Endlich wieder Drückjagd, eine von nur zweien für mich dieses Jahr. Wieder revierübergreifend in der Eifel, 20 Grad, 4 Stunden sind veranschlagt. Herrlicher Buchenwald. Ich sitze direkt auf dem Ersten DJ-Bock in Sichtweite unserer Autos. Das mutet eher suboptimal an, abwarten. Den restlichen Schützen wurden Stände tiefer im Bestand zugewiesen und so stapfen sie dem Ansteller schnaufend hinterher immer weiter bergan. Einer zwinkert mir noch zu: "Da kam mir letztes Jahr ein Keiler, ich hab leider den Baum getroffen. Also aufpassen!"
Lass den mal reden, denke ich und richtete mich in ebendiese Richtung aus, da hinten sollte irgendwo ein Wechsel sein. Mit dem Nachbarschützen kurz per Handzeichen verständigt und das Gerödel zurechtgelegt. 9:15 Uhr, tiefenentspannt in freudiger Erwartung.
Das hübsche Patronenetui hatte ich mal beim WuH Rätsel gewonnen.
Plötzlich im Rücken schwerfälliges Rascheln im Buchenlaub. Ich drehe mich langsam auf dem Sitz um 180 Grad und traue meinen Augen nicht. Ein Keilerchen zieht schwerfällig bergan, einen Vorderlauf schonend. Gewehr hoch, in dem Moment bleibt er wie angewurzelt stehen und äugt mir auf 30m "direkt in den Lauf". Hat er mich mitbekommen? Schweine sollen doch so schlecht "sehen". Nur steht die Sau leider direkt hinter einer Buche, nur das halbe Haupt ist links vom Stamm sichtbar. Ich bin weiter im Anschlag, wer sich jetzt zuerst bewegt hat verloren! Das ist in diesem Fall der Keiler, er tut einen Schritt vor, ich lasse die .308 Gero Target auf 35m fliegen, er sackt am Platz zusammen und bleibt aufrecht liegen, so wie man es kennt von diesen furchtbaren "Keiler-Erleger-Bildern". Dann kurzes Schlegeln, er rutscht etwas ab und dann ist der Spuk vorbei. 9:20 Uhr. Guter Beginn! Der dunkle Fleck auf dem Foto ist das Schwein.
Kurze Nachricht an den Beständer. Das Treiben geht noch 4 Stunden. Soll ich bei der Hitze vielleicht Stand verlassen (30m) und aufbrechen? Antwort: "Ja unbedingt, kurz Nachbarschützen per Handzeichen aufmerksam machen". Also bin ich zum Schwein und habe am Hang die rote Arbeit erledigt, immer in Sorge, dass die Sau runterrollt. Bei den sommerlichen Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit.
Am Streckenplatz später wohlwollendes Schulterklopfen der Mitjäger, die Gesamtstrecke blieb diesmal unter den Erwartungen. Ob´s vielleicht am Wetter lag? Auch für die Hunde kein Zuckerschlecken im steilen Gelände mit Schutzwesten. Verblasen der Strecke, Suppe und Getränke, 16:30 Uhr allgemeine Verabschiedung. Alles etwas kürzer heuer.
Spätnachmittags "durfte" ich meine erstes Schwein über der Überläuferklasse abschwarten. Auch eine neue Erfahrung.
Insgesamt habe ich, wie auch der Rest unserer Rotte, bis zum Hahn in Ruh´ keinen Anblick mehr gehabt. Der rechte Vorderlauf war verkürzt, über dem Blatt ein alter verkapselter Abszess, dies wohl der Grund für das "Humpeln". Für mich als Niederwildjäger war das ein wirklich besonderes Erlebnis, daher habe ich es hier etwas ausführlicher geschildert.
Waidmannsheil allen Tüchtigen.