Die letzte Jagd

Registriert
4 Mrz 2001
Beiträge
2.897
Lieber Rehfelder,

es tut mir leid um Deinen Verlust! Gerade wer selber einen Hund führt kann das gut nachvollziehen. Es ist wirklich so: Eine derart treue Seele wie ein Hund ist schon etwas Besonderes. "Einen Hund zu haben macht Dich reich!" - dieser leicht abgewandelte Satz des Aphoristikers Louis Sabin trifft es wirklich. Der Verlust eines guten Hundes ist wie der Verlust eines Schatzes.

Meine geliebte, aber alte DD-Tante ist inzwischen in ihrem 11. Lebensjahr; sehr bald hat sie Geburtstag. Gestern war ich mit ihr auf Treibjagd. Sie hatte prima vorgestanden, ganz wie man es von ihr kennt. Ebenso konnte sie eine schwierige Nachsuche bewältigen, welche viele junge Hunde so routiniert niemals hätten ausarbeiten können. Ein alter Hund hat eben Erfahrung! Entsprechend ihres Alters geht sie sehr ruhig an die Jagd. Mein altes Mädel hat eben immer noch Klasse! Aber nach der halben Jagd war sie groggy. Ich lies sie dann nicht mehr quersuchen. Die Hündin hat hat es sich vielfach verdient, respektvoll und schonend mit ihr umzugehen. Nach dem letzten Treiben war sie zu kaputt, in den Jagdwagen zu springen. Ich hatte sie hineingehoben. Beim Verblasen der Strecke lag sie nur noch neben mir, den Kopf am Boden. Heute nahm sie sich sie den gesamten Tag frei. Die Zeit zur Erholung brauchte sie auch. Dazu ihr Lieblingsfutter und mindestens 1000 Streicheleinheiten von meiner Tochter. Nun liegt die Hundedame unter meinem Schreibtisch schläft tief und fest.

Nächsten Samstag wird über den gesamten Tag auf Niederwild gejagt. Mit dem Jagdleiter ist es bereits besprochen: Wir gehen nicht mehr durch, wir stehen nur noch vor. Auch dort braucht man zur Nachsuche erfahrene Hunde. Tja. So geht sie langsam in die zweite Reihe. Der Tierarzt meinte vor ein paar Wochen , nun begänne ihre letzte Jagdsaison. Sie hat Tumore in ihrer Bauchhöhle und Arthrose in ihrer linken Hüfte. Leider sind die Tumore nicht gutartig. Aber so lange es nur geht, nehme ich meine Süße mit zur Jagd. Und gegen die Hüftschmezen gibt es Tabletten.

Meine Tochter (8) hat die Situation längst erkannt. Sie spürt es, dass unser Hund deutlich abbaut. Ihre Trauer darüber verarbeitet sie mit besonders viel Zuwendung für das Tier.

Man hängt doch sehr an seinem Hund!

Überhaupt ist das ein mieses Jahr.
Froderik
 
A

anonym

Guest
Hallo,

ich möchte mich ganz herzlich bei euch allen bedanken.

Gestern Nachmittag habe ich meine Prinzessin an einem ihrer Lieblingsplätze zu letzten Ruhe gebettet.
Ein schöner Blick über Wiesen und Felder und wenn sie sich noch einmal erheben könnte, hätte sie den nahen Waldrand fest im Blick.
Danke nochmal an euch.
Mir ist in den letzten Stunden sehr bewußt geworden, die alte Lebensweisheit, daß geteilter Schmerz auch nur halber Schmerz ist, stimmt auf jeden Fall.


Rehfelder
 
Registriert
30 Dez 2007
Beiträge
1.427
...wenn ich Deine und die anderen Worte lese, dann "füllt sich mein Auge mit Gewässer.
Vielleicht geht es ihr jetzt dort oben besser."

So, oder so ähnlich hat Heinz E. es einmal geschrieben.

Der Schmerz über den Verlust Deiner Prinzessin, wird niemals weniger.
Und das ist nicht schlimm.

Ich sehe gerade ihre letzte Ruhestätte am Waldrand und erinnere mich an die letzte Szene in "Out of Africa" in der Karen Blixen ihre letzten Worte an Denys Finch Hatton richtet.

Vielleicht nicht ganz zutreffend, dennoch:

"Als Du für unsere Stadt den Sieg errungen, haben jung und alt Dir zugejubelt.
Begeistert standen sie am Wege, als wir nach Haus’ Dich brachten auf unseren Schultern.
Klug hast du dich zur rechten Zeit davongeschlichen von den Feldern wo der Ruhm nicht lange währt, wo verblühter Lorbeer welkt schneller als die Rose.
Nun wirst du nicht erleben des Ruhms Vergänglichkeit wie des Läufers Ansehen schwindet und Ruhm und Ehr’ sich schnell verschlissen hat und der Name stirbt vor seinem Tod.
Und auf den Kopf des jungverblichenen Helden heftet sich der starre Blick des Todes.
Und seht, noch unverwelkt aus frischen Blüten, ein Gebinde auf seinen kurzen Locken."

Ein letztes Halali!

Waidmannsheil
 
Registriert
17 Feb 2002
Beiträge
3.972
Ach Rehfelder,

glaube daran - irgendwann werdet ihr euch wiedersehen und dann "wird es Herbst sein das ganze Jahr".
 
A

anonym

Guest
Ich mag garnicht daran denken. Tut mir sehr, sehr leid Rehfelder.

Mit dem Regenbogen und "Herbst sein", das gefällt mir sehr gut.
 
A

anonym

Guest
ike godsey schrieb:
Ich sehe gerade ihre letzte Ruhestätte am Waldrand und erinnere mich an die letzte Szene in "Out of Africa" in der Karen Blixen ihre letzten Worte an Denys Finch Hatton richtet.

Vielleicht nicht ganz zutreffend, dennoch:

"Als Du für unsere Stadt den Sieg errungen, haben jung und alt Dir zugejubelt.
Begeistert standen sie am Wege, als wir nach Haus’ Dich brachten auf unseren Schultern.
Klug hast du dich zur rechten Zeit davongeschlichen von den Feldern wo der Ruhm nicht lange währt, wo verblühter Lorbeer welkt schneller als die Rose.
Nun wirst du nicht erleben des Ruhms Vergänglichkeit wie des Läufers Ansehen schwindet und Ruhm und Ehr’ sich schnell verschlissen hat und der Name stirbt vor seinem Tod.
Und auf den Kopf des jungverblichenen Helden heftet sich der starre Blick des Todes.
Und seht, noch unverwelkt aus frischen Blüten, ein Gebinde auf seinen kurzen Locken."


mir gefällt das so gut, dass ich es wohl drucken und ins Arbeitszimmer hängen werde.
 

Fex

Moderator
Registriert
5 Okt 2011
Beiträge
6.125
Komme grade von einer kleinen Niederwildjagd, liege auf dem Sofa, der Hund zu meinen Füssen tief schlafend, und muss gestehen, ich hab Tränen in den Augen nach diesem Thread.

Viel Kraft wünsche ich Dir.
 
Registriert
11 Jan 2010
Beiträge
2.930
Hallo Rehfelder, danke für diesen Nachruf.
War sehr gerührt von deiner Stärke und den Worten die Du gefunden hast.
Vor fast 4 Jahren habe ich meinen ersten Grauen verloren, und ich wußte nicht wo ich mich verstecken
sollte vor Schmerzen um diesen geliebten Kameraden.
Deine Donna wirst Du bald wiedererleben in der Wiedergeburt deines nächsten Grauen.
Wünsche dir viel Kraft in dieser Zeit

Ho Rüd Ho

FS
 
Registriert
30 Jan 2010
Beiträge
2.720
stefan_gu schrieb:
ich hab Tränen in den Augen nach diesem Thread.

Viel Kraft wünsche ich Dir.

Da kann ich mich nur anschließen! Habe , Gott sei Dank, noch keinen Jagd(hund)kameraden zu Grabe tragen müssen, stell es mir aber als eins der schlimmsten Dinge in einem Jägerleben vor!!

Wünsche dir auch viel Kraft diese Zeit durchzustehen und wenn die Zeit gekommen ist, wann das ist weißt nur du, holst du dir einen neuen Kameraden und dann wird der Schmerz hoffentlich den schönen Errinerungen platz machen.

mit mitfühlenden Grüßen
bA
 
Registriert
1 Jan 2010
Beiträge
9.002
Ähnlich ging es uns, lieber Rehfelder, als unser DD Onny gehen musste. Ein trauriger Moment, im Herzen behalten und sich einen Neuen suchen!
 
Registriert
20 Mai 2003
Beiträge
5.249
Hallo Rehfelder,

mein Mitgefühl für Deinen Verlust.

Auch ich musste mich vor wenigen Wochen von meinem Astor zur letzten Ruhe betten, kann daher gut nachvollziehen wie Dir zumute sein muss.

Viel Kraft für die nächste Zeit.

Ulle
 
A

anonym

Guest
Hallo Rehfelder,

man könnte jetzt schnell und einfach sagen, das sei der ganz normale Trauerprozess, der nun abläuft. Aber so einfach ist`s nicht, da den Jäger, der das Herz "am rechten Fleck hat", mehr mit seinem Hund verbindet, als Befehl und Gehorsam. Es ist das dicke Band, das zwar ab und zu gedehnt wird, das aber immer bestehen bleibt. Ich habe Hunde durch Unfall und im schlimmsten Fall durch eigene Nottötung verloren. Drei Dinge stimmen: Das dicke Band zwischen Dir und Deinem Jagdkumpanen Hund bleibt über den Tod hinaus bestehen - nur in anderer Weise, es zeugt von menschlicher Größe, wenn man auch den letzten Gang gemeinsam geht und es stimmt auch, daß der Abschied einfacher wird, wenn man sich nachträglich nichts in Sachen Versorgung, Umgang, Zeitaufwand für den Hund, vorzuwerfen hat.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
13
Zurzeit aktive Gäste
59
Besucher gesamt
72
Oben