Erstmal ein Frohes Neues!
Jungjäger sind ja immer wieder ein interessantes Thema im Forum. Grade in Zeiten des schnellen Jagdscheins und der vielen Urbanen Jäger, deshalb will ich folgende Erlebnisse mit euch teilen.
Ich jage in einem wirklich schönen Revier beim Hessen Forst. Man hat hier seine Ruhe, viele Freiheiten, macht reichlich Beute und auch so sind wir eigentlich eine gute Truppe… bis diesen September die Unruhe Einzug erhielt.
Es sind zwei neue dazugekommen. Beide haben frisch Ihren Jagdschein gemacht und nein, nicht via Intensivkurs (wie ich), sondern ganz altmodisch, über die Jägervereinigung. Beide keine Großstädter. Ideal könnte man doch jetzt meinen
Zur Einführung der Beiden ins Revier wurden Gemeinschaftansitze organisiert. Leider hatte man nicht wirklich Zeit sich kennenzulernen, aber mir war schnell klar, dass einer der zwei, sagen wir mal, etwas „besonders“ ist.
Seit September war er nun sehr regelmäßig draußen, der andere doch merklich weniger.
Gleich zu Beginn fiel mir und einem anderen Jagdkollegen auf, das der „besondere“ sich für einen Ansitz an Ansitzeinrichtung X anmeldete, aber dann doch ganz woanders saß…
Kurz darauf, bei einem gemeinsamen Arbeitseinsatz, wurde die Thematik dann vom Revierleiter nochmals angesprochen und man sollte annehmen, damit abschließend geklärt worden sein.
Während des Arbeitseinsatz konnte man sich dann ein etwas besseres Bild machen von den beiden. Ich blieb bei meinem Gefühl, dass der eine wirklich korrekt ist und der andere…naja…Ich wurde einfach nicht warm mit dem Kerl. Als er dann noch stolz erzählte, er habe jetzt die neuste WBK von Hikmicro, Fernglas sei überbewertet, aber er habe ein altes vom Trödel… na, ihr wisst selbst… das Stück wird übers Zielfernrohr angesprochen…Fernglas ist doch unnötig… ich war hin und weg von dieser tollen Einstellung!
An diesem Wochenende wollten die zwei dann gemeinsam raus. Ein guter Zeitpunkt dachte ich, um mich einfach mal anzuschließen und ggf beim Aufbrechen zu helfen.
Wir haben uns morgens an der Jagdhütte getroffen. Die zwei JJ sind ansitzen gegangen und ich war mit dem Hund unterwegs fährten.
Nach gut 2,5h haben wir uns dann wieder an der Jagdhütte getroffen. Beide wieder mal erfolglos. Das war für meinen Sympathiebolzen jetzt der 21 Ansitz ohne Wmh…
Ich habe dann nachgefragt was los war - Schuld muss der schlechte Wind gewesen sein. Einer der beiden hatte sich deswegen auch gleich mal wieder umgesetzt, ohne die eigentlich deutlich besprochene Info in die WhatsApp Gruppe zu setzen. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken wer von beiden
Jetzt ist er auch am überlegen sich ein Vorsatzgerät zu kaufen… erhöht ja die Chancen die 1,5h vor Sonnenaufgang und nach Untergang… hab ihm gesagt, dass er so einen Blödsinn gleich mal lassen soll.
Nun gut. Wir sind dann zusammen die Revierkarte durchgegangen und die zwei haben nach Tipps gefragt, wie man die ein oder andere Ansitzeinrichtung am besten angeht. Dabei staunte ich nicht schlecht, als ich erfuhr, dass wieder einmal der Spezi, eine unserer guten Kanzeln immer direkt durch den Bestand, entlang des Einstandes, hoch über die lange Schussschneise angegangen ist, anstatt einfach oben direkt über den Weg, wie jeder normale das machen würde. Ich konnte das echt nicht fassen!? Bekommen die in der Jagdschule über diese 9 Monate nichts beigebracht!!? Wenigsten der normale Menschenverstand sollte doch hier greifen oder täusche ich mich da so derbe?
Zusammen sind wir dann zu zwei Kanzeln gelaufen. Einfach mal bisschen aus der Praxis raus, dabei Tipps gegeben, man will ja unterstützen.
Gegen 12Uhr waren wir dann wieder bei der Jagdhütte und die zwei machten sich runter wieder ins Tal zu fahren. Ich bin noch etwas oben geblieben und hab mich mit dem Nachbarn unterhalten. Nach ca 20min habe ich mich dann selbst auf den Weg gemacht und wollte runterfahren. Weit gekommen bin ich allerdings nicht… unsere zwei JJ standen mitten auf der Abfahrt, Auto aus … dachte schon die hätten sich vielleicht fest gefahren. Also angehalten und gefragt was los sei. Da sagt mir der Besondere, er habe bei der Fahrt runter mit der WBK ein Reh 20m neben dem Weg entdeckt, angehalten und es dann vom Auto aus, aufgelegt beschossen…!!! Zwei mal!!! und beide Male gefehlt!!! Mir ist heiß und kalt geworden. Die Schüsse habe ich nicht mal gehört!
Aber das tollste kommt erst noch! Das Stück stand in einem Felsenmeer, dicht bewachsen und geschossen wurde ohne Kugelfang!!! Wie bekloppt kann man eigentlich sein bitte? So verschissen schussgeil, dass das letzte Quäntchen Hirn noch aussetzt! Ich musste mich dermaßen zusammenreißen….
Dann meine Frage, was er den beschossen hätte - Ricke, Kitz oder einen Bock? Die Antwort war fantastisch: „tendenziell eher einen Bock“
Boah Junge, wieviel Brei kann man eigentlich im Kopf haben!!?
Aufregen hätte uns jetzt aber erstmal nicht weitergebracht, ich wollte schnelle Gewissheit für das Stück. Also bin ich den Hang runter und hab mich zum Anschuss lotsen lassen. Kurzum - weder beim ersten, noch beim zweiten Anschuss wurde ich fündig - keinerlei Pirschzeichen. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, habe ich noch eine Nachsuche organisiert.
Die Info vom Nachsucheführer war, zwei mal daneben geschossen…
Unser Revierleiter ist leider aktuell im Urlaub und kommt erst die nächsten Tage wieder. Der Vorfall hat mich aber unfassbar beschäftigt und tut es immer noch. Habe Ihn bereits in Kenntnis gesetzt, weil es für mich eine untragbare Situation ist, mit so jemanden im selben Revier zu jagen. Bin gespannt wie die Sache ausgeht…