwaffe in 8x57 IS. Nie Probleme bekommen, allerdings kann ich diese Einsätze zusammen in den letzten über dreißig Jahren an beiden Händen abzählen. Sprich: kommt bei mir eher selten vor.

Wildarten: Dam- (wenig), Schwarz- und Rehwild

wipi
 

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