Ein nicht alltägliches Jagderlebnis

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23 Jul 2011
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Es ist zwar schon ein paar Tage her aber dennoch keine alte Geschichte.
Es war Freitag der 17.08.2012 mein erster Urlaubstag. Den wollte ich natürlich jagdlich nutzen, zumal ich die letzten Wochen sehr wenig Zeit hatte. Um 4.00 Uhr klingelte mein Wecker. Mein Jagdrevier liegt direkt vor der Haustür deshalb mag das etwas früh für diese Jahreszeit erscheinen. Aber ich wollte frühzeitig auf dem Ansitz sein um so wenig als möglich Unruhe zu machen. Als ich dann vor die Haustür trat machte sich bei mir etwas Enttäuschung breit. Es hatte Nebel. Was nun? Der auserwählte Platz, eine große Wiese die von 2 Seiten vom Wald eingerahmt wird ist ein Nebelloch. Die Sicht so weit ich das im Dunkeln beurteilen konnte war so um die 50 bis 80 m. Trotz des Nebels entschloss ich mich zum Ansitz an den Katzenwiesen, wie wir das Flurstück nennen. Es sollte einen mir schon seit ein paar Jahren bekannten Bock gelten. Die Brunft war sicher schon vorbei. Die Böcke sind aber um die Zeit noch Aktiv so hoffte ich doch auf Anblick, wenn es der Nebel zulassen würde.

Auf dem Weg zur Kanzle durch den Wald benutzte ich eine kleine Taschenlampe da es noch sehr dunkel war. Auf dem Weg erkannte ich dann dass hier frisch von Sauen gebrochen war. Nun wurde ich doch richtig munter und ging etwas schneller zum Hochsitz.

Um 4.30 Uhr hab ich dann gesessen. Nun hoffte ich dass sich der Nebel lichtet. Links neben mir im Wald hörte ich immer wieder ein leichtes knacken und rascheln. Konnte das eine Sau sein ? Nein das war zu leise. Aber für ein Reh war es zu laut ? Noch konnte ich mir keinen Reim darauf machen. So gegen 5.15 Uhr trat ein Reh links neben mir aus dem Wald von dort wo das Geräusch her kam. Nun wusste ich wer der Verursacher des rascheln und knacken war. Die Sichtverhältnisse waren noch nicht so besonders, aber ich konnte erkennen dass es ein Bock war. Ob es der Gesuchte war konnte ich nur vermuten sicher war ich mir noch nicht. Der Bock zog in der nächsten viertel Stunde bis auf ca. 20 m an meine Kanzel heran. Nun war ich sicher dass es der Alte war den ich haben wollte. Aber den Schuss auf diese Entfernung wollte ich nicht wagen. Ich hatte bedenken, dass der Bock etwas bemerken könnte. Ich wollte kein Risiko eingehen. Das brauchte ich auch nicht, denn der Bock machte Anstalten weiter in die Wiese rechts von mir zu ziehen. Ja wenn da nicht der Nebel gewesen wäre. Der lichtete sich aber zusehends. Als dann der Bock auf ca. 60 m breitstand nahm ich Maß. Ruhig stand das Absehen meines Bergstutzens auf dem Blatt als der Schuss den Bock im Knall verenden ließ. Uch ! Durchatmen ! Alles gut !

Dann links von mir ein Reh im Nebel. Starker Wildkörper ! War das der Bock und ich hatte gefehlt. Nein ! es ist eine Starke Geis die jetzt der Nebel frei gibt. Recht von mir ein Schmalreh das unschlüssig hin und her zieht und schließlich im Wald verschwindet und nach ein paar Minuten erneut auf der Bühne zu erscheinen. Ich genieße den Morgen und bin mit mir und der Welt zufrieden. Schaue zu wie sich der Nebel noch weiter lichtet und die Morgensonne die Umgebung in ein sanftes warmes Licht taucht.
Links eine Geiß mit zwei Kitze, sie wird unruhig und springt ab. Den Grund warum die Drei so schnell verschwanden erkannte ich dann auch. Da kam doch tatsächlich eine Sau bei bestem Licht vom Staatlichen über ein abgeerntetes Gerstenfeld das schon in meinem Revier liegt. Direkt auf mich zu. Ansprechen bei dem Licht war kein Problem. Es handelt sich eindeutig um einen Überläufer der allein war. Ob männlich oder weiblich konnte ich nicht mit letzter Sicherheit erkennen. Aber da das Stück allein war konnte ich nichts falsch machen. Als Waffe in Anschlag und gewartet bis sich die Sau breit stellt. Diese gefallen tat sie mir dann auch. Aber aus dieser Position konnte ich nicht schießen, der linke vordere Hochsitzholm war im Weg. Also Waffe umgesetzt. Die Sau nahm nun fahrt auf in Richtung Wald. ca. 30m vor dem Wald wurde sie etwas langsamer. Das war meine Chance und ich schickte die Kugel auf die Reise. Im Schuss drehte die Sau und flüchtete parallel zum abgeernteten Gerstenfeld vom Wald in Richtung Feld. Nach ca. 25 m machte der Überläufer kehrt und flüchte in die an das Feld angrenzende Wiese in der sie nach ca. 20 m einfach umfiel.

Donnerwetter ! Das ist mir in meinen über 30 Jahren die ich auf die Jagd gehe noch nicht passiert, einen Bock und eine Sau an einem Morgen! Ich schüttelte den Kopf und freute mich einfach. Nun erst spürte ich wie es mich schüttelte.
Der Bock wog aufgebrochen 18 Kg. Der Überläuferkeiler brachte aufgebrochen 46 Kg auf die Waage.

Den Bock erlegte ich mit der 222 Rem. 3,6 g Nosler von Hirtenberger. Einschuss kurz hinter dem Blatt. Ausschuss war nicht vorhanden die Kugel zerschmetterte aber noch die Blattschaufel auf der gegenüberliegenden Seite.
Die Sau erhielt die 30 – 06 9,7g TMS Norma. Einschuss kurz hinter dem Blatt und Ausschuss kurz vor dem Blatt.

Waidmannsheil
Drake

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K

K 9277

Guest
Saubere Sache!

Ein dickes Waidmannsheil :26:

Gruß KleinerKeiler
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Auch von mir kräftiges Weidmannsheil!
 
A

anonym

Guest
Waidmannsheil zur Morgendoublette.
So etwas lese ich hier am liebsten. :27:

Gruß
 
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22 Jul 2009
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997
Weidmannsheil zur Doublette !
Sowas habe ich letztes Jahr auch hinbekommen, aber leider etwas weniger "elegant" :
Abendansitz Ende Juli mit meinem Sohn (6), wir sitzen noch keine halbe Stunde, da zieht eine dunkle Bache mit 4 Frischlingen und eine schwache fast gelbe Überläuferbache am Waldrand entlang auf die Wiese. Nachdem ich mir die Gruppe intensiv angeschaut habe, weil ich mir nicht sicher war, ob die Frischlinge alle zu der dunklen Bache gehören, war dann aber doch klar zu erkennen, das die gelbe Überläuferbache nicht führend ist und ich entschied mich zum Schuß. 7x57r H-Mantel auf 70 - 80 m und die Wutz liegt im Knall, noch kurz geschlegelt und Ruhe ist. Weils noch so früh ist, bleiben wir sitzen und warten, ob sich noch wer blicken lässt. Eine gute halbe Stunde nach dem Schuß blatte ich ein bischen, immer mal wieder, aber nix tut sich. So gegen 9 sag ich meinem Sohn, er soll schon mal abbaumen, damit wir die Sau versorgen können. Er steht bereits unten an der Leiter, als ich hinter einem Busch einen roten Fleck sehe. Mit Handzeichen winke ich ihn wieder hoch auf den Sitz, und tatsächlich steht gleich darauf ein Bock auf der Wiese, zieht aber recht zügig in Richtung Waldrand. Auf meinen Schuß hin geht er ab wie die Feuerwehr, um dann kurz darauf gut hörbar in den Hecken zusammenzubrechen.
Nach kurzer Wartezeit baumen wir ab und holen unseren alten Labrador, der uns vom Anschuß an eine dichte Schwarzdornhecke (Schlehen ) führt. Die Hecke ist gut 10 m breit, auf der anderen Seite setzt sich die Fährte nicht fort. Von aussen ist nix zu sehen, reinkommen auch sehr schwierig, also schnalle ich den Hund, der sofort am bereits verendeten Bock ist. Den hellen Hund kann man immerhin von aussen erkennen. Da mein Hund den Bock leider nicht aus der Hecke ziehen will, mache ich mich auf allen vieren auf den Weg in die Hecke. Weils so warm war an dem Tag, habe ich natürlich nur ein kurzes Hemd an, was den Spaß deutlich erhöht. Ich packe den Bock an den Läufen und ziehe ihn rückwärts kriechend aus dem Dornenverhau. Ziemlich verkratzt und verstochen kann ich ihn dann - natürlich mit Hilfe meines Sohnes - aufbrechen.
Jetzt also nur noch die Sau versorgen und dann geht's heim. Es ist inzwischen auch schon reichlich dämmerig, Hund abgelegt, Drilling gegriffen und schnell die paar Meter zur Sau gegangen. Und dann das : Als ich zwei Meter von der Sau weg bin, kommt diese hoch und ist mit zwei Sätzen in den Hecken verschwunden. So schnell bringe ich meinen Drilling nicht in Anschlag, dazu das große Glas drauf, ich steh also da wie der letzte Depp und könnte mich selber in den A.... beissen. Inzwischen ist es auch so dunkel, das in den Hecken nichts mehr zu erkennen ist. Also machen wir uns innerlich fluchend nur mit dem Bock auf den Heimweg.
Am nächsten Morgen findet mein Hund dann die Wutz, die 20 m vom Anschuß schwerkrank im Wundbett sitzt. Die .357 hinter den Teller beendet dann das Trauerspiel. Mein Schuß vom Vorabend war etwas hoch hinters Blatt, so das nur ein Lungenflügel getroffen war. Das Geschoß hatte anscheinend nicht gesplittert, so das weder Herz noch Wirbelsäule betroffen waren. Der Überläufer von knapp 25 kg hatte fast 2 Stunden nach dem Schuß quasi bewegungslos am Anschuß gelegen, um sich dann mit letzter Kraft in die Dickung zu retten. Naja, man lernt was draus!
 
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23 Jul 2011
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foerster39 so kanns halt auch gehen. Trotzdem oder weils letztenendes doch gut ausging ein kräftiges Waidmannsheil.

Vieleicht haben ja andere hier im Forum auch noch so was änliches erlebt mit Bock und Sau.

Wäre schön wenn ein paar Geschichten zusammen kämen.

Drake
 
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30 Jun 2008
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43
Das ist ja ein großartiges Erlebnis gewesen.
Waidmannsheil
Wenn Wild so lange im Wundbett liegt ist das Wildbret dann noch ok?
Was hast Du für eine Erfahrung gemacht?

Ein Erlebnis das ich mitbekam in der Sache war:
Ich kam mit meinem PKW an eine Stelle an der Straße wo eine Sau angefahren war. Auto leicht beschädigt, keine verletzte Person.
Die Sau "saß auf der Hinterhand" unterhalb der Böschung und wetzte den Kiefer als Drohung. Sie war fluchtunfähig. Schon nach 2 Minuten nach meinem Kommen kam der bereits benachrichtigte zuständige Revierförster und erlegte die Sau mit einem Fangschuß. Das Wildbret sei unter diesen Umständen nicht mehr genießbar so seine Aussage. Wohlgemerkt es ging nicht um den Verkauf von verunfalltem Wild, sondern nur um der vorigen Stresssituation und der dadurch entstandenen Wildbretqualität. Ich hatte das nicht kapiert, die ca. 40kg Sau kam zur Abdeckerei.
 
Registriert
29 Jan 2010
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1.452
@ Waelder

Das Wildbret ist in beiden Fällen sicherlich noch in Ordnung und essbar! es kommt halt auf die Köchin an! :D

Natürlich würde ich das Fleisch einer Sau, die mit Blattschuss erlegt wurde und den Knall nicht mehr hörte, vorziehen! :wink:
 

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