Ein kleiner Erfahrungsbericht zu meinem Customprojekt bei Michael Velser, das wohl nun leider geplatzt zu sein scheint.
Wir waren uns über das Rahmenprogramm mit allen Einzelheiten der Waffe bereits komplett einig.
Es sollte als Basis eine Working Rifle sein mit einigen Zusätzen:
- ausgewähltes Steyr 1912 System,
- Kal. 7x64
- 60cm LW-Lauf mit Matchbehandlung, 16,5mm Durchnesser, M15x1 Gewinde ohne offene Visierung
- flache Ringriemenbügel
- Recknagel Flintenabzug (700g)
- gerader, verlängerter Kammerstengel,
- Secura Sicherung
- Metallteile hochglanzpoliert und brüniert,
- vorgefräster ausgewählter Nussbaumschaft mit HK7 (ausgewählt nach Fotos), gerader Schaftrücken, deutsche Backe, volle Kunststoffbettung (der Schaft war mein absolutes Ideal- und Sinnbild hinsichtlich Maserung und Aussehen!)
- Express Schaftriemenbügel
- Doppelte Querstollenverschraubung
- Ebenholzabschluss am Vorderschaft
- Montage eines vorhandenen Z8i 2-16x50 SR auf Recknagel Schwenkmontage
- Velser Drückjagdlösung Aimpoint Micro H2 auf Recknagel Recknagel ERA Schwenkmontage
Das Volumen des Auftrages belief sich auf rund 7000€, das meine persönliche Grenze für ein custom 98 Projekt sein musste.
Bei diesem Preis bat ich ihn in einer letzten Email, mir zur definitiven schriftlichen Auftragserteilung und vor Übersendung der ersten 40% als Anzahlung noch drei kleine Dinge ins Angebot/Vertrag mit einzufügen:
- die Höhe der Anzahlung
- die momentan ungefähre(!) Lieferzeit in Monaten (laut seiner Aussage ca. 12 Monate) sowie
- die späteste/maximale Dauer bis zur Fertigstellung, frei für ihn zu wählen(!) (z.B. „es ist momentan mit mindestens 12 Monaten zu rechnen, späteste Fertigstellung bis 18/24 Monate nach Auftragserteilung und Anzahlung“)
Darauf hin kam eine Antwort, die mich als Kunden auf geschäftlicher Ebene mehr als verwundert und als Mensch traurig gemacht hat.
Neben einer persönlichen Erklärung, weshalb er nicht in der Lage ist eine maximale Lieferzeit schriftlich geben zu können, kam dann noch ein spitzer Kommentar dass er ja auch bei mir nicht die Garantie hätte an das Geld zu kommen, selbst wenn er fristgerecht liefern würde.
Da war ich persönlich so baff und auch in meiner Kundenehre gekränkt, dass ich ihm schriftlich meine Enttäuschung ausführlich erklärte. Wie gesagt, es handelte sich mit 7000€ weiß Gott sicherlich nicht um sein größtes Auftragsvolumen, aber sicher ist es auch keine Bestellung einer 800€-Bergara-Plempe aus dem Regal.
Bei solch einem Betrag, der auch von mir (leider noch) nicht leichtfertig aus der Portokasse gezahlt wird, sehe ich die Schaffung von gewissen „Sicherheiten“ für beide Seiten in Form einer schriftlichen Vereinbarung als essentiell an. Wenn das auf Gedeih und Verderb nicht möglich ist, ist das für mich zwar unverständlich (schließlich war der Zeitraum für ihn frei bestimmbar), aber immer noch okay.
Dass dann jedoch ein Kunde - in solch einer Preiskategorie - als nicht zahlungskräftig und damit unzuverlässig dargestellt wird, obwohl dieser sich um sichere Vertragsverhältnisse für beide Seiten bemüht, brachte für mich das Fass zum Überlaufen.
Entweder die Auftragsbücher sind so voll, dass er die „kleineren“ Lichter nicht nötig hat, oder er ist eben wie so viele Büchsenmacher: handwerklich in ihrer eigenen Liga, Marketing- und Geschäftsmännisch absolute Katastrophe.
Da ich auf meine Absage keinerlei Antwort erhielt, um vielleicht für beide Seiten einen Kompromiss zu schaffen und das Projekt trotzdem noch zu realisieren, gehe ich von Ersterem aus.
Schade, jetzt muss ich nach einem anderen Büchsenmacher suchen, der das Projekt in dem Rahmen realisieren kann und auch möchte.