Wenn ich so über meine Käufe und Abenteuer nachdenke war das mit Abstand teuerste Ausrüstungsteil die Erfahrung was man braucht und was nicht. Wenn ich jetzt nach 3 Jagdjahren noch einmal von vorne anfangen könnte, käme ich spielend mit <1/3 der Kohle aus die ich (hauptsächlich als Lehrgeld) gezahlt habe.
Wobei ich dazu sagen muss, dass ich 0 jagdlichen Hintergrund in der Familie habe und anfangs auch nicht im Freundeskreis hatte, also viel über trial & error lernen musste.
Mein Tips um die Einstiegskosten möglichst gering zu halten sind deshalb ganz klar:
1. jeden Pfennig 2x umdrehen. Vor dem Kauf Erfahrung sammeln. Lieber 2x mehr mit Turnschuhen und Jeans raus, bzw. mit geliehenen Sachen als sich vom Provisionsgeier beim Einzelhändler irgendwas aufschwatzen zu lassen. Stil hat natürlich nichts damit zu tun mit welchen Klamotten man alleine in der Dunkelheit sitzt und ggf. anschließend durch den Dreck turnt. Auf die Idee muss man erstmal kommen lol.
Auch Erfahrungsberichte anderer in Foren sind mit einer gesunden Prise Misstrauen zu genießen. Zum einen neigt der Verbraucher dazu sich Fehlkäufe schönzureden, zum anderen muss die Lösung für den einen nicht passen nur weil sie für den anderen passt.
2. einen großen großen Bogen um alles machen auf dem "Jungjäger-Angebot", "ideal für Jungjäger" oder sonst irgendwas mit "Jungjäger" steht.
3. Gebrauchte Waffen grundsätzlich nur in Betracht ziehen wenn man sie ausgiebig Probe schießen kann. Und zwar nicht von der wackeligen Leiter mal im Revier 2 Schuss vorne aufgelegt, sondern am besten ohne Verkäufer der über die Schulter schaut 10+ Schuss machen auf dem Stand. Richtig Streukreise überprüfen, ZF ab und wieder aufsetzen, etc. Das selbe gilt eigentlich für neue Waffen, da tut man sich aber doch wesentlich schwerer damit. Bei Flinten aber keine Ausnahme machen, egal ob neu oder gebraucht.
4. Auch wenns weh tut die Waffen generell als letztes kaufen, wenn irgendwie möglich. Die kann man am schlechtesten wieder verkaufen, da legt man am meisten drauf und das ist mit dem größten Aufwand verbunden. Dazu muss ich jetz bisl ausholen:
Ich habe seinerzeit in der Ausbildung die Binsenweisheit gelernt "Steck Dein Geld in die Optik und vom Wechselgeld hängst ne billige Waffe drunter. Schießen tun alle, aber wennst nix mehr siehst is Schluss."
Klang einleuchtend, also als allererste Waffe eine Savage 114 mit Monte Carlo Schaft und dünnstem Läufchen gekauft. Drauf ein Z4i 2,5-10x56 (mit Schiene) mit einer viel zu hohen, "modernen" EAW-Schwenkmontage. Eben ohne Ahnung auf die wohlmeinenden Ratschläge des Büchsenmachers (mit $$-Zeichen in den Augen) und der wenigen (ausgesprochen betagten) jagdlichen Bekannten die ich hatte gehört, die es einfach nicht besser wussten.
Schaft vorne und hinten nicht gepasst, Visierlinie nicht gepasst, Pistolengriff nicht gepasst, Hochschlag ein Alptraum. Alles scheiße und ordentlich das mucken angewöhnt mit dem Prügel. Ja was macht man jetz?
Neuen Schaft dran wär ja kein Thema gewesen, da wäre die Montage aber immernoch Mist. Neuer Schaft + neue Montage wäre preislich jenseits von Gut und böse gewesen. Das Ding schoss eigentlich relativ präzise, aber war von Tag 1 ein wirtschaftlicher Totalschaden für mich. Für so ne billo Plempe mit obszön hoher EAW Montage mit SR Unterteilen hab ich natürlich nach nem halben Jahr nur noch ein Butterbrot bekommen.
Weiterhin habe ich später noch einen Drilling gekauft. Sogar mit Swarovski ZF mit Leuchtpunkt. Aus Langeweile dann noch nen hornet Einstecklauf reinmachen lassen. Mit dem Drilling ist zwar alles in Ordnung, allerdings hat sich meine Jagdgelegenheit Anfang 2014 geändert, woraufhin ich damit eigentlich nichts mehr anfangen kann. Wiederverkaufswert spottet auch hier wieder jeder Beschreibung.
Was ich damit sagen will ist, dass Fehler beim Waffenkauf unter dem Strich am teuersten und am ärgerlichsten sind. Alles andere kann man mit deutlich weniger Verlust wieder los werden. Wenn man irgendwie die Möglichkeit hat mit geliehenen Waffen erstmal rausgehen und schauen was einem liegt.
5. gerade wenns um Geld geht sich nichts erzählen lassen und die Optik per Picatinny Schiene montieren. Das spart eine MENGE Geld und Nerven.
6. Insgesamt auf die Besonderheiten der zukünftigen Jagdgelenheit achten, wenn das denn möglich ist. Das ist insbesondere relevant wenn man sich in Foren über Ausrüstung informiert.
Wenn man das alles berücksichtigt, die Möglichkeit hat vorher bisl Ausrüstung und Waffen zu leihen und im besten Fall noch ein paar Ansprechpartner die sowohl gute Ratschläge geben können (also bisl aktuelles Fachwissen haben und auch die Umstände unter denen man selbst jagt kennen) als auch wollen (Stichwort $$-Büchsenmacher), kann man die Einstiegskosten DEUTLICH drücken.