Wer wird eigentlich alles grad Jäger ?

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Nachdem der Jagdschein in 14 Tagen für 3k all in möglich ist, ist die Schwelle den "mal eben zu machen" halt deutlich geringer als wenn man 6 Monate 2 mal die Woche Abends irgendwo verbringen müsste.

Ohne Seitenhieb auf die Jagdschule geht es wohl nicht. Meine Frau hat bei einer Jagdschule den Schein gemacht und ich kann Dir versichern, nur mit den 14 Tagen vor Ort hätte da keiner bestanden. Während der Vorbereitung hat sie mich Dinge gefragt von denen auch mein Ausbilder bei der Kreisjägerschaft vor 36 Jahren mit Sicherheit noch nie etwas gehört hatte.

Vor allem hast Du also die eigene Unkenntnis offenbart.

Wenn Junior aus dem Jägerhaushalt den Schein macht, weiß der was richtig oder falsch ist und ich rede nicht von ominösen Abschußrichtlinien.

Auch bei den “Alten“ erlebe ich ab und an Dinge, die manch jüngerer mit Sicherheit nie tun würde. Und man sollte sich immer vergegenwärtigen „Tradition ist das weiterreichen der Flamme, nicht das Aufbewahren der Asche“. Ich kann mich z.B. noch gut erinnern, was kein Vater und ich uns anhören mussten, als wir in den 80igern mit dem Aufbrechen im Hängen angefangen haben. „Bin doch kein Metzger“ war da noch das harmloseste. Zum Glück konnte es uns egal sein, aber ab und an etwas frischer Wind schadet auch den Jägern mit Sicherheit nicht.
 
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Du profi hast schon gelesen dass ich selber in der Jagdschule war und der KJS Ausbildung nie das Wort geredet habe.
 
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Das hat nix mit Dynastie zu tun, sondern wie man was handhabt.
Wer bspw tatsächlich mit der Begründung auf die Jagd geht, er will vorallem Fleisch in der Kühltruhe haben, hat nichts, aber auch gar nichts von der deutschen Jagd verstanden.
Macht aber nix.
Naja, dann hat das aber doch auch nichts mit dem "Junior aus einem Jägerhaushalt" zu tun. Der kann sich noch auch nur die Truhe vollmachen wollen, wie vielleicht sein Vater auch schon.

Abgesehen davon, gehört das verwerten des geschossenen Stück ja auch zur deutschen Jagd.
 
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Du profi hast schon gelesen dass ich selber in der Jagdschule war und der KJS Ausbildung nie das Wort geredet habe.

Dann korrigiere ich mich dahingehend, dass nicht in jeder Jagdschule die 14 Tage in Präsenz für den Jagdschein reichen. Und nein, ich führe keine Statistik welcher User hier wo den Jagdschein gemacht hat ;)
 

steve

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Im Ausgangsposting steht das Interesse an der Natur nehme zu. Das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich empfinde es so, dass eine gewisse Naturentfremdung zunimmt. Man nutzt die Natur gerne für allerlei Aktivitäten. Interessieren tut man sich eigentlich nicht dafür. Und diesen Trend meine ich auch in der Jägerschaft ausmachen zu können. Wie die Pflanze da neben dem Pirschsteig heißt oder der Vogel der da trällert: Keine Ahnung. Muss ja auch nicht zwingend sein. Aber gesteigertes Interesse an der Natur selbst kann ich weder in Gesellschaft noch Jägerschaft erkennen.

Im Übrigen, ein gewisser Wandel ist sicher nicht verkehrt. Der volkstümelnde, klüngelnde Männerbund vergangener Tage würde wie aus der Zeit gefallen wirken. Ich komme mir selbst manchmal als Gestriger vor, wenn ich Bilder jagdlicher Influencer betrachte. Aber dann sitz ich abends nach einer schönen Klüngeljagd mit Freunden zusammen, trinke ein gutes Weinchen, der Karmin flackert und unterm Tisch jiffen die träumenden Hunde, dann fühl ich mich pudelwohl und vergesse, dass ich mit einem Teil der Jägerschaft nix mehr gemein habe.
 
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Ich habe im Moment nicht den Eindruck, daß es mehr Jagdscheinanwärter / Jungjäger gibt. In früheren Jahren hatten die angehenden Jungjäger mehr Berührungspunkte mit der Jagd und Jäger, bevor sie den Jagdschein angingen. Sei es durch Familie oder durch Freunde. Heute wird oftmals der Jagdschein gemacht, ohne das es Berührungspunkte mit der Jagd / Jäger gibt, aber man glaubt, die Jagd könnte etwas für einen sein. Aus diesen Jungjägern können gute Jäger werden, wenn sie denn das Jagen lernen wollen. Früher integrierten sich die Jungjäger unauffälliger in bestehende Jagdreviere, das lag vor allem an dem Nichtvorhandensein der sozialen Medien. Heute wird alles öffentlich kommuniziert, dreimal durchdiskutiert und anschließend doch anders gemacht, so daß es auch dem Letzten aufallen muß, da ist ein neuer Jungjäger!
 
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Als ich vor 50 Jahren die Jägerprüfung ablegte, waren welche dabei, die waren an der Jagd Null interessiert, wollten jedoch legal Waffen erwerben. Beim ersten Mal sind sie alle durchgefallen… In meiner großen Familie jagen mütterlicherseits fast alle, die Passion liegt im Blut. Schon als Kind wurde ich von den Onkels mit Jagdzeitschriften eingedeckt und durfte mit auf die Jagd. Wie es heutzutage aussieht mit den Gründen, den Jagdschein zu erwerben, entzieht sich meiner Kenntnis.
 
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Heute wird alles öffentlich kommuniziert, dreimal durchdiskutiert und anschließend doch anders gemacht, so daß es auch dem Letzten aufallen muß, da ist ein neuer Jungjäger!
Das ist sicherlich ein Faktor warum man subjektiv den Eindruck hat es würde immer mehr Jungjäger geben obwohl die faktisch seit 2018 nicht mehr der Fall ist.
Durch die sozialen Medien wird es einfach Sichtbarer und das verzerrt die Wahrnehmung.

Hinzu kommt noch, dass der Anteil der Jagscheinaspiranten aus dem urbanen Raum tatsächlich prozentual zugenommen hat.
Es treten sich also im städtischen Bereich mehr Jäger auf die Füße.

Dabei ist es auch nicht mal so, dass sich die Jagd jetzt merklich verjüngt. Das Durchschnittsalter der Prüflinge ist ~36 und liegt dabei nur 20 Jahre und dem Durchschnitt der Jägerschaft mit ~57 Jahren.

Auch hier ist die Fehlwahrnehmung wohl durch die sozialen Medien zu erklären da die "jüngeren Jungjäger" dort aktiver sind und entsprechend mehr auffallen.
Das Gros der Absolventen ist irgendwo zwischen 35 und 40 und hat mit Instagram und Co. wohl genau so wenig Berührungspunkte wie die ältere Fraktion hier.
 
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steve

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Das ist sicherlich ein Faktor warum man subjektiv den Eindruck hat es würde immer mehr Jungjäger geben obwohl die faktisch seit 2018 nicht mehr der Fall ist.

Ein weiterer Faktor dürfte auch sein, dass wir immer noch wahnsinnig hohe Zahlen haben. Es bestehen derzeit mehr Leute die Prüfung als vor 10 Jahren (geschweige denn vor 20 oder 30 Jahren) überhaupt teilgenommen haben. Und natürlich die im Vergleich früherer Jahre hohe Gesamtzahl der Jäger selbst.
 
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Ein weiterer Faktor dürfte auch sein, dass wir immer noch wahnsinnig hohe Zahlen haben. Es bestehen derzeit mehr Leute die Prüfung als vor 10 Jahren (geschweige denn vor 20 oder 30 Jahren) überhaupt teilgenommen haben. Und natürlich die im Vergleich früherer Jahre hohe Gesamtzahl der Jäger selbst.
Das stimmt natürlich auch. Die Zahl der Aspiranten ist noch relativ hoch, auch wenn sie inzwischen abklingt nachdem das Peak 2018 erreicht war.
Kombiniert mit Faktor das es noch viele alte Jäger mit Jagschein gibt, kommen wir so aktuell immer noch auf eine Rekordzahl an Jagdscheininhabern.

Das wird aber in ein paar Jahren kippen wenn die Demografie zuschlägt und immer mehr Jäger aufhören oder versterben. Das ist ist ja bei der Altersstruktur der deutschen Jägerschaft abzusehen.
Die relativ hohe Absolventenzahl der letzten 10-15 Jahre hat da ja nur für einen Aufschub gesorgt.
Hinzu kommt das es in Deutschland auf die Bevölkerung gerechnet ohnehin sehr wenig Jäger im Vergleich mit anderen europäischen Ländern gibt. Ich glaube die Quote war bei unter 0,5%.

Interessant wäre ja mal, wieviel der ca. 400.000 Jagscheininhabern in Deutschland überhaupt regelmäßig der Jagd nachgehen.
Ich würde aus dem Bauch max. die Hälfte tippen, mag mich da aber auch irren.
 
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Insofern darf man gespannt sein, ob sich die Jagd tatsächlich weiterhin in Richtung hocheffizientes Schalenwildmanagement durch zahlungswillige Erfüllungsgehilfen entwickeln wird oder ob das Pendel nicht doch irgendwann mit aller Macht zurückschlägt.
Vor diesem Hintergrund wage ich zu behaupten, dass aus ca. 20 % der "neuen Klientel" irgendwann mal richtige Jäger, ja sogar Hürschgerechte, hervortreten und dem etablierten Klüngel die Hölle heiß machen werden.

Lang ists nimmer hin, denn die Betonwand am Ende der Sackgasse zeichnet sich inzwischen deutlich ab.
 
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Guck mal wer heute alles Golf spielt, da ist es noch schlimmer.

Nicht mal HDCP 18 aber den 2022er Cobra LTD X Driver, den 2021er Evnroll Putter, Taylormade Fairway Hölzer, Titleist T100S Eisen, natürlich alles fully fitted, aber nicht in der Lage ne Runde ohne nen Ball ( natürlich nur Titleist Pro V1) zu verlieren, hacken sie den Platz kaputt.
Kommen alle 14 Tage einmal am Wochenende auf den Platz, weil der Club so weit weg ist.
 
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Naja, zumindest hat man sich da über Nachwuchs gefreut.
Wenn ich hier manche so lese habe ich eher das Gefühl, man würde es begrüßen wenn die Jagd in Deutschland mit einem selbst endet.

Hinzu kommt noch, dass der Anteil der Jagscheinaspiranten aus dem urbanen Raum tatsächlich prozentual zugenommen hat.
Es treten sich also im städtischen Bereich mehr Jäger auf die Füße.

Hi Benji,

ich denke, es kommen hier mehrere Aspekte zusammen, die Du indirekt auch schon angesprochen hast:

1. Verknappung einer limitierten Ressource (Jagdgelegenheiten) und die Furcht vor derselben

Einfach zu erklären ist wohl, dass es bei gleichbleibender bejagbarer Fläche und mehr Jägern die Angst vor Konkurrenz steigt, und dass dann das Argument über die unterschiedliche Ausbildung kommt. Oft gepaart mit: „Das ist nicht waidgerecht sowas !“ (Rückzug ins Konservative, Ausschluss)

Auch hier ist die Fehlwahrnehmung wohl durch die sozialen Medien zu erklären da die "jüngeren Jungjäger" dort aktiver sind und entsprechend mehr auffallen.

2. Falsche Erwartungshaltungen

Als frischer JJ erwartet man doch, dass man quasi händeringend gesucht wird. So wird es auf jeden Fall häufig dargestellt.

Die sozialen Medien tun ihr übriges dazu, die Jagd als sorgenfrei und verfügbar darzustellen. Zugegeben, ein Jagdfilm ohne Jagdmöglichkeit wär etwas langweilig. ;-)

Bei den jüngeren Influenzern stellen aber nicht wenige ihre sorgenfreie moderne Art zu jagen als das non plus ultra dar, das einzig Richtige.

Sie stellen zwar sich selbst, aber halt nicht den Durchschnitt dar. Und diesen Jagdinfluenzern wollen andere jüngere folgen (wortwörtlich wie im übertragenen Sinne). Da die Jagdinfluenzer meist aber bereits Jagdmöglichkeiten haben, ihre Follower aber nicht, entsteht bei ihren Followern eine falsche Erwartungshaltung mit der sie auf die reale Jagd treffen und oft wahrscheinlich anecken.

Jetzt können natürlich beide Lager ihre Vorurteile pflegen und die Wagenburgen schließen, und schon haben wir einen klassischen Generationenkonflikt.
 

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