Wenn Damen auf die Jagd gehen
"Frauen schießen besser, weil sie cooler sind als Männer". Von dieser Meinung lässt sich Elisabeth Emmert nicht so leicht abbringen. Schon viele Jahre geht die freiberufliche Biologin und Landschaftspflegerin, 43, auf die Pirsch.
Ihr Mann ist festangestellter Förster; gegen das Waidwerk seiner Gattin hat er nichts einzuwenden. Überhaupt, Jäger haben sich in deutschen Landen offenbar längst mit ihrer weibliche Konkurrenz abgefunden. Es fehlt an maskulinem Nachwuchs, so kommen die schießenden Amazonen dem männlich tradierten Waidwerk gerade recht.
Dieses Bild vermittelt jedenfalls Andreas Orth in seinem Jagdfeature "Flintenweiber" (ZDF, 21.15 Uhr), das im Revier des Grafen Hatzfeld im Westerwald spielt. Neben Elisabeth Emmert laden da auch noch Christina Reifenrath, Hausfrau und Mutter von vier Kindern, sowie Försterin Kerstin Lüdecke scharf nach. "Wie war das beim ersten Schuss auf lebendes Wild?", will Orth von der Waidfrau wissen. "Das ist eine sehr intime Frage", weicht die Jägerin aus und erklärt sodann salomonisch, "Frauen können Leben geben, aber auch Leben nehmen."
Ein Todesschuss erfordere nicht nur Treffsicherheit, sondern auch ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl. Mit anderen Worten: So richtig auf den Pelz rückt diese Reportage den "Flintenweibern" nicht. Sie werden freundlich-neugierig bei ihrem zeitaufwendigen Hobby beobachtet. Was sie wirklich umtreibt, bleibt letztendlich ihr Geheimnis.
Ein Wort wie Mordlust gehört nicht zum Repertoire des Reporters. Stattdessen schleichen sich so schön-vage Begriffe wie Urtrieb, Spannung-Entspannung oder Adrenalinstoß in die gepflegte Plauderei.
Von Reiner Brückner
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