Allen erfolgreichen Drückjägern ein kräftiges Waidmannsheil.
Vergangenes Wochenende standen drei Termine im Kalender, und alle waren in den vergangenen Jahren recht erfolgreiche Jagden. Entsprechend motiviert ging es am Freitag los: Kleine aber feine DJ auf einer kleineren Liegenschaft des Bundesforstes. Der Stand war für mich neu. Der Zuweg vielversprechend etwa 80m durch eine unterschiedlich hohe Laubholzverjüngung. Die letzten 50m führten mich dann aber durch den einzigen unverjüngten Teil des Bestandes in einem Altholz. Zudem stand der Sitz in einer Senke. Kugelfang also nur auf 30 bis 40m bzw. in die Senke selbst. Auf 50m die Hangkante aber ohne Kugelfang dahinter. Von links hinten zieht sich eine Freifläche (landwirtschaftlich genutzt) an der Hangkante bis in meinen Rücken. Auf der Ansitzleiter in etw 60m sitzt ein Jäger in Warnklamotten. Auf der Standkarte war da keiner, also vermute ich mal Reviergrenze (ich liebe solche exakten Einweisungen...) Eine reelle Chance habe ich, wenn Wild die Freifläche meidend durch die Senke auf mich zuzieht.
Es kommt wir erwartet/befürchtet. Aus der Senke kommt nix (war wohl auch Nachbarrevier, die heut nur abstauben wollen und selbst nicht treiben), einige Reh ziehen oder flüchten entlang oder hinter der Hangkante entlang durch die Buchenverjüngung. Unabhängig vom fehlenden Kugelfang verbietet auch die verdeckende Verjüngung ein Schuss auf eines der Rehe. Eines steht irgendwann mal halbwegs so, dass dahinter zwei Handbreit Boden wären, allerdings spitz von vorn und zusätzlich ein Bock...
Aber das WE geht weiter. Samstag, erste Jagd unter dem neuen Revierleiter hier ums Eck. Ich hab mich angeboten, als Ansteller mit zu wirken. Wetter Nebel, minimale Nasschneedecke, die unablässig von den Bäumen tropft. Ich hab einen Stand "ganz am Ende der Runde" auf einer Abteilungslinie. In den 3 Stunden kammt mir exakt ein Flugreh 20m vorm Hund und eine (vermutlich) Sau auf 150m als Wischer über die Linie. Meinen Dad hab ich ebenfalls absetzen dürfen. Nach wenigen Minuten erhalte ich einen Anruf von ihm, ihm ist der Holm vom Sitzbrett unter dem Allerwertesten durchgebrochen und die Kanone Schaftende voran vom Drückjagdbock gefallen. Zum Glcük hat sich kein Schuss gelöst...
Wenigstens hat ein Freund (mit nur wenigen Jagdmöglichkeiten in seinen drei Jahren nach dem Jafgdschein) sein erstes Stück Rotwild erlegt und es freuen sich viele mit Ihm darüber!
Die seltsame Jagd geht aber weiter: Ein sehr guter Freund vermisst nach dem Treiben seinen Terrier. Oft hat der noch nicht gefehlt... Der Freund sucht bis weit nach Einbruch der Dämmerung. Nach mehreren Stunden bricht er ab und fährt zum ersten mal nach Zig Jahren ohne Hund zu Frau und seinen zwei kleinen Töchtern nach Hause. Wir Posten auf verschiedenen Kanälen ein Bild vom Hund und das er vermisst wird. Binnen ner Halben Stunde teilen 8 oder 9 Freunde das Bild auch ihn ihrem Status. Mir läßt es auch keine Ruh und ich setz mich um 20 Uhr nochmal ins Auto. Verschiedene Hinweise, wer wann den Hund gesehen hat oder haben will erreichen uns. Fehlmeldungen sind auch dabei, aber es scheint, dass der Hund noch mindestens eine Stunde naach Treiben gesehen wurde, sich aber nicht einfangen ließ. Blöderweise das ganze unweit einer Kreisstraße. Auch die Bundesstraße ist nicht weit und die Warnschilder werden abgebaut...
Bis um 23 uhr fahr ich verschiedenste Wege im Revier und bei den Angrenzern ab. Dabei treff ich mehrfach auf mir völlig unbekannte Personen, selbst keine Jäger aber Hundebesitzer, die sich an der Suche beteiligen wollen. Eine Frau hat den Hund wohl zu beginn des Treibens auf der öffentlichen Straße gesehen und fährt bis um 22uhr (oder noch länger) durch den Wald! Bislang war es die große Ausnahme, wenn sich andere Jäger an meiner Hundssuche beteiligt haben, i.d.R. selbst Hundeführer, von dritten unbeteiligten hab ich das noch nie erlebt...
Ein letzter Anruf beim Hundebesitzer und um halb 12 geh ich ins Bett. Am nächsten Sonntag wollten wir eigentlich jagen - beim Hundebesitzer im Revier...
Um 8Uhr ruf ich mal an, weitere Infos von dritten hab ich keine erhalten, er auch nicht. Die aufgestellte Bos ist leer, das Futter nicht angenommen. Die Vorsichtige Frage nach der Jagd: Ja macht Ihr mal hne mich, ich such Hund, sei so gut und helf meinem Mitpächter n bischen. Ich selbst würd lieber suchen haelfen...
Die anderen beiden eingeladenen, mit denen ich sprech, sehen das ähnlich, also Anruf, "Wir kommen suchen!". Jagd (10Uhr war geplant) wird abgesagt (wären eh nur 8 Leut gewesen). Wärend ich mir noch die Schuh bind um zum Suchen zu fahren, kommt der erlösende Anruf: Hund da und fit, Jagd findet doch statt, jetzt 11Uhr.
Die Erleichterung ist groß, die Statusmeldungen werden aktualisiert und die Sachen für die Jagd doch gepakt...
Kurz später sind wir vor Ort, das Wetter bescheiden. Geplant sind drei kleine Treiben. In den ersten zweien wird eher schlecht geschossen. Wenn man es positiv beschreiben würde: Es wurden nur Kontrollsuchen produziert...
Im letzten Treiben kommt mit ne Geiß mit Kitz. Das Kitz kommt gleich den Hang runter gepurzelt, die Geiß springt zurück und versucht den tiefen Graben in dem ich Steh, gaaaanz unten zu passieren. Auf meiner Hangseite verhofft das Stück nochmal und ich hab nur Blatt und Rippen frei. Garstig weit ists auch, aber weil ja noch so gut wie garnix liegt, versuch ichs trotzdem. Stehend am Bergstock lass ich fliegen und - das Stück zuckt nicht einen Milimeter...
Also in die Knie gegangen, rechter Ellenbogen aufs Knie, das Stück zieht ganz gemächlich 5m weiter und verhofft wieder genau in einer Lücke, die nur Trägeransatz und das Blatt frei gibt. Erneut machts Patsch und auch die Geiß fällt am Platz in sich zusammen. Die Anderen hatten zwar teilweise noch Anlauf, konnten aber keinen Schuss mehr loswerden. Vor meinem Stand aber für mich überriegelt muss ein Sprung mit 4 oder 5 Rehen die Brems reingehaut haben und sind bei Annäherung der Drücker und der Hunde durch die Reihen hindurch nach hinten geflüchtet. Die kannten das Spiel wohl schon. Beim Nächsten mal werden wir wohl ein Stück vorher mal jemanden Postieren müssen. So blieb es am Schluss bei den beiden Stücken.
Somit hat dieser merkwürdige Tag mit Hundssuche, abgesagtem und wieder angesagtem Drückerle mir das Wochenend doch noch gerettet...