Er ist ja alles Andere, als ein Prediger für Tierschutz, so als Fan sportlicher Jagd…
Seine Ansicht vom Wesen des Glücks (in Abgrenzung zu Vergnügen) in der Ausübung sportlicher Jagd braucht am Ende den Tod des Tieres und eben das findet ein perfektes Beispiel im Glück, unter den schwierigen Bedingungen anspruchsvoller Schüsse seine Beute zu bekommen.
Du bist selbst das beste Beispiel dafür, dass es mit dem Lesen von singulären Originaltexten nicht getan ist, zumal ein einzelner Text selten der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Nicht zuletzt das eingeworfene Stichwort Dezisionismus hat Dich entlarvt. Moralbegründung eo ipso, Ethik ganz wie es plaisiert, den Blick mit Scheuklappen auf das summum bonum, das menschliche Glück fixiert. Im Kontext der Tötung von Wirbeltieren schlicht unter Hedonismus in perverser Ausprägung zu subsumieren.
Auf der Eskalationsleiter der Relativierungen des Tötens von Tieren weit vorangekommen, nämlich vom ursprünglichen Beutemachen über Wildtiermanagement und Waldschutzjagd bis endlich zur Schädlingsbekämpfung, soll nun extreme range hunting als Werkzeug erschlossen werden, um das Glücksempfinden zu optimieren. Das Gewissen meldet Zweifel an, Rechtfertigungen müssen her, und so wird der (nur auf den ersten Blick!) naheliegende Ortega y Gasset in blindem Eifer bemüht. Und ausgerechnet mit der Fehlinterpretation, gar Vergewaltigung seines Zitats wird die Hemmschwelle für Nachahmungstäter ins Bodenlose gesenkt.
Mehr ist bei Dir von der Lektüre also tatsächlich nicht hängengeblieben, als dass der jagende Mensch wegen der anthropologischen Verortung des Strebens nach Glück der Prototyp des glücklichen Menschen ist? Und, so Deine Interpretation, der Zweck somit jedes Mittel heiligt?!
Auch wenn er sich in den Meditationen nicht auf explizite Konkretisierungen der Jagdethik einlässt: Denk mal scharf nach, ob das tatsächlich die richtige Schlussfolgerung sein kann und in seinem Sinne wäre.
Einige Denkanstöße, von selbst kommst Du ja doch nicht drauf: Macht der Jäger wirklich Ferien vom Menschsein, wenn er sich hinter der Kilometerbüchse verbirgt und seine Iphone-App mit Daten füttert, irgendein beliebiges Stück Wild einen Kilometer weiter und wie es der Zufall gerade will entweder von den Läufen gerissen oder angeflickt wird? Misst er sich so mit dem Wild, vereinigt er sich mit seinen edlen Eigenschaften? Begibt er sich tatsächlich aus seiner technisierten Alltagswelt in seine Ursprünglichkeit? Revitalisiert er so seine Instinkte? Und, gerade weil der Jäger sich in besonderer Weise als Mensch mit freiem Willen erfährt: Ist ihm gerade dieser freie Wille nicht Verpflichtung sich zu limitieren, das Wild zu respektieren, ihm auf möglichst faire Weise zu begegnen? Und was bleibt dem Jäger und letztlich dem Menschen überhaupt, wenn die Jägerschaft mit jedermanns ungezügeltem freien Willen als kleinstem gemeinsamen Nenner den Vernichtungsfeldzug gegen das Wild endlich gewonnen hat?