Ist Quatsch. DEN Jäger gibt es so wenig wie DEN Schreiner oder DEN Koch. Jagd ist in erster Linie ein Handwerk, und wie jeder Handwerker muß man sich nach den Umständen richten, und mehr oder weniger spezialisieren.
Ich habe zum Bleistift herzlich wenig Ahnung von der Jagd im Feld, weil Niederwild in meiner Heimat kaum eine Rolle spielt und meine Jagdgelegenheit ausschließlich im Wald stattfindet. Dafür verwerte ich meine Schalenwildstrecke komplett, und bau darin jedes Jahr mehr Expertise auf. Daneben befasse ich mich mit der Ausbildung von Stöberhunden.
Nenne ich deshalb jemanden, der Vorsteher führt, nur Federwild jagt und seine Beute komplett zum Wildhändler bringt, keinen richtigen Jäger?
Deine Ausführungen treffen es doch relativ gut und machen eben schlicht klar, dass es DEN Jäger offensichtlich nicht gibt und es nicht sooo einfach ist, den Jagdscheininhaber vom Jäger zu unterscheiden.
Wir könnten uns natürlich über die Eingangsqualifikation unterhalten und klären, was dazu gehört. Wenn man den/ die Kernbereich(e) (Wildtierkunde ...) mal abgehandelt hat, kommt man eben auch zur 'Flora', zur Verwertung, zum Jagdhundewesen, zum Schießen, zur Waffensachkunde, zum Wiederladen, Bau von Reviereinrichtungen ... Schlussendlich ein breites Feld.
Das ungemütliche Mienenfeld der Tradition und Waidgerechtigkeit haben wir damit noch gar nicht betreten.
Für mich hat es neben handwerklich korrektem agieren (um mal die nicht so klar zu definierende Waidgerechtigkeit auszusparen), wie in anderen Lebensbereichen, zuallererst etwas mit der Bereitschaft zu einem Commitment (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) zu tun.
Das meint, u.a., ein inhaltliches wie auch zeitliches Bekenntnis zum Thema Jagd mit vielen denkbaren Facetten zu liefern, die Bereitschaft anfänglich viel und später fortgesetzt zu lernen und die Jagd ein Stück weit als Lebenseinstellung zu betrachten ... und auch ein wenig Demut. Ich, gaaanz persönlich, kann mit Menschen nur bedingt umgehen, die von allem so ein bisschen mitnehmen (und mitquatschen) wollen um dann ein Häuschen weiterzufliegen um am nächsten temporären Happening teilzunehmen.
Letzteres mag funktionieren, wenn man mal der einen und mal der anderen Trendsportart folgt oder auch dem aktuellen Zeitgeist entspricht (sein eigenes Fleisch beschaffen will), auch mal einen Jagdbegleithund führen will, sich über die sozialen Medien ein monstermäßiges Maß an 'Skill' aufbaut (den natürlich dann lauthals kundtut) und sie zur zeitlich begrenzten Beschäftigungstherapie oder Selbstverwirklichung erhebt. Bei der Jagd und beispielsweise auch im Reitsport hat so eine Haltung - nach meiner sehr persönlichen Auffassung - überhaupt nichts verloren.
grosso