Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

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Selbstverständlich, aber nicht ausschließlich. Auch bei uns gabs früher mehr Holzbauten. Ist in der Architektur teils wieder im Kommen aber eher zäh. Die Wirtschaft (Bauindustrie) hat(te) die Architekten u. Planer ganz gut im Griff.

Genau, das hat nicht unbedingt was mit "Wirtschaft" im Sinne von "wirtschaftlich" zu tun, sondern mit "was der (Er-)Bauer nicht kennt, verwendet er nicht" und mit sowas wie z.B. der Brandenburger Bauordnung, wo lange Jahre Holzbauten diskriminiert wurden. Seit dem das aufgehoben ist, steigt die Holzbauquote. Bei einigen Dingen (Aufstockungen im Altbaubereich in Städten) ist Holz auch m.W. wirtschaftlich konkurrenzlos.
 
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Wie groß ist denn dann die Entscheidungsfreiheit in Revier?

Ist dir nicht genau vorgeschrieben, wo du wann was hinzupflanzen hast?


Gruß

HWL

Grundsätzlich entscheidet das bei uns der Waldbesitzer im Privatwald bzw. Kommunalwald (dort der Gemeinderat bzw. Bürgermeister). Im Staatswald gibts sog. Operate, die darin entsprechende Vorgaben machen. Die sind aber nicht zu 100% verbindlich, vielmehr geben sie eine Handlungsempfehlung und kein Diktat. Als Revierleiter hast Du jederzeit die Möglichkeit, Vorschläge mit einzubringen oder wirst auch in die Erarbeitung der Operate / Forsteinrichtung eingebunden. Im K und PWald kannst Du i.d.R. über die Beratung Einfluss auf den WB nehmen. Im KWald wird dazu meistens auch noch die Zustimmung des Vorgesetzten benötigt, im Staatswald wird das nicht viel anders sein. Aber wenn Die Chefs +- auf Deiner Linie sind und Du nichts total verrücktes auf großer Fläche machst, geht das normalerweise durch.

Oft spielt Dir dabei die Förderung in die Karten, weil die sich zumindest bei uns schon stark an der Klimatolleranz richtet. Aber wie gesagt, es entscheidet der Grundbesitzer, was auf der Fläche gepflanzt wird, schon auch deswegen, weil er ja hinter der Entscheidung für das nächste Jahrhundert stehen muss.

Dazu gibt es auch immerwieder Fälle, wo sich Bestände überraschend schnell auflösen und eine Lösung gesucht werden muss, wo das Operat noch garkein Problem gesehen hat. Hatte ich heuer, da hat sich eine 40 bis 50 Jährige Fichte verabschiedet. Drunter nur trockene Nadeln, keine Konkurrenzvegetation. Die Chance haben wir gleich genutzt und haben auf der Fläche Eicheln eingesäht. Das funktioniert aber nur, wenn es auch eine Mast hat. In 2 Jahren könnt man dadrauf nimmer sähen, dann wär vermutlich das Unkraut explodiert...

Die Pflanzung alleine ist auch nicht die einzige Gestalltungsmöglichkeit. Über Pflegen, Durchforstungen und Lichtstellungen im Verjüngungsbestand hast Du als Förster ebenfalls die Möglichkeit, steuernd auf den künftigen Wald einzuwirken.
 
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Selbstverständlich, aber nicht ausschließlich. Auch bei uns gabs früher mehr Holzbauten. Ist in der Architektur teils wieder im Kommen aber eher zäh. Die Wirtschaft (Bauindustrie) hat(te) die Architekten u. Planer ganz gut im Griff.

Es steht jedem frei, selbst mit Holz zu bauen. Meine Eltern haben das vor 25 Jahren getan (Blockbohle) und mit meiner Frau hab ich ebenfalls ein masives Holzhaus gebaut. Bereut haben es weder meine Eltern noch wir bislang. (und unter uns: es ist auch schon geil, wenn Du nicht für jedes Geweih nen Dübel in die Wand bohren musst. Nagel oder Spax rein und fertisch!)
 
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Hallo zusammen, der ein oder andere hat hier die Eichensaat auf ehemaligen Fichtenflächen erwähnt. Wie habt ihr das konkret gemacht? Saatstreifen gefräst / gemulcht? Wie kommen die jungen Eichen auf der Freifläche zurecht? Danke vorab für eure Info.
 
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Hallo zusammen, der ein oder andere hat hier die Eichensaat auf ehemaligen Fichtenflächen erwähnt. Wie habt ihr das konkret gemacht? Saatstreifen gefräst / gemulcht? Wie kommen die jungen Eichen auf der Freifläche zurecht? Danke vorab für eure Info.

Das würde mich auch interessieren, und wenn Fräse oder Mulcher, wie sind eure Erfahrungen mit Anflug. Hier müsste doch das Risiko weit höher sein, dass ich fruchtbaren Boden für allen Anflug öffne und die Eiche sich unter der Konkurrenz nicht entwickelt oder ich einen recht grossen Pflegeaufwand habe.
 
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Mannlicher764

Guest
Moin,
ich war heute mal kurz los und habe Fotos der Eiche gemacht. Die Eichenfläche des PW wird regelmäßig von Birke befreit. Wir waren jetzt das 3 mal seit Pflanzung drin. Ok, unsere Fläche ist von einer Seite Wald und einem Waldknick umgeben. Trotzdem zur gleichen Zeit begründet und gleiche Standortverhältnisse. Die Fläche des PW wurde komplett gemulcht unsere nur locker geräumt.
IMG_0452.jpgIMG_0457.jpg
 
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Hallo zusammen, der ein oder andere hat hier die Eichensaat auf ehemaligen Fichtenflächen erwähnt. Wie habt ihr das konkret gemacht? Saatstreifen gefräst / gemulcht? Wie kommen die jungen Eichen auf der Freifläche zurecht? Danke vorab für eure Info.

Das klassische Spessarter Verfahren sieht folgendes Vorgehen vor:
Auflichten, möglichst aus einem dichten Bestand auf einen Beschirmungsgrad von 0,3 bis 0,4, Reisig auf Haufen/Wälle schieben, Pflügen (Scheibenpflug) Reihenabstand 1,2 bis 1,8m. 10 bis 12 Zentner ja Ha in die Rillen. Zaun mit Bodenlatte (Sauen!) Im Jahr daruf, spätestens im 2.Jahr den Schirm bi auf ein paar einzelne Überhälter (meist Eichen) komplett räumen. Wenn Buchen im Vorbestand waren, sollte der Nebenbestand von alleine kommen oder schon in den Startlöchern stehen. Wenn der fehlt, werden irgendwann Buchenwildlinge dazu gepflanzt.

Ich hab mittlerweile einige Eichensaatflächen angelegt und bin zu folgender Erkenntnis gekommen: Auf Flächen, die bereits stark verunkrautet (Brombeer, Landreitgras usw.) sind - lasst die Finger davon. Wir haben eine Saatfläche auf einer vier oder fünf Jahren alten Windwurffläche angelegt, wir haben die ersten drei Jahre je zwei bis drei mal ausgegrast, danach immernoch mindestens einmal. Auf der Freifläche hat uns der Spätfrost im ersten Jahr viel kaputt gemacht. Letztes Jahr nochmals. Nebenan hatten wir noch nen Kiefernschirm, darunter ist es deutlich besser gelaufen und die Fläche steht inzwischen TOP da, u.a. auch weil kein Spätfrost kam, aber der Pflegeaufwand ist gigantisch gewesen!!! Wichtig, wie schon mal geschrieben: Die Eiche muss einen Johannistrieb schieben, sonst geht sie unter. (BTW: Die Douglasien, die wir nebenann gepflanzt haben, haben wir nur drei Jahre und jeweils einmal ausgerast.)
Die Flächen hatten wir im Vorfeld gemulcht (Alte Stöcke und Reisig in brusthoher Brombeer, Brennessel, Kalamagrostis, Holunder...) und anschließend die oberen 20 cm flächig gefräst.

2. Variante, ebenfalls Buntsandstein: Kiefer junge AD mit flächig Heidelbeer darunter: Streifenweise Fräsen mir Forstfräse (ca. 90cm) hinter nem Weinbergschlepper. Abstrand der Frässtreifen zueinander 1 bis 2,5m (was die Kiefern arlaubt haben). Kiefern mit Harvester kräftig Durchforsten (Schirm 0,6 bis 0,8) Einsähen der Eicheln auf der Breite des Frässtreifens. Nachlichten über der Eiche nach Lichtbedürfnis. Ggf Nebenbestand (Bu, HBu, Linde) gleihzeitig mit einsähen aber punktuell etwa im Abstand 5x5m.
Vorteil: Diese Flächen neigen definitiv nicht dazu, in asehbarer Zeit eine Konkurrenzvegetation zu entwickel.

Empfehlung meinerseits:
1. Nicht am Saatgut sparen, das macht auch Mäuseschäden zu einem deutlich kleineren Problem. Wir sähen 3 bis 400kg Eicheln/ha bzw. 80 bis 120kg/ha Bucheckern. Jeweils eigenes Saatgut. Beerntung mit Netzen.
2. Wo eine starke Verunkrautung droht, die Eicheln in einer möglichst schmalen Rille (10 bis 15cm) ausbringen. Das erleichtert das ausgrasen ungemein.
3. Wo eine starke/hohe Verunkrautung bereits existiert, eine andere Bauart pflanzen (nicht sähen!)
4. Bodenbearbeitungsverfahren bei Eiche relativ wurscht (Fräsen, Scheibenpflug, Händisch...)
5. Buchensaatfläche möglichst nicht fräsen. Besser schälen (Scheibenpflug, Riefe harken). wenn der Boden zu locker ist, fehlt der kapilare Aufstieg und die Sämlinge vertrocknen leider oft.
6. das Saatgut braucht Anschluss an den Mineralboden. Abgedeckt wird es in etwa mit der doppelten Korngröße: Buche 1-3cm. Eiche 3 bis 5cm.
7. Die Saatflächen mit mindestens einer weiteren Baumart anreichern (Backup). Lieber hinterher ein Pflegeluxusproblem haben, als ne Saat, die komplett ausgefallen ist...
 
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PS: Ich bin bei der Eiche inzwischen von der Pflanzung wieder abgerückt. da Fehlt mir zu viel Wurzel. Die Jungen Eichen hocken nach der Pflanzung oft erstmal zwei bis drei Jahre bevor Sie in die Höhe wachsen. Zudem gibt es Untersuchungen, dass Sie bei der Pflanzung Ihre Pfahlwurzel verlieren und auch keine mehr ausbilden (Windwurfgefahr im Alter). Drum lieber Saat oder noch besser Naturverjüngung wo immer möglich. Zudem kommen gesähte bzw. Naturverjüngte Eichen einige (wenige) Jahre mit weniger Licht aus, wie die gepflanzten. Weniger Licht, weniger Konkurrenz!

@Mannlicher: Schöne Bilder! Deckt sich auch mit meiner Erfahrung, dass Eichen mit einem leichten Schirm oft besser zurecht kommen, wie oben ohne. Der Schirm muss aber jedes JAhr, spätestens jedes zweite durchmustert werden!
Früher gab es mal die Regel, dass Eichenkulturen bis 10 Jahre 1m Jährlich, bis 20 Jahre alle 2 Jahre, bis 30 alle 3 Jahre usw. Gepflegt gehören. Früh, mäßig, oft!
 
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Hm ... zu den Eichen - meine Tochter kam so `06 von der Schule heim und erklärte mir,
dass sie heute u.A. gelernt habe, wie der Förster die Eichen in den Wald bekommt.
Die Förster würden eine flache Kiste etwas erhöht in den Wald stellen und den Tieren
Eicheln anbieten. Die Wildschweine kämen nicht ran ... aber Eichhörnchen und Elster.
Die eine Hälfte der Eicheln würde gefressen, die andere Hälfte würde von den Tieren
bevorratet werden, also versteckt und verbuddelt werden.
Nachdem die Tiere ihre Verstecke nicht alle finden, pflanzen die Tiere neue Eichen.
Sie fand ihre Exkursion und den damit verbundenen Lernstoff absolut klasse ... .
 
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Eichen aus Hähersaat/Eichhörnchen gibt es bei uns regelmäßig, ich denke in manchen Beständen wird sie dadurch einen Anteil von 5 % erreichen können, wenn man sie bei der Pflege nicht vergisst, bzw. diese zu spät kommt oder ein Nassschnee die Eichen umdrückt, so wie letzte Woche :-(

Eine Frage zu der Bodenbearbeitung: das mehr oder weniger flächige fräsen oder pflügen ist doch nach FSC / PEFC ausgeschlossen? Unabhängig davon: wie verwittern die genannten Buntsandsteinböden? Unsere selten sandig (da würde mich eine flächige Befahrung nicht so grämen), meist lehmig oder sogar tonig - da wollte ich keine Maschine über die ganze Fläche fahren lassen.
Das Problem der abgeschnittenen Pfahlwurzel ist nicht weg zu diskutieren. Wäre es eine Alternative, alte Pflanzgärten wieder zu aktivieren, um genau die industrielle Produktion zu vermeiden? In meiner Nähe hat ein Großprivater tatsächlich wieder so etwas aufgemacht - weil der um jeden Cent kämpft, stimmt mich das nachdenklich.
 
M

Mannlicher764

Guest
Hier 2 Bilder von einer ausgegrabenen Saateiche und einer gepflanzten im Vergleich und einer von einem Pferd gezogenen Saatmaschine. Das funktioniert sehr gut. Die Ergebnisse waren wirklich gut. Allerdings wird die Maschine wohl mittlerweile nicht mehr eingesetzt und weiterentwickelt, da der Ideengeber verstorben ist.IMG_0467.jpgIMG_0468.jpg
 
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Hm ... zu den Eichen - meine Tochter kam so `06 von der Schule heim und erklärte mir,
dass sie heute u.A. gelernt habe, wie der Förster die Eichen in den Wald bekommt.
Die Förster würden eine flache Kiste etwas erhöht in den Wald stellen und den Tieren
Eicheln anbieten. Die Wildschweine kämen nicht ran ... aber Eichhörnchen und Elster.
Die eine Hälfte der Eicheln würde gefressen, die andere Hälfte würde von den Tieren
bevorratet werden, also versteckt und verbuddelt werden.
Nachdem die Tiere ihre Verstecke nicht alle finden, pflanzen die Tiere neue Eichen.
Sie fand ihre Exkursion und den damit verbundenen Lernstoff absolut klasse ... .

Hier ein LINK aus meiner Nachbarschaft.
Die Betriebsfläche wird in naher Zukunft frei von Fichten sein.
Seit einigen Jahren werden gezielt Eicheln, Bucheckern, Baumhasel, etc. vorgelegt und von den Hähern vergraben. Die Erfolge zeigen sich in lichten Althölzern.

Vor und nach der Samenvorlage wird mit Mais und Sonnenblumen gefüttert. Erstens um möglichst viele Vögel zu locken und später weiter zu füttern, damit sie "ihre" Nahrungsdepots nicht brauchen.

Derzeit wird eine Diplomarbeit an der BOKU Wien dazu verfasst.

Microsoft Word - ProSilva_Exkursionsleitfaden_Stift Altenburg_20092019.docx (prosilvaaustria.at)

Ps. Falls mal wer zufällig in der Gegend ist. Der Förster dort ist sehr nett und macht gerne Führungen für Interessierte!
 
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z/7

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Das Problem der abgeschnittenen Pfahlwurzel ist nicht weg zu diskutieren. Wäre es eine Alternative, alte Pflanzgärten wieder zu aktivieren, um genau die industrielle Produktion zu vermeiden? In meiner Nähe hat ein Großprivater tatsächlich wieder so etwas aufgemacht - weil der um jeden Cent kämpft, stimmt mich das nachdenklich.
Um das Unterschneiden kommt er auch im privaten Pflanzbeet nicht rum. Siehst ja an der Aufnahme von @Mannlicher764 . Die gehen schon in den ersten zwei Jahren so tief runter, daß man sie ohne die Wurzel zu beschädigen nimmer rauskriegt. Höchstens vllt auf purem Grobsand.
 

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