Weidmannsheil an alle erfolgreichen Schützen!
Auch ich möchte euch eine Begebenheit zu einem besonderen Bock zum Besten geben. Dauert zwar etwas länger, aber zunächt der Reihe nach: Nachdem ich im Mai schon auf zwei Knopfböcke erfolgreich war...
hatte ich die Tage bis zum Aufgang der Schusszeit auf Ernteböcke gezählt und gehofft, dass "er", der mehrfach Gesehene, dann auch wirklich noch da geblieben war.
Nachdem mir die beiden Jagdherren nach endgültiger Absprache tatsächlich "den" Bock freigegeben hatten, sah mich der Morgen des 01.06 um 04.20 an Ort und Stelle. Ein gut veranlagter ca. 2 Jähriger Sechser vertrieb mir ein wenig die Zeit und insgeheim hoffte ich natürlich dass er mir den bösen "Alten" vor die Büchse bringen würde. Eine Schmalgais und auch einen Edelmarder mit Drossel im Fang bekam in Anblick und der Morgen nahm seinen Lauf.
Und kam was kommen musste - nämlich garnichts!
Zumindest nicht das Ziel meiner Bemühungen; stattdessen zog behäbig und vorsichtig ein anderer, zurückgesetzter ungerader Sechser mitten durchs Revier meines Bockes. Ein reifer Erntebock; hoffentlich bekommt ihn einer der Jagdherrn auch nochmals zu Gesicht... aber das wird schwierig im dicht bestockten Waldrevier.
Wo war aber mein Bock? Hatte er sich überstellt, hatte ihn das immer zahlreicher auftauchende Muffelwild - am 30.05 hatte ich erst 11 Stk gesehen - versprengt? Hatte in der andere Rivale in die Flucht geschlagen? Ich stellte mich schon auf zahlreiche, mühsame Abendansitze nach Dienst ein, denn aufgeben wollte ich ihn auf keinen Fall.
Am 01.06 abends, war ich dann eher viel zu früh als zu spät auf dem alten Hochstand an einer kleinen Wildwiese. Um 17.30 der ersten Rundblick: Um mich ist lichtes Altholz einsehbar, teils dichter Fichtenanflug und eine gut begrünte Forststrasse. Aber bald schon schlägt meine Motivation in Zweifel um, ständig dreht der Wind und bringt mich zur Verzweiflung - soll ich bei derart schlechten Bedingungen bleiben?!
Rasch ist die erste Stunde herum und der Gusto auf etwas Süsses lenkt mich einen Augenblich ab. Ich krame gerade mit gesenktem Haupt in meinen Taschen als eindeutig Sprengfiep an meine Ohren dringt: Zwei graurote "Wischer" fegen durchs Altholz, über die steile Böschung und hetzen die Forststrasse herunter.
"Dass muss er sein", durchfährt es mich und sofort greife ich zur Büchse, stosse mit der Mündung laut ans Hochsitzdach, beim Versuch möglichst rasch in Anschlag zu gehen.
Das vordere Stück ist auch schon in den Stauden veschwunden, da bremst der Verfolger ein, lässt ab von seiner Verfolgungsjagd und verhofft dem Geschlagenen hinterher, steht dabei kaum 90 Meter entfernt am Rand der Strasse.
Und dann geht alles blitzschnell: Keine Zeit bleibt zu zögern, den Spannschieber vorschieben und ins Ziel gehen ist eines, ein Blick durchs auf 7 fach gestellte Glas zeigt mir die abgebrochene Stange - er ist es!
Das Absehen fasst ihn schräg von vorne, beinahe schon am Stich - warten?! - nein das geht, dass muss gehen - und den Bruchteil eines Gedanken später fährt die .270 iger Kugel peitschend aus dem Lauf...
Im Feuer fällt der alte Recke wie vom Blitz erschlagen; kein Zucken, kein Schlegeln, nicht einmal zu Seite fällt er, bleibt am Brustkern zwischen seinen Läufen liegen und ist verendet.
Ich kann es nicht fassen: Es ist erst 18.30, keine 15 Sekunden hat das Ganze gedauert; er ist mein - ein kräftiges Weidmannsdank schicke ich gegen den Himmel, heute hat mir St. Hubertus ganz besondere Beute zuteil werden lassen!
Am Stück angekommen bestätigt sich das gedachte: Abnorm, alt (6+) und kränklich war er; ohne Haupt kaum 13kg aber agressiv und territorial bis zuletzt. Rachenbremsen, kleiner Lungenwurm, Zecken und ausgewachsene Schalen waren schon beim Aufbrechen und Versorgen als "Teilursachen" für seinen Verfall erkennbar...
Fürs Protokoll:
Blaser K95
.270 Win. 6,9g Jaguar
Swarovski AV 4-12x50
ca. 80m Fluchstrecke 0m
Mit Weidmannsdank an meine Jagdherrn :wink:
Euer - foxhunter1