Weibliches Rehwild 2023/2024

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Erstmal Waidmannsheil zu deinem Schmalreh.🌿

Ich habe nur eine Frage bezüglich des Ansprechens von Schmalrehen zu fortgeschrittener Jahreszeit (also nach Mai) und bei derart "grüner" Vegetation.
Ich habe meinen Jagdschein jetzt seit 2018 und bin davor auch schon unzählige Male mit auf dem Ansitz dabei gewesen, wenn mein Vater auf die Jagd gegangen ist, aber in Sachen Schmalrehe tu ich mich irgendwie sehr schwer.🧐

Die klassischen Ansprechmerkmale wie:
  • graziler Körperbau und hochläufig wirkend
  • keine erkennbare Spinne
  • früher durchgefärbt
  • abgeschlagen von der Gaiß (manchmal mit Jährling zusammen)
sind mir bekannt, aber oftmals trifft halt nicht alles auf ein entsprechendes Stück zu. Da ich nur Begeher in einem Revier bin, möchte ich auch nicht riskieren einen Fehlabschuss zu tätigen (ja der Muttertierschutz ist auch wichtig).
Bisher hab ich also noch kein Schmalreh erlegt (der Pächter will auch nur ganz schwache liegen sehen), aber ich würde gerne eine evtl. Chance auch nutzen wollen oder zumindest sicherer im Schürzenjägerbereich ansprechen können.

Wie macht Ihr das so, dass Ihr euch zu 100% sicher seit?🤔

Noch erstaunlicher finde ich aber, dass Einige im November noch sicher "Schmalrehe" ansprechen und erlegen können. Wie soll das denn funktionieren?😲


Da es sich um ein explizites "weibliches Rehwild" Thema handelt, hoffe ich, dass der Beitrag nicht verschoben wird.

LG. und bin gespannt auf die Antworten.
Kipplauf_Fan😎
 
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Guest
Nullhypothese. Ich weiß solange nicht, dass es ein Schmalreh ist, bis ich positive Anhaltspunkte dafür habe, dass es eins ist. Spricht auch nur ein Merkmal gegen Schmalreh: Kein Schuss.

Ich denke man kann die Jagd im Wald hier auch nicht pauschalisieren - gibt es doch genügend Wälder, die eben auf Schneisen, Aufforstungsflächen etc. ausreichende Ansprechmöglichkeiten bieten.

Wenn man sich dann jedoch mit der Schätzung auf +-1-2 kg aufhalten muss, mindert das die Strecke natürlich nochmal deutlich.

An deiner Stelle also: 1) Gewichtsschätzung 2) Positive Anhaltspunkte für Schmalreh finden 3) Feuer frei. Solltest du wegen der Vorgaben des Pächters über 1) gar nicht erst hinaus kommen, kannst du dich ja ohne Zugzwang mit 2) beschäftigen.
 
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Ich gehöre zu der Fraktion Wald mit teils wenig Ansprechzeit. Körperbau, Verhalten, Spinne. Vor allem aber die Kenntnis um die allgemeine Beschaffenheit des Rehwildes im entsprechenden Revier.
Wenn ich ein Stück in Anblick bekomme und mir ohne irgendwelche Merkmale schon fast sicher bin das es ein Schmales ist, dann wird genau geschaut. Habe ich beim ersten Anblick auch nur den geringsten Zweifel, dann lass ich es sein.
 
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@Kipplauf_Fan:

Irgendwann nach Jahren entwickelt man einfach einen Blick dafür, genau beschreiben kann ich das auch nicht. Aber sowohl die Holde als auch ich erlegen bis in den Herbst hinein Schmalrehe, bislang ohne Verwechslung.

- Als erstes fällt immer das im Gegensatz zur Geiß recht unbeschwerte Gehabe eines Schmalrehs auf; sie erscheinen oft unvermittelt auf der Bildfläche, ohne große Vorsicht. Oft hüpfen sie auch mal unmotiviert einfach so rum, was du bei einer Geiß nicht mehr sehen wirst.
- Sicherstes Ansprechmerkmal im Mai/Juni ist der Blick von hinten zwischen die Beine
- Deutlich früher durchgefärbt als eine Geiß
- Ein Schmalreh ist zierlicher als eine Geiß; der Körperbau kürzer/quadratischer, dafür im Verhältnis längere Läufe; zudem erscheint der Kopf kindlicher im Ausdruck und ist auch kürzer, die Lauscher wirken überproportional lang
- Von vorne betrachtet stehen die Vorderläufe sehr eng beieinander

Wenn alle Merkmale zutreffen: Feuer frei!
 
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In dubio pro reo, im Zweifel für das Reh, das gilt.
Bei mir hat sich im Laufe der Jahre schon ein Blick für Schmalrehe entwickelt, d.h. wenn ich ein einzelnes weibliches Reh sehe, laufen unbewusst schon ein paar Checks im Unterbewusstsein ab. Heraus kommt dann: Ricke, Schmalreh, könnte Schmalreh sein. Am gefährlichsten ist das letzte Ergebnis.
Es gibt Unterschiede im Verhalten und im Aussehen, ein paar hast du ja schon genannt.
Aber erstmal zum Verhalten: Ricken sind vorsichtiger, insbesondere, wenn sie gesetzt haben. Sie äsen auf einem engen Bereich, sichern häufig und lange. Schmalrehe kommen dagegen zügig heraus und klappern einen größeren Bereich ab, sind vom Verhalten noch jugendlich-unbesorgt. Wenn sie sichern, machen sie das nicht so lang und in Situationen, in denen Ricken schon abgesprungen wären, sind sie eher unschlüssig und beruhigen sich auch wieder.

Zum Aussehen habe ich mal in meinem Archiv nachgesehen, von Schmalrehen habe ich aber weniger Bilder, weil ich die eher schieße als fotografiere. Daher fange ich auch mit Ricken an.
Im Frühjahr, kurz vorm Setzen, dick und rund, Spinne unmittelbar vorm Setzen schon deutlich sichtbar
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Wenn sie dann durchgefärbt sind und die Spinne nicht mehr ganz so prall ist, wird es schwieriger.
Hier so ein Beispiel
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Bei mir kommt da schon Ricke, die Farbe, der Kopf. Wenn man weiter beobachtet (Hektik ist dann Gift), bemerkt man die eingefallenen Flanken, das Dreieck vor den Keulen und erkennt auch seitlich die Spinne, den hellen Streifen hinter der Keule.
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Wenn das Stück dann weiterzieht, kann man auch die Spinne besser erkennen, wenn die Vegetation und der Winkel es zulassen.
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Anderes Beispiel, weibliches Stück in hohem Gras Anfang Juni. Ricke, Blick zwischen die Keulen auch nicht möglich, also leben lassen.
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Nach einiger Zeit dann die Bestätigung
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Wird fortgesetzt
 
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Noch ein Beispiel, Mitte/Ende Juli
Kräftig rot, kaum eingefallene Flanken, aber großrahmig...
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Bei dem niedrigen Gras kann man gut beobachten und siehe da
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Noch etwas später im Jahr. Großrahmig, Rickenkopf, nicht so knallrot
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Das Kitz stand 20 m weiter.

Und jetzt mal Schmalrehe
Mitte Mai, noch nicht weit verfärbt, aber schlank, keine Spinne, kräftig rot - das, was bereits rot ist.
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Schlank, jugendliches Erscheinungsbild
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keine Spinne
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Und hier nochmal ein Prototyp eines Schmalrehs
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Die meisten Schmalrehe haben in der Sommerdecke auch einen sehr kleinen Spiegel, d.h. im enstpannten Zustand sieht man kaum ein weißes Haar, weil es von den seitlichen roten Haaren abgedeckt wird.
Das sind alles meine subjektiven Erfahrungen, die ich wiederzugeben versuche. Bilder geben auch nur Momente wieder. Wichtig ist, das du den Blick dafür kommst, wie eine Spinne, insbesondere im schon etwas zurückgebildeten Zustand aussieht, denn das ist letztlich das wichtigste Unterscheidungskriterium.
Im Winterhaar ein einzelnes weibliches erwachsenes Reh sicher als Ricke oder Schmalreh anzusprechen ist m.E. nicht möglich. Ich kann es nicht, aber ich mache das auch erst 35 Jahre, vielleicht liegt es daran.
 
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Ohne direkten vergleich kann auch eine Schwache Ricke Optisch sich nicht vom Schmalreh unterscheiden da kann hier jeder sagen was er will.
Die einzige 100% sichere Methode ist das Gebiss zu begutachten.

Deswegen bleibt bei mir ab Juni der Finger auf weibliches Rehwild gerade!
 
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Das einzige und absolut entscheidende Merkmal ist und bleibt die Spinne. Wer das als zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal anwendet, wird keine führende Geiß mit Schmalrehfigur oder einem zierlichen Aussehen erlegen. Das einzige was passieren kann: Man läßt das ein oder andere Schmalreh laufen, weil man ihm nicht zwischen die Schenken schauen kann, oder ganz selten, man erlegt mal eine nicht führende, nicht innehabende Geiß, die in diesem Jahr einfach leer geblieben ist. Das ist aus wildbiologischer Sicht aber kein Verlust (und einzuordnen wie ein versehentlich im Dezember erlegter Rehbock), in 99 von 100 Fällen wird dieses Reh entweder unterdurchschnittlich schwach sein oder aus gesundheitlichen/ernährungstechnischen Gründen im vergangenen dreiviertel Jahr die Embryonen verloren haben. Wenn so was öfters vorkommt, dann stimmt mit dem Rehwild dort insgesamt etwas nicht...

Ansonsten seh ich es ähnlich, an spätestens Mitte Juni wird es zusehends schwieriger, Schmalrehe als solche anzusprechen und lass sie dann halt einfach laufen, bis in den Herbst.
 

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