Hallo zusammen,
am Sonntagmorgen hatte ich das Glück, einen wirklich reifen Bock zu erlegen.
Am Samstagabend begab ich mich zum Ansitz in ca. 2 KM Entfernung von meinem Auto. Ziel war eine Leiter, welche am Rande eines Dammes platziert ist, welcher den Fluss "Inn" vom Hinterland trennen soll. Auf beiden Seiten des Damms ist die Vegetation so hoch, dass man eigentlich nur eine Chance hat, wenn die Rehe über den Damm wechseln. Vor ca. 6 Wochen konnte ich an gleicher Stelle ein Schmalreh erlegen.
Leider war es am Samstag trotz Vollmond am nächsten Tag so dunkel, dass ich gegen zehn Uhr nur die Umrisse eines Rehs in ca. 100 Meter Entfernung erahnen konnte.
Um 03:30 des nächsten Tages machte ich mich wieder auf den langen Weg zu dem Sitz. In weiser Voraussicht nahm ich einen leeren Rucksack mit zum Ansitz, da ich das Schmalreh beim letzten Mal auf den Schultern zum Auto tragen musste. Bis 06:00 Uhr hatte ich keinen Anblick und so langsam wurde ich unruhig, da es nun auch schon taghell war. Ich wusste aber, dass während der Brunft dort auch schon Böcke am hellichten Tag erlegt wurden und die Anweisung meines Schwiegervaters war ganz klar, so lange wie möglich sitzen zu bleiben.
Bei einem kurzen Blick über die Schulter sah ich rechts von der Leiter in ca. 60 Meter Entfernung etwas rotes in der hohen Vegetation aufblitzen. Sofort dachte ich, dass muss ein Reh sein und ich griff nach meinem Fernglas, um es ansprechen zu können. Als ich das erste Mal durch das Fernglas schaute, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Mittlerweile war das Reh in 50 Meter Entfernung auf dem Damm und äugte in meine Richtung. Ich konnte es als einen Bock ansprechen, von der Statur eher schwach, Gehörn deutlich über Lauscher hoch und mit ausgeprägten Dachrosen sowie einer starken Perlung.
Mein Gewehr lag seitlich in entgegengesetzter Richtung zum Bock, also war an Schießen nicht zu denken. Statt dessen kam der Bock immer näher auf mich zu und äßte hier und dort am Rande des Dammes. Ich wußte, meine einzige Chance ist es nun, mich ab sofort nicht mehr zu bewegen. Selbst das Fernglas hielt ich in unbequemer Haltung und sehr verkrampft am Rande meines Kopfes, da ich mich nicht traute es runter zu nehmen.
Der Bock kam immer näher. Es waren nur noch 20 Meter, dann 15 Meter. Der Bock nahm immer wieder Wind, schien mich aber nicht zu bemerken, obwohl ich ihm aus meinen Augenwinkeln in die Lichter schaute. Mein Puls war auf 180! Statt dessen ging er weiter, bis er unter meiner Leiter stand, ca. 2 Meter unterhalb von mir. Ich konnte es nicht fassen, so nah an ihm dran zu sein.
Ich hörte, wie der Bock nun hinter mir langsam weiter zog. Also entschied ich mich, meinen Oberkörper vorsichtig zu drehen. Dort stand er nun, auf dem Damm, ca. 15 Meter hinter mir und war am Äsen.
Ich nahm mein Gewehr hoch, spannte und hoffte dabei, dass das Spannen kein Geräusch verursachen würde. Alles ging gut, ich hatte den Bock im Absehen, allerdings jetzt spitz von hintern.
Der Bock entfernte sich weiter von mir, ich mit dem Absehen immer noch auf dem Bock. Plötzlich dreht er sich auf dem Damm und stand nun in 30 Meter Entfernung ques. Der Schuss kurz hintes Blatt war ein leichtes, der Bock brach im Feuer zusammen. Der Transport des erlegten Bockes erfolgte im Rucksack, den ich Gott sei Dank an diesem Tag mit zu dem weit entferten Sitz genommen hatte.
Hier ein Bild des Bockes, weitere (waidgerechtere) Bilder vom Haupt kann ich gerne heute Abend einstellen. Das Gehörn ist 22 cm lang, die Dachrosen sind komplett zugewachsen. Die Schneidezähne fehlten teiweise bzw. waren locker, die Backenzähne waren komplett heruntergeschliffen.
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Ein befreundeter Wildmeister und Berufsjäger schätzt sein Alter auf 8 Jahre +. Genaueres kann er nach dem Abkochen sagen.
Es ist einer der älteste Böcke, der in den letzten 50 Jahren in diesem Revier erlegt wurde. Ich habe seit knapp 10 Monaten den Jagdschein.
Waffe: R93 Professional in .308 WIN
Munition: RWS Bionic Yellow
Flucht: 0 Meter
Entfernung: ca 30 Meter
Gewicht aufgebrochen: 18 KG
Viele Grüße,
londoneye