Vorgestern morgens um 06h30 zur Frühpirsch aufgebrochen. Ziel war eine im Wald liegende Hangwiese. Apfeltrester und Anis-Salzpuder-Mischung im Rucksack um dort etwas Geruch in die Nähe eines Wechsels zu bringen und einen morschen Baumstumpf mit Salz zu sättigen.
ABER schon nach 400 Metern machte ich auf 70 m ein im Gestrüpp ruhendes Stück Rotwild aus.
Also langsam hinter einer kleinen Steinmauer in mich zusammengesunken, Rucksack herumgezogen, Merkel K5 heraus, SD drauf und Klappschaft gerichtet, Hund auf Schoß und gewartet, daß das Stück zum Ansprechen hochkommt.
Der Abschußplan muß erfüllt werden.
Oh jemineh war das saukalt. Temperatur minus zwei, an sich kein Problem, ABERRRRR an meinem Platz bliesen schrecklich scharfe Sturmböen. Der Windchill bestimmt unter zehn Grad - und nur die leichten Sommerhandschuhe dabei.
Es dauerte und dauerte, ich fror entsetzlich an den Fingern, die wurden zu Eis. Nur gut, daß "Wärmflasche " DJT auf dem Schoß, da konnte ich dann die Hände ab und an unterschieben und aufwärmen. Aber zum Glasen mußten sie ja wieder raus. Weiter oben auf 400 m ästen ein Alttier mit Kalb. Ob mein Stück auch ein Kalb hat?
Und das Alttier/Schmaltier lag gemütlich halbverdeckt und kaute seelenruhig wieder...
Nach gefühlt einer Stunde wollte ich schon halberfroren aufgeben, aber dann siegte doch die Passion, ich zitterte weiter vor mich hin.
Schließlich setzte sich das Stück in Bewegung und äste langsam den Hang aufwärts, kein Kalb, mittlere Größe - also Schmaltier oder nicht führendes, schwaches Alttier.
Der Schuß auf die Distanz von 80 m war ein Kinderspiel, die 110 grn Barnes TTSX in .270 Win traf hinters Blatt, Todesflucht 40 m hangab, Herz war halb eröffnet.
Fein, Abschußplan erfüllt und einige hungrige Jagdfreunde aus der Ebene ohne Zeit, selber zu jagen, hatten sich schon für Wildbret angemeldet.
Die Sonne stieg höher und begann zu wärmen.
In aller Ruhe das Stück aus der Decke geschlagen, Grandeln und Lecker gesichert, dann sauber alles Wildbret ausgelöst, Filets, Nieren, Herz, Rest Leber entnommen.
Der Hund bellt - was ist los?
Oh, über mir kreisen an die zwanzig Geier, die Witterung hat sie angelockt - auf dem nächsten Felsen 80 m sitzen zwei Prachtexemplare und warten auf ihren Anteil!
Alles Wildbret frohgemut in den großen Rucksack, den ich gleich nach dem Schuß geholt hatte.
Oh jemineh ist der sauschwer, schaffe es kaum, damit aufzustehen und wanke ächzend heim. Welch Glück, daß es nur 400 m mit geringer Steigung und Abstieg zum Haus sind.!!!
Nachmittags kommen die ersten beiden Jäger/Dorfbewohner und freuen sich über ihr leckeres Wildbret, in den Folgetagen kommen noch drei Jäger und holen sich ihren Teil. Fein, meine Gefriertruhen sind randvoll, letzte Woche war noch ein Schweinchen zu verarbeiten,,,
Und heute Abend liegen hier nur noch blitzeblanke Knochen, die Raben krächzen auch schon nicht allzuweit entfernt...