@Rugen
Seitdem die Römer sich zu Beginn unserer Zeitrechnung hier festgesetzt haben, ging es langsam aber sicher mit unserem schönen deutschen Wald bergab. Es wurde Holz für den Schiffsbau, für den Hausbau, zum Heizen und was weiß ich nicht alles gebraucht. Um so mehr die Bevölkerungszahl anstieg, um so höher wurde der Bedarf. Zusätzlich wurde das Vieh zur Waldweide in den Wald getrieben, die Laubstreu wurde in die Ställe gestreut. Das hatte Nährstoffentzug zur Folge, die Böden verarmten immer mehr, es entstanden Heideflächen in großem Umfang. Bestes Beispiel hierfür ist die Lüneburger Heide, die heute auch nur noch in Resten vorkommt.
Die Pest, die sich ja auch mehrmals blicken und die Bevölkerung schrumpfen ließ, konnte das nur kurzfristig bremsen. Irgendwann fing der Mensch auch an, die Bodenschätze auszubeuten. Auch hier wurde Holz gebraucht, für die Gruben zum Abstützen und für die Verhüttung, hier wurde mit Holzkohle gefeuert. Das ging immer weiter voran, der Wald immer weiter zurück. Zur Zeit der industrielle Revolution war Holz dann so Mangelware, dass vermehrt auf Stein- und Braunkohle zurückgegriffen werden musste.
Eine typische Form der Waldbewirtschaftung war erst der Niederwald. Laubholzbestände, vor allem Eiche und Buche, wurden in regelmäßigen Abständen, so ca. alle 20 Jahre, kleinflächig komplett auf den Stock gesetzt. Die Eichenrinde wurde für die Gerbereien gebraucht, der Rest verstocht. Nach 20 Jahren wird die Prozedur wiederholt. Das wird heute im Rhein-, Ahr- und Moseltal stellenweise wieder gemacht, um dem Wild Äsungsflächen zur Verfügung zu stellen und das Haselhuhn, das noch in Restbeständen vorkommt, zu fördern.
Nach dem Niederwald kam der Mittelwald. Das war im Prinzip das Gleiche, nur blieben auf den Flächen einige Bäume mit geradem Schaft stehen, sogenannte Laßreiser. Die blieben über mehrere Rodungsperioden stehen und durften Speck ansetzen, genutzt wurden sie als Bauholz. Irgendwann hat man diese Form der Bewirtschaftung auch aufgegeben und die Bestände wachsen lassen. Viele heutige Laubholz-Althölzer gehen darauf zurück. Das Wild hatte gegen die Stockausschläge wenig Chancen, weil sich im Laufe der Zeit ein enormes Wurzelwerk gebildet hatte, welches die ganze Energie in die Triebe steckte. Die gingen ab wie ein Zäpfchen und waren ruckzuck dem Äser entwachsen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es kaum noch Wald in Deutschland, vielleicht 5-10% der Fläche. Wald im heutigen Sinn war das aber auch nicht. Das sieht man auch schön auf Landschaftsgemälden aus der Epoche. Einiges gehörte dem Adel. Die dekadenten Inzuchtbrüder gingen über die Jahrhunderte gerne und reichlich auf die Jagd, aber meistens machten sie so was ähnliches wie Drückjagden, der arme Landpöbel durfte dann tagelang das Wild zusammentreiben und den Herren vor die Büchse scheuchen. Sie selbst durften sich dem Wild nicht in Tötungsabsicht nähern, das behielt sich der Adel vor, Jagdneid kannte man auch damals schon. Um diese Jagden zu organisieren, hielten sie sich Jäger, aus denen sich der Förster entwickelte.
Dann kam ein Umdenken, weniger bei der Bevölkerung als bei der Regierung, die verheideten Flächen sollten mit rasch wachsenden Baumarten aufgeforstet werden: Die Fichte war damals in vielen Teilen Deutschlands noch unbekannt, sie wurde erst etwa Mitte des 19. Jahrhunderts vermehrt angebaut und zwar durch die Preußen, weshalb sie auch Preußenbaum genannt wurde. Die Bevölkerung stand diesen Aufforstungen, oft durch Saat, ablehnend gegenüber, sie wollte lieber die Heideflächen behalten, um Schafe, Ziegen und Rinder weiden zu lassen. Das ging soweit, dass die Aufforstungen vom Militär bewacht werden mussten, sonst wären die Bauern, die Tags gepflanzt hatten, Nachts zurückgekommen um die Pflanzen wieder auszurupfen. Saatgut wurde im Backofen so heiß gemacht, dass es nicht keimte. Später waren viele Gemeinden froh, dass sie die Fichten und damit Einnahmen hatten, von denen manches in den Dörfern finanziert werden konnte, wofür sonst kein Geld gewesen wäre.
Auf richtig verarmten Böden (Sand) wurde die Kiefer angebaut, weil diese in Bezug auf Ansprüche an Nährstoff- und Wasserversorgung das Kamel unter den Bäumen ist.1848 war ja in Deutschland auch mal wieder Revolution. Das Jagdrecht stand dann dem Volke zu und das hat reichlich Gebrauch davon gemacht, schließlich hatte man Hunger. Diese starken Eingriffe haben der Wiederbewaldung zusätzlichen Auftrieb gegeben. Lange hielt das aber nicht an, weil dann das Jagdrecht wieder geändert wurde.
Soweit ein kurzer Exkurs zur Waldgeschichte der letzten 2.000 Jahre, etwas allgemein gehalten und sicher nicht für alle Regionen 100% zutreffend.